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Weites Land der Träume

Titel: Weites Land der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCoullagh Rennie
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gewesen. Maggie war seine Geliebte in Melbourne, und wenn sie sich je aus seinem Leben ausgeschlossen gefühlt hatte, dann nur in kurzen Phasen, die erträglich gewesen waren. Und nun würde sie allein weiterleben müssen. Sie hatte große Angst davor. Vielleicht würde sich ja alles nur als böser Traum entpuppen, wenn sie einfach die Augen schloss.
    Elizabeth sah gerade mit dem Tierarzt im Stall nach dreien ihrer preisgekrönten Mutterschafe, als Robert ihr die Nachricht überbrachte. Wie benommen vor Schreck ging sie ins Schlafzimmer, schloss die Tür ab und starrte an die Wand. Als ihr schließlich klar wurde, dass sie nicht weinen konnte, kämmte sie sich, begab sich in ihr Büro und rief Stanley Fenton, den Anwalt der Familie, in Melbourne an. Nach dem Telefonat kehrte sie in den Stall zu den Schafen zurück, denn ihr war alles recht, um sich von dem Gedanken abzulenken, dass George im Bett seiner Geliebten gestorben war. Später wurde Georges Leiche aus Melbourne eingeflogen und beim örtlichen Bestattungsunternehmer aufgebahrt.
    Kurz vor zehn am Samstagmorgen, näherte sich Stanley Fentons Wagen auf der langen Staubpiste dem Haus der Familie in Wangianna. Robert empfing ihn auf der Veranda und war überrascht, als nicht nur eine, sondern drei Personen dem Auto entstiegen. Der Anwalt befand sich in Begleitung einer elegant in Schwarz gekleideten Dame, deren modischer breitkrempiger Hut von einem mit Samtpunkten durchzogenen Schleier geziert wurde, sodass ihr Gesicht nicht zu erkennen war. Neben der Frau ging ein blonder junger Mann in Anzug und Krawatte und stützte sie fürsorglich am Ellenbogen. Robert schätzte die Frau auf einige Jahre jünger als seine Mutter. Der Mann war etwa so alt wie er selbst.
    »Guten Tag, Mr. Fenton«, sagte Robert ernst, als die drei auf die Veranda traten.
    »Guten Tag, Robert. Ich bedaure, dass wir uns unter diesen traurigen Umständen treffen«, erwiderte Stanley Fenton mit einem Nicken und drehte sich zu seinen Begleitern um. »Ich weiß nicht, ob Sie Mrs. Holt kennen und …« Robert nickte den beiden zu und fiel dem Anwalt ärgerlich ins Wort. »Ich dachte, es geht nur die Familie etwas an.«
    »Ihr Vater wollte, dass sie dabei sind«, entgegnete Fenton in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Warum bringen wir es nicht hinter uns?«
    Robert begleitete die Besucher ins große Esszimmer, wo sich die ganze Familie um den Tisch aus rotem Zedernholz versammelt hatte. Elizabeth stand von ihrem Platz am Kopf der Tafel auf, um den Anwalt zu begrüßen. Der leere Stuhl neben ihr war für Robert bestimmt. Rechts davon saß Katie. Die beiden jüngeren Söhne, Ian und Jordie, hatten sich mit ihrer Schwester Sarah gegenüber niedergelassen. Stewart kauerte mit finsterer Miene neben seiner Mutter und schwitzte in dem Sonntagsanzug mit Krawatte, den er auf ihren Befehl tragen musste.
    »Stanley, wie schön, dass Sie so kurzfristig kommen konnten«, sagte Elizabeth und ließ den Blick rasch über die beiden Fremden gleiten.
    »Elizabeth, meine Liebe, es macht mir überhaupt keine Umstände. Ich wünschte nur, es wäre keine so traurige Pflicht, die mich hierher führt. Wie Sie wissen, war es der letzte Wille Ihres Mannes, dass sein Testament innerhalb von achtundvierzig Stunden nach seinem Tod eröffnet wird«, begann Fenton und legte seinen großen Aktenkoffer auf den Tisch. Währenddessen wies Robert den beiden Besuchern ihre Plätze an und setzte sich dann stocksteif neben Katie.
    »Wir waren alle erschrocken über seinen plötzlichen Tod. George war ein guter Mann.« Elizabeth ließ sich von Stanley einen Kuss auf die Wange hauchen und zeigte den beiden Besuchern absichtlich die kalte Schulter. »Ich schlage vor, wir erledigen das so schnell wie möglich«, meinte Stanley nervös. Die verschleierte Frau hatte sich nicht gesetzt. Die schwarze Wildledertasche fest vor die Brust gedrückt, wandte sie sich direkt an Elizabeth.
    »Ich hätte Ihnen diesen zusätzlichen Schmerz gerne erspart«, sagte sie mit heiserer Stimme, und ihre Worte überschlugen sich. »Ich bin nur gekommen, weil man darauf bestanden hat, dass ich dabei sein muss. Und ich versichere Ihnen, dass ich Sie nach dem heutigen Tage nicht mehr belästigen werde.« Elizabeth, die sich immer noch weigerte, die Frau zur Kenntnis zu nehmen, kehrte an den Kopf des Tisches zurück. Zitternd nahm Mrs. Holt Platz. Der junge Mann beugte sich vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
    »Was wollen die denn hier? Sie gehören nicht

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