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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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fiel ihr schwer, ihre Gedanken zu ordnen. Mit gezwungener Fröhlichkeit wedelte sie Marigold mit der Grundbuchurkunde vor der Nase herum. »Jetzt müssen wir nur noch Onkel Ray bearbeiten. Wenn er nicht selbst zum Hammer greifen will, soll er uns wenigstens einen leihen.«
    Onkel Ray erklärte sich nur zu gern bereit, sich an der Renovierung von Alices neuem Haus zu beteiligen. Da er inzwischen fast fünfundsechzig war, gab er den Großteil seiner Aufträge an Subunternehmer weiter. Trotz seiner oft heftigen Rückenschmerzen machte es ihm Spaß, nach seinem eigenen Zeitplan an Alices Haus zu arbeiten. Außerdem bedeutete es für ihn eine Entschädigung dafür, dass seine eigene Tochter ihn aus ihrem Leben ausschloss. Katie war auf Abstand gegangen, so weit es nur irgendwie möglich war, ohne den Kontakt vollständig abzubrechen.
    Schon ein halbes Jahr später war Alices Haus nicht wiederzuerkennen. Dach und Veranda waren repariert und frisch gestrichen. Der von verdorrtem Gestrüpp überwucherte Garten war umgegraben und mit widerstandsfähigen Pflanzen bestückt, die auch Trockenheit aushalten konnten. An den Zäunen musste zwar noch einiges getan werden, aber das Innere des Hauses war blitzsauber und mit Holzmöbeln aus dem Gebrauchtwarenladen und Geschenken von Freunden der Downings ansprechend eingerichtet. Onkel Ray hatte für Vicky und Ben ein nagelneues leuchtend grün und rot lackiertes Klettergerüst gekauft, das im Garten stand und sich beharrlich weigerte, sich farblich in die australische Landschaft einzufügen. Da es bis nach Billabrin einige Kilometer waren, hatte Ray sich auch vergewissert, dass das alte Funkgerät mit den Fußpedalen im Hinterzimmer einwandfrei funktionierte.
    »Sieht mit jedem Tag mehr aus wie ein Schloss«, witzelte Ray zufrieden, während Alice mit Nachdruck den letzten Nagel in das Holzbrett schlug, auf dem der Name »Merry-Maid-Farm« prangte. »Du und Namen, das ist ein Thema für sich. Bestimmt werden die Leute sich die Mäuler zerreißen«, fügte er mit einem Nicken in Richtung des Schildes hinzu.
    »Was bringt ein Allerweltsname, an den sich niemand erinnert«, gab Alice lachend zurück. Rays Umarmung kam völlig unerwartet.
    Als die Monate vergingen, passte sich Alice dem Jahresablauf eines Schafzüchters an. Aus Geldgründen hatte sie sich anfangs überlegt, es mit einer Mischung verschiedener Rassen zu versuchen. Sie nutzte die Tatsache, dass die Preise wegen der Trockenheit niedrig waren, ging so viele finanzielle Risiken ein, wie sie es eben ging, und nahm, mit Bea und Ray als Bürgen, zwei weitere Bankkredite auf. Dafür kaufte sie so viele Schafe, wie sie sich leisten konnte, ohne den Hohn und die Unkerei der anderen Farmer zu beachten, die ebenfalls mit der Dürre zu kämpfen hatten und Alice einen raschen Untergang vorhersagten. Bald besaß Alice zweihundert Tiere.
    Dankbar nahm sie bei den Auktionen Frasers Rat an und hörte auch auf seinen Vorschlag, für den Fall, dass die Dürre noch länger andauern sollte, Futter zu hamstern. Obwohl sie viele Tiere zu Tiefstpreisen erwerben konnte, waren einige in schlechtem Zustand und brauchten Zeit und gutes Futter, um einmal hochwertige Wolle hervorzubringen. Außerdem eigneten sich nicht alle zur Zucht. Es war zwar ein Anfang, aber oft fragte sie sich, ob sie sich nicht doch ihr eigenes Grab schaufelte. Die Arbeit war schwer und schien niemals aufzuhören, und jeder Tag erinnerte sie wieder daran, dass sie zu wenig Gerätschaften, Fahrzeuge und Arbeitskräfte hatte – dafür um so mehr Probleme mit der Wasserversorgung, dem Futternachschub und den ständig eintrudelnden Rechnungen. Ohne Beas und Rays Unterstützung und Frasers Fachwissen hätte sie vielleicht den Mut verloren.
    Ende Juni wurden die ersten neugeborenen Lämmer erwartet. Alice wollte sehen, wie sie sich machen würden, bevor sie entschied, ob sie eine Spielart einer bereits bekannten Rasse weiterentwickeln oder ihre eigene gründen sollte.
    Wenn sie wieder einmal den ganzen Tag Zäune repariert, sich mit den Schafen abgemüht oder sich um all die kleinen Aufgaben gekümmert hatte, die nun einmal zum Überleben einer Farm dazugehörten, fiel sie abends so erschöpft ins Bett, dass sie daran zweifelte, ob sie am nächsten Morgen die Kraft zum Aufstehen haben würde. Dann wieder las sie bis spät in die Nacht hinein in ihren Büchern über Schafzucht, obwohl sie wusste, dass ihr der Schlaf am nächsten Tag dringend fehlen würde.
    Die Zukunft sah nicht rosig

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