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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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informiert hättest.«
    »Wozu? Um deinen Schlaf zu stören? Es gab nichts zu tun bis heute Morgen, zumindest nichts, was mir einfällt«, sagte der Sergeant und klang ein wenig gekränkt wegen des tadelnden Tons in der Stimme des DCI .
    Er hatte ganz Recht, dachte sich Pascoe. Dalziel hätte wahrscheinlich gesagt, lies das Tagebuch, hör dir die Kassette an, Scheiß auf die Kontaminierung! Aber er wusste, dass er seine Ungeduld gezügelt hätte, bis das Labor seine Arbeit getan hatte.
    Und außerdem war da noch die Erinnerung, die Wield mit seinem Anruf empfindlich gestört hatte …
    »Tut mir leid, Wieldy«, sagte er, »du hast Recht. Hör zu, du kannst noch Folgendes für mich tun, wenn du schon so früh und frohgemut auf den Beinen bist. Wenn sich die faulen Säcke im Labor endlich an die Arbeit gemacht haben, könntest du Tom Lockridge einen morgendlichen Besuch abstatten, bevor er zu seinem Golfplatz aufbricht oder was immer er an einem Samstagmorgen tut. Rüttel ihn ein wenig auf. Sag ihm, er wird von unserer Gerichtsmedizinerliste gestrichen, weil er seine Intimbeziehung zu einer Hauptzeugin in einem von ihm betreuten Fall verschwiegen hat.«
    »Gut. Irgendwas Besonderes, was ich aus ihm herausrütteln soll?«
    »Klar ist, dass Sue-Lynn damit gerechnet hat, enorm am Tod ihres Mannes zu profitieren …«
    »Aber das Foto verschafft ihr ein Alibi«, unterbrach Wield.
    »Ich weiß. Aber es geht eher um ihre jetzige Reaktion; jetzt, da sie weiß, dass Pal sein Testament geändert hat … und um Pals Gründe für die Veränderungen … und um ein oder zwei andere Dinge noch …«
    »Klingt für mich glatt so, als würdest du dich mehr und mehr Andys Sichtweise anschließen, Pete.«
    »Ja. Die reine Ironie, was? Gerade wenn ich das Gefühl habe, dass ich ihn allmählich von meiner Sicht überzeugen kann! Wie auch immer – was ich sagen wollte, ich sehe noch immer eine Menge Motive, die für einen Mord sprechen, aber keinen einzigen für Selbstmord. Aber Sue-Lynn wird alles daransetzen, zu beweisen, dass er mehr und mehr durchknallte. Außerdem hab ich das Gefühl, dass Tom Lockridge ebenfalls verwickelt ist. Also rüttel ihn ruhig kräftig durch. Und melde dich. Ich werde draußen in Cothersley sein.«
    »Viel Glück«, sagte Wield. »Ich schätze, du wirst es brauchen.«
    Pascoe schaltete das Handy aus, drehte die Dusche an und stellte sich darunter.
    Als er sich abtrocknete, hörte er die Türklingel. Mein Gott, dachte er. Schläft denn überhaupt niemand mehr am Samstagmorgen aus? Die Klarinette verstummte, was darauf hinzuweisen schien, dass Rosie sich um alles kümmerte. Er ging ins Schlafzimmer zurück, wo es wenigstens eine Person darauf angelegt hatte, so richtig lange zu schlafen. Sie hatte sich umgedreht, die Decke von ihrem nackten Körper gezogen, und er stöhnte vor frustrierter Sehnsucht, als er sich anzog.
    Er knöpfte gerade sein Hemd zu, als die Tür aufging und Rosie hereinkam.
    »Eine Dame ist da, die dich sprechen will«, sagte sie.
    »Eine Dame? Du meinst eine Frau«, sagte Pascoe, um, loyal, wie er war, Ellies Versuche zu unterstützen, dem Kind alle Vorurteile gleich welcher Art auszutreiben.
    Rosie dachte darüber nach. »Ja, natürlich ist sie eine Frau. Aber sie sieht aus wie eine Dame, und sie spricht wie eine Dame.«
    Sie drehte sich um und ging, nicht ohne die boshafte Bemerkung hinterherzuwerfen: »Du weißt, dass ich nicht zu spät kommen darf.«
    Hinter ihm erwachte Ellie.
    »War das die Türklingel, die ich vorher gehört habe?« Sie gähnte.
    »Ja. Rosie ging dran. Scheint, ich habe Besuch.«
    »Um diese Zeit an einem Samstagmorgen? Mein Gott.« Dann, mit plötzlichem Argwohn: »Doch hoffentlich nicht der dicke Schweinepriester?«
    »Eine berechtigte Annahme«, sagte er. »Nein. Es ist eine Frau. Pardon. Eine Dame.«
    »Gut, wenn sie mit deinem unehelichen Kind da ist, dann sag ihr, sie soll wieder gehen und sich einen Schilfkorb besorgen«, sagte Ellie.
    »Weißt du, wie verführerisch du bist, wenn du gähnst?«, sagte er.
    »Das klingt wie ein Argument für langweiligen Sex«, sagte sie und ließ sich wieder aufs Kissen sinken.
    Zu einer anderen Gelegenheit hätte er das als Anspielung verstehen können. Diesen Morgen aber, an dem Dalziel, Rosie und eine Dame ein stattliches Gegengewicht bildeten, drehte er ab und ging aus dem Zimmer.
    Auf der Treppe nahm er an, dass seine Tochter mit ihrem Gespür für Prioritäten die Dame ins Wohnzimmer und nicht in die Küche

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