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Weites wildes Land

Titel: Weites wildes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Patricia
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Mädchen, das ihn erkannt hatte, stand mit weit aufgerissenem Mund vor dem Zelt, während die Männer im Wasser herumalberten und nach den Fischen haschten. Doch als sie sich wieder aufrichteten, stand der freundliche Schwarze vor ihnen. Sein breites Grinsen hatte sich in eine Maske des Hasses verwandelt. Allerdings betrachteten die Männer nicht sein Gesicht, sondern starrten entgeistert den Revolver an, der auf sie gerichtet war. Voller Angst wichen sie zurück. »Was willst du?« schrie der Grauhaarige. »Ihr habt mir die Frau geraubt!« rief Jimmy zurück. »Und ihr habt eine Whadjuck-Frau ermordet!« Die Männer wateten hilflos und erschrocken herum, aber der Revolver blieb auf sie gerichtet. »Wo ist Lawina?« fragte Jimmy. Da Lawinas Schwester in ihrer Gewalt war, konnten sie schlecht leugnen, etwas mit der Sache zu tun zu haben. »Ruhig Blut, mein Junge«, versuchte Jacko ihn zu beschwichtigen. »Ihr geht es gut. Sie hat etwas mit einem anderen Burschen angefangen; oben in den Hügeln.« »Er lügt!« schrie da das Mädchen. »Meine Schwester ist tot. Hat sich zu sehr gewehrt!« »Tot!« Wie ein Donnerschlag hallte dieses Wort in seinem Schädel wider. Und er hatte gehofft, daß sie sie nur weiterverkauft hatten. Er drückte auf den Abzug, und Jacko fiel auf den Rücken. Seine Söhne stürmten schreiend auf Jimmy zu, doch dieser ließ sie ruhig an sich herankommen. Dem einen schoß er in die Brust, dem anderen mitten ins Gesicht. Blut trieb im Fluß, als er hineinstieg und auf Jacko herunterblickte, der im Wasser zappelte. »Du wirst nie mehr eine schwarze Frau anfassen«, sagte Jimmy und schoß ihm in den Kopf. Dann ließ er die Pferde frei, packte das verängstigte Mädchen und zog es in den Schutz der Bäume. »Ich habe noch einen weiten Weg vor mir und kann dich nicht mitnehmen.« Entsetzt starrte das Mädchen ihn an. »Was soll ich jetzt tun? Zurück kann ich nicht mehr; sie würden mich nicht mehr aufnehmen.« Jimmy verstand. Er gab ihr seinen Nachrichtenstab. »Zieh diese Kleider aus. Die weißen Männer suchen kein Mädchen, das bei einem Stamm lebt. Dann geh zurück zu den Juats; sie werden sich um dich kümmern.« Ihr Blick war nun scharf, nicht mehr der eines schüchternen Eingeborenenmädchens. Sie wußte, wie man überlebte. Sorgfältig erklärte er ihr den Weg zu den Juats und schärfte ihr ein, unbedingt bei ihnen zu bleiben. Als er davonschlich, warf er noch einen letzten Blick auf den Lagerplatz. Doch der Grund waren nicht die drei Leichen, die auf dem Wasser trieben. Zwei Gewehre lehnten am Zelt, und es kam ihm schwer an, sie stehen zu lassen. Doch sie würden zu sehr auffallen. Seinen Revolver rollte er wieder in sein Bündel und machte sich auf den Weg landeinwärts. Die Balardong empfingen ihn mit Argwohn. Obwohl sie es eigentlich für unvernünftig hielten, begleiteten sie ihn bis in den Osten zum Land des Wüstenvolkes, wo man eine andere Sprache sprach. »Ein schreckliches Land«, warnten sie. »Die Sonne glüht, es gibt fast kein Wasser und außer dort, wo ein paar Felsen stehen, keinen Schatten.« Jimmy betrachtete den staubigen, roten Horizont. »Und die Stämme? Sind sie freundlich?« »Sie sind gute Leute, aber sehr scheu. Sie begegnen nicht oft Fremden.« »Wo finde ich Sie?« »Sie werden dich finden.« In den Wochen seit seiner Rache war er weit gewandert, und er war fest entschlossen, sich nicht von der Polizei der Weißen fangen zu lassen. Er würde die Wüste durchqueren, ein neues Land finden und die bösen Erinnerungen hinter sich lassen. Nun war er wieder Jaljurra. Nie mehr würde er an Lawina denken. Er wollte auch nicht wissen, wie sie gestorben war. Der Schmerz war zu groß. Der Marsch, der nun vor ihm lag, war die Herausforderung, die er brauchte, um die Trauer zu vertreiben und Jaljurra zu einem wirklich starken Mann zu machen.
     
    Viertes Kapitel
     

Ihr Aufstieg vom Landungssteg den steilen Hügel in die Stadt Palmerston hinauf ähnelte einer Prozession, und Sibell war in bester Stimmung. Auf dem Schiff hatten sie sich so großartig amüsiert, daß es ihr wie eine Vergnügungsreise vorgekommen war. Lorelei und sie hatten sich vor Verehrern kaum retten können. Doch Colonel Puckering hatte sich als Anstandsdame betätigt. Einige der jungen Männer vom Britisch-Australischen Telegraphenamt hatten Sibell bereits ewige Liebe geschworen, und sie hatte hemmungslos mit zwei von ihnen – Michael de Lange und John Trafford – kokettiert. Die Kabine hatte sie sich mit

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