Weites Land der Träume
sich aufnehmen, sondern auch ihre Ausbildung finanzieren müsste, hat sie ganz schnell einen Rückzieher gemacht.«
»Und Teddy?«, fragte Bea und griff nach Alices Hand. Fest entschlossen, nicht wieder in Tränen auszubrechen, wandte Alice sich ab.
»Eigentlich wollte er nie Kinder. Er hat sie geliebt, weil sie eben da waren.«
»Diese Monica hat doch auch ein Kind, oder nicht?«
Alice nickte. »Phillip verbringt die meisten Zeit bei seinem Dad und den Rennpferden«, erklärte sie. »Und wenn er acht wird, verfrachten sie ihn in ein Internat. Wenigstens werde ich wegen Ben in dieser Hinsicht keine Auseinandersetzung mit Teddy haben.« Sie pflückte ein paar Krümel vom Teller. »Wir haben vereinbart, dass Teddy alle sechs Monate herkommt. Wenn die Kinder älter sind, können sie ihren Dad auch in England besuchen.«
»Also kommt er vermutlich im Juli?«, erkundigte sich Bea missmutig.
»Offen gestanden nehme ich das nicht an. Es ist ihm bestimmt zu umständlich, und außerdem ist er momentan absolut pleite.«
»Wie kann ein Mensch mit seiner Herkunft pleite sein?«, verwunderte sich Bea.
»Ganz einfach. Er ist unfähig, mit Geld umzugehen, weil er es nie gelernt hat. Wenn es bei uns eng wurde, ist Lady T. für uns in die Bresche gesprungen. Ich kam mir immer vor wie eine Versagerin.« Alice nestelte am Tischtuch herum. »Ich habe ihn geliebt, doch im Grunde meines Herzens wusste ich immer, dass er nie erwachsen werden würde.« Mit einem Seufzer tätschelte Tante Bea Alice den Arm.
»Was hast du jetzt eigentlich vor?«, fragte Bea und biss in ihren Obstkuchen.
»Ich werde mein Schloss bauen«, erwiderte Alice grinsend.
»Du lässt dich einfach nicht beirren, was Alice?«, meinte Bea und war erleichtert, dass Alices Kampfgeist sich wieder meldete. »Wie willst du das anstellen und mit welchem Geld?«
Alice rückte näher an ihre Tante heran, griff nach ihren rauen Händen und erklärte ihr ihren Plan, eine Schaffarm zu gründen. Ihre Begeisterung wuchs, je mehr sie erzählte.
»Und wie ich dich kenne, wirst du es schaffen«, sagte Bea. »Es gibt zwar hier in der Gegend noch einige eingefleischte Konservative, aber du kannst dich auf mich und auf Ray verlassen.«
Die Zeit verging wie im Fluge, als die beiden Frauen sich weiter unterhielten. Schließlich stand Bea mühsam auf und unterdrückte ein Gähnen. »Es ist so schön, dich wieder hier zu haben, aber wenn du morgen frisch und munter sein und Besuche machen willst, solltest du dich jetzt besser hinlegen.« Alice gab ihrer Tante einen zärtlichen Kuss und ging zu Bett.
Am nächsten Morgen vereinbarte Bea einen Termin mit dem Filialleiter der Bank und einem Immobilienmakler.
Als Alice und Teddy sich auf eine offizielle Trennung geeinigt hatten, hatte er darauf bestanden, dass sie allen Schmuck behielt. Im Laufe ihrer Ehejahre hatte sie so ein ziemliches Vermögen angesammelt. Auch wenn Teddys Verrat immer noch wehtat, hatte sie es nicht über sich gebracht, ihn endgültig vor den Kopf zu stoßen, und sah deshalb davon ab, ihm den Verlobungsring zurückzugeben. Allerdings hatte sie ihm mitgeteilt, sie werde das Schmuckstück verkaufen, um die Flugtickets nach Australien zu bezahlen. Der Ring hatte ein ordentliches Sümmchen eingebracht, sodass nach ihrer Ankunft in Australien noch das Geld für einen Kombi übrig geblieben war. Den Ehering beschloss sie vorerst weiterzutragen, um sich die Männer vom Hals zu halten. Alles in allem besaß sie also zwar kein Vermögen, aber genug für eine Eigenbeteiligung, falls sie einen Kredit brauchen sollte.
Albert Munro, der Filialleiter der Bank, hörte sich Alices Pläne an und schüttelte dann den Kopf. Doch nachdem Bea ihm versichert hatte, sie und Ray würden als Bürgen auftreten, und als Alice beteuerte, sie besäße ein wenig Geld, gewährte er ihr einen kleinen Kredit, allerdings nur, weil sie Beas Nichte war.
Der Immobilienmakler hatte zwei Stücke Land anzubieten, die sich seiner Ansicht nach für Alices Vorhaben eigneten und für sie erschwinglich waren. Nachdem Alice einen Termin später in der Woche verabredet hatte, rief sie Fraser Bowen an.
Fraser war überrascht und erfreut, von Alice zu hören, und schlug sofort vor, sie solle ihn doch besuchen kommen. Er bot sogar an, sie mit dem Flugzeug abzuholen. Bea bestand darauf, die Kinder zu hüten, und schob Alice und Marigold mit Nachdruck zur Tür hinaus. Alice fühlte sich schon um einiges zuversichtlicher, als sie mit Marigold in den
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