Weites Land der Träume
berichtete sie Bea von dem Kuss auf Wangianna an dem Tag von Elizabeths Schwächeanfall.
»Bestimmt wollte sie ihn nur trösten. Du weißt doch, wie impulsiv sie sein kann«, wandte Bea ein und erinnerte sich bedrückt daran, dass Alice an jenem Tag in seltsamer Stimmung zurückgekehrt und sofort und nahezu ohne ein Wort nach MerryMaid gefahren war.
»Ständig hat sie Robbo zugesetzt und ihm MerryMaid zugesichert, als Wangianna aufgeteilt werden sollte. Sie hat ihm das Blaue vom Himmel herunter versprochen. Und jetzt will er sich scheiden lassen, und ich kann ihn nicht daran hindern.« Ihre Wangen waren vom Weinen mit tiefroten hektischen Flecken bedeckt, und ihr Haar war zerzaust. »Oh, Mum, ich habe es keine Sekunde mehr dort ausgehalten, seit ich weiß, was er empfindet.«
»Steht es fest, oder könnt ihr noch einmal darüber reden?«, erkundigte Bea sich niedergeschlagen.
Katie schniefte, suchte nach ihrem Taschentuch und putzte sich schließlich die Nase mit einem Zipfel ihrer Bluse. »Er sagt, ich bekomme das Haus in Perth und einen jämmerlichen monatlichen Unterhalt. Das Haus in Perth, Mum! Das ist am anderen Ende der Welt. Alle meine Freunde wohnen in Sydney und Melbourne. Gestern hat er den Anwalt angerufen. Zwischen uns ist es endgültig aus, und dabei liebe ich ihn doch so sehr.« Als sie schluchzend die Hände vors Gesicht schlug, legte Bea ihr mütterlich den Arm um die Schulter, drückte sie an sich und strich ihr eine blonde Haarsträhne aus der Stirn.
»Du musst dich beruhigen. Wenn du weiter so weinst, wirst du noch krank, Katie«, sagte sie mit Nachdruck. »Wenigstens ist dein Lebensunterhalt gesichert.« Sie wusste nicht, was sie von den Bemerkungen über Alice halten sollte.
Katie wandte ihrer Mutter das verschwollene Gesicht zu. Ihre Stimme klang heiser und kläglich. »Und er hat mir Stewwy weggenommen.« Ihre Worte hallten im Raum wider. Bea erstarrte.
»Warum wäschst du dir nicht das Gesicht? Dann reden wir bei einer Tasse Tee darüber.« Katie nickte weinend.
»Was soll das heißen, er hat dir Stewwy weggenommen?«, fragte Bea, als sie mit zitternden Händen den Tee einschenkte. »Was ist los, Katie? Was verschweigst du mir?«
Katie holte tief Luft. »Ich glaube, Robbo wird immer merkwürdiger, Mum. Es fing an, als sie sich geeinigt haben, Wangianna aufzuteilen. Er begann, mich zu bedrohen. Erst waren es nur Kleinigkeiten, doch seit dem Unfall ist es noch schlimmer geworden.«
Katies Lippen bebten so sehr, dass sie kaum weitersprechen konnte. Schließlich flüsterte sie: »Er hat gedroht, mich umzubringen, wenn ich mit Stewwy fortgehe. Oh, Mum, ich habe ja solche Angst.«
Bea zog Katie an sich, drückte sie an ihren üppigen Busen und wiegte sie hin und her wie ein Baby, um sie beide vor der Wucht der Worte zu schützen.
»Oh, mein Liebling, wie schrecklich. Das ist ja furchtbar.« Mutter und Tochter lagen sich in den Armen, bis sie sich wieder beruhigt hatten. »Ich finde, dann sollten wir beide am besten zur Polizei in Billabrin gehen«, sagte Bea schließlich. »Er hat kein Recht, dir so zuzusetzen.« Katies Gesicht verzerrte sich vor Angst.
»Nein, nein!«, kreischte sie, riss sich los und rang die Hände. »Dann wird er endgültig durchdrehen. Ich gebe ihm lieber ein bisschen Zeit. Er braucht nur Zeit.« Mit wildem Blick und geweiteten Pupillen lief sie im Zimmer hin und her. »Wenn es zu einer Scheidung kommt, werde ich mir vor Gericht das Sorgerecht für Stewwy erkämpfen. Nein, ich miete mir eine billige Wohnung in Melbourne und überlege mir dann, wie ich weiter vorgehe. Ich muss weg hier, aber ich möchte ihn auf keinen Fall reizen. Wenigstens leben wir alle noch, und ich habe ein bisschen Geld, bis ich Arbeit finde. Bitte belassen wir es für den Moment dabei, Mum.«
Noch nie hatte Bea Katie so aufgebracht erlebt. »Tja, wenn du willst, Schatz«, meinte sie zweifelnd.
Katie nickte. »Ja. Erzähl Dad nichts von Robbos Drohungen, er würde sich nur Sorgen machen. Versprich es mir, Mum.«
»Wir werden sehen«, erwiderte Bea entschlossen. »Und außerdem werde ich ein Wörtchen mit Alice reden, um herauszufinden, ob sie weiß, was sie mit ihrer Impulsivität und Großzügigkeit angerichtet hat.«
Bea wartete, bis Katie nach Melbourne geflogen war, und rief dann Alice an. Sie weigerte sich, Einzelheiten am Gemeinschaftsanschluss zu erörtern, und bestand darauf, dass Alice sofort nach Billabrin kam. Erschrocken über den drängenden Tonfall ihrer Tante, stimmte Alice
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