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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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beschloss, dass dessen Anwesenheit im Moment nicht von Bedeutung war, und sagte: »Ich fürchte, ich bin der Überbringer schlechter Neuigkeiten, Miss Mac. Ich gehe davon aus, dass Sie noch nichts gehört haben?«
    »Wovon? Sie wissen, dass ich mit Telefonen oder Handys nichts am Hut habe.«
    »Ja, ich weiß. Aber ich dachte, man hätte Sie vielleicht … nein, vermutlich nicht … vermutlich werden sich alle denken …«
    »Was, um alles in der Welt? Spucken Sie es aus, Mann«, sagte die Frau aufgebracht.
    »Vielleicht sollten Sie sich setzen … Wie Sie wollen«, sagte Waverley, als die Frau ihn mit stählernem Blick anstarrte, der ihn an einen Falken denken ließ. »Ich habe es heute Morgen im Radio gehört, worauf ich angerufen habe, um mir die Einzelheiten bestätigen zu lassen. Es geht um Ihren Neffen Pal. Etwas Schlimmes ist geschehen, fürchte ich. Das Schlimmste überhaupt. Er ist tot. Wie Ihr Bruder.«
    »Wie …? Sie meinen, er hat …?«
    »Ja, es tut mir wirklich leid. Er hat sich vergangene Nacht umgebracht. Im Moscow House.«
    »O Gott«, sagte die Frau. »Laurence, Sie sind mal wieder mein Unheilsvogel.«
    Jetzt setzte sie sich.
    Hat, der rechtzeitig aus den Tiefen seiner Versenkung aufgetaucht war, um den letzten Teil des Gesprächs noch mitzubekommen, schien es, dass das leise Zwitschern der Vögel urplötzlich verstummt war.
    Auch die Frau saß fast eine Minute lang in völliger Stille.
    Schließlich sagte sie: »Das ist ein Schock, Laurence. Ich kann mit den Schreckensfällen in meiner Welt umgehen, aber nicht mit so etwas. Werde ich gebraucht? Gibt es jemanden, der mich braucht? Bitte geben Sie mir einen Rat.«
    »Ich denke, Sie sollten mich begleiten, Lavinia«, sagte der Mann. »Wenn Sie mit den Beteiligten gesprochen und erfahren haben, was es zu erfahren gibt, werden Sie wissen, ob Sie gebraucht werden.«
    Unter dem Eindruck dieser schrecklichen Neuigkeiten waren sie zu den Vornamen übergegangen, wie Hat bemerkte. Und es unterstrich, wie aufdringlich seine Anwesenheit wirken musste.
    Er erhob sich. »Ich glaube, ich gehe mal lieber.«
    »Reden Sie keinen Blödsinn«, sagte die Frau. »Frühstücken Sie weiter. Sie können es vertragen. Laurence, geben Sie mir fünf Minuten.«
    Sie stand auf und ging hinaus. Die Vögel begannen wieder zu zwitschern.
    Hat sah zu Waverley und sagte verunsichert: »Ich sollte wohl wirklich besser gehen.«
    »Kein Grund zur Eile«, antwortete Waverley. »Miss Mac sagt nie etwas der reinen Höflichkeit willen. Und Sie sehen wirklich aus, als würde Ihnen ein wenig Nahrungsaufnahme guttun.«
    Nichts zu machen, dachte sich Hat.
    Er setzte sich und machte sich wieder über seine zweite Brotscheibe her, die er so dick mit Butter und Marmelade bestrichen hatte, dass das Rotkehlchen vor Neid und Bewunderung ganz aus dem Häuschen war.
    Waverley nahm zwei Tassen von einem Regal und schenkte Tee ein. »Kann ich Sie irgendwo absetzen, wenn wir fahren?«, sagte er.
    »Danke, ich weiß nicht …«
    Hat dämmerte, dass er keine Ahnung hatte, wo er sich in Bezug auf seinen Wagen befand.
    »Sind Sie mit dem Auto gekommen?«, fragte er, um seine Unwissenheit zu überspielen. »Ich hab gar nichts gehört.«
    »Ich hab es an der Straße stehen lassen. Den Grund dafür werden Sie verstehen, wenn Sie erst den Zustand des Weges zum Cottage sehen. Miss Mac mag keine Besucher.«
    Sollte ihm das eine Warnung sein?
    »Aber sie nimmt ihre Besucher sehr gastlich auf«, sagte Hat, wobei er das
sie
gerade so stark betonte, damit es als Gegenargument aufgefasst werden konnte, falls der andere es so verstehen wollte.
    Waverley lächelte leise. »Ja, sie hat ein Herz für lahme Enten, gleich welcher Art. Da sind Sie ja, meine Liebe.«
    Miss Mac erschien wieder. Sie hatte sich für ihren Ausflug eine abgetragene Barbour-Jacke über ihr T-Shirt gezogen und die Gummistiefel gegen ein Paar robuste Wanderschuhe ausgetauscht.
    »Sollen wir los? Mr. Hat, Sie haben ja Ihren Tee noch nicht ausgetrunken. Kein Grund zur Eile. Schließen Sie einfach die Tür, wenn Sie gehen.«
    Hat erhaschte Waverleys Blick, in dem allerdings außer milder Neugier nichts zu erkennen war.
    »Nein«, sagte er. »Ich mach mich lieber auch auf den Weg. Aber ich würde gern wiederkommen, irgendwann mal, wenn Sie nichts dagegen haben … Entschuldigung, das klingt jetzt unverschämt, ich will nicht …«
    »Natürlich kommen Sie wieder«, fuhr sie ihm ins Wort, als hätte sie nichts anderes erwartet. »Ein gut

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