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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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mütterlich und strich ihm eine dichte kastanienbraune Locke glatt. »Und jetzt setzt euch und esst. Ihr müsst nach der langen Reise am Verhungern sein.« Rasch räumte sie die leeren Gläser weg und stellte eine große Teekanne auf den Tisch, während alle geräuschvoll Platz nahmen. Neugierig sah Alice zu, wie ihre Tante sich bückte und in den großen Herd spähte, bevor sie zum Tisch zurückkehrte, um den Kuchen aufzuschneiden. Unter einem alten Handtuch hatte sie zwei winzige, wuschelige Kätzchen entdeckt.
    »Sie wurden letzte Nacht geboren. Ihre Mutter hat sie auf die Türschwelle gelegt«, erklärte Bea lächelnd, als sie Alices Begeisterung sah. Mit einem scharfen Messer schnitt sie in den saftigen Schokoladenkuchen. »Es gibt hier viel zu tun, was dir Spaß machen wird. Später kannst du mir helfen, sie zu füttern, und morgen Früh soll Katie dir zeigen, wie man die Ziegen melkt, bevor wir dich in deine neue Schule bringen. Und nach dem Tee führen deine Cousins dich ein bisschen herum, damit ihr euch alle besser kennen lernt.« Angesichts dieser Pläne erhellte sich Alices Miene. Beschützend legte sie den Arm um Ben, der schweigend dasaß, und verzog kurz den Mund zu einem Lächeln. Als Katie ihr lächelnd die Plätzchen hinhielt, nahm sie dankbar eines. Vielleicht würde es hier ja doch schön werden. Und den gehässigen Augenausdruck ihrer Cousine hatte sie sich wegen ihrer Müdigkeit sicher nur eingebildet.
    Erleichterung überkam Thomas nach der langen Fahrt und er fühlte sich im Haus seiner Schwester sicher und geborgen. Er sank auf einen Stuhl und schlug die Hände vors Gesicht. Tante Bea drückte jedem Kind ein extra Stück Kuchen in die Hand und scheuchte alle mit der Ermahnung, bloß die guten Sachen zu schonen, nach draußen. Dann wandte sie sich wieder ihrem Bruder zu.
    Alice führte Ben aus dem Haus. Einerseits fühlte sie sich verpflichtet, ihrem trauernden Vater zur Seite zu stehen, andererseits aber sehnte sie sich danach, endlich wieder einmal unbefangen zu spielen. Bald kehrte ihre kindliche Unbeschwertheit zurück, als Katie und die drei Jungen ihnen Haus und Garten zeigten.
    »Du schläfst da drüben«, verkündete Katie unvermittelt. Sie zeigte auf die andere Seite des schmalen Bettes, das auf der winzigen Veranda stand. Diese war auf drei Seiten mit einem dicken, mit zerschlissenem Fliegengitter bespannten Holzrahmen abgetrennt.
    »Schlafen«, wiederholte Buddy, rempelte Alice versehentlich an und jagte ihr einen ziemlichen Schrecken ein, als er sich tot stellte und auf das Bett fallen ließ. Die Federn quietschten laut, und Katie zog ihn lachend wieder auf die Beine. Daraufhin sprangen die Zwillinge auf dem Bett hin und her und beschmutzten dabei die dünne Decke.
    Katies Gelächter wurde von Wut abgelöst. »Wenn ihr nicht gleich verschwindet, werd ich es euch zeigen!«, schrie sie und holte nach ihnen aus. Die beiden ergriffen johlend die Flucht.
    »Können wir uns die Ziegen anschauen?«, schlug Alice vor, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass nicht sie die Schuld an dem Wutanfall ihrer Cousine trug.
    Katie rümpfte die Nase und verzog das Gesicht. »Dämliche Mistviecher.« Ihr Blick verfinsterte sich, als sie ihren Vater über die Koppel kommen sah. »Mein Dad sagt, er kann es sich nicht leisten, dass du und Ben bei uns wohnt. Er meint, wir hätten schon genug Mäuler zu stopfen und bräuchten keine Gäste mehr.« Katie streifte die Gummibänder von ihren dicken Zöpfen und schüttelte ihr goldenes Haar aus. Dann warf sie Alice einen triumphierenden Blick zu. »Aber wir schaffen das schon. Mum findet immer einen Weg«, fügte sie gönnerhaft hinzu.
    Alice schluckte die Trauer hinunter, die in ihr aufsteigen wollte. Durch die Worte ihrer Cousine fühlte sie sich wie ein Eindringling, und dass Katie ihre Mutter erwähnt hatte, führte Alice ihren eigenen Verlust nur um so schmerzlicher vor Augen. Sie spürte ein Stechen in der Brust.
    Die Zeit reichte ohnehin nicht mehr für einen Besuch bei den Ziegen, aber Alices Stimmung erhellte sich ein wenig, als Tante Bea ihr erlaubte, die winzigen verwaisten Kätzlein in die Hand zu nehmen. Dabei plauderte die Tante fröhlich über die Freundschaften, die sie und Ben sicher in ihrer neuen Schule schließen würden. Beim Zubettgehen freute sich Alice bereits auf den nächsten Tag.
    Alices erste Nacht in ihrem neuen Zuhause war bei weitem nicht so schön und aufregend, wie sie es sich ausgemalt hatte. Auf der Veranda war es kühl, aus

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