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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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ich werde dafür sorgen, dass du von Ellies Liste für Biskuittörtchen gestrichen wirst.«
    »Du drohst mir? Gut, hier also. Der Superintendent kannte Maciver, den Vater, meine ich. Mochte ihn nicht besonders. Und er kannte auch dessen Frau, die Amerikanerin, meine ich. Die mochte er sehr.«
    »Mochte? In welcher Hinsicht?«
    »Jeder. Er sagte mir mal, ›hab mir nie vorstellen können, dass ich mal auf ein dürres Mädel stehen könnte, Wieldy. Die sind wie Makrelen, was nützt das leckerste Fleisch, wenn man das Maul voller Gräten hat. Aber diese Kay ist ein junger Lachs. Voller Saft und Kraft. Die passt auf jedermanns Teller.‹«
    »Du willst damit doch nicht sagen, dass er sie auf seine Speisekarte setzte?«
    »Bezweifle ich. Ich schätze, man braucht schon eine ziemlich kunstvoll geknüpfte Fliege, um unsere Kay an den Haken zu kriegen. Und Andy neigt eher zum Dynamitfischen. Aber irgendwas ist da zwischen ihnen, ganz bestimmt. Er hat sie schon gekannt, bevor sich ihr Mann umgebracht hat, so viel ist klar.«
    »Wirklich? Und das machte sich auch bemerkbar?«
    »O ja. Natürlich gab es eine ordnungsgemäße Untersuchung, versteh mich nicht falsch. War eine üble Sache, das war von Anfang an zu spüren. In der Familie gab es böses Blut, da flogen nur so die Fetzen. Ist meistens so, wenn ein reicher Witwer mit einer jungen Braut ankommt und ihm ein paar Jahre später das Licht ausgeblasen wird, aber hier war es schlimmer als sonst. Andy hatte den Deckel drauf. Und den ließ er nicht mehr los. Ermächtigte sich selbst zu Kays Schutzengel. Es war der Sohn – der, der sich letzte Nacht im Nachahmen versucht hat –, durch den damals am meisten Dreck aufgewühlt wurde. Andy schaffte es, ihn irgendwie zum Schweigen zu bringen. Ich erwartete eigentlich, dass es bei der gerichtlichen Untersuchung nur so kracht, aber ich hab schon lebhaftere Bowlingrunden erlebt. Weiß nicht, wie der alte Mistkerl es angestellt hat, aber er hat’s geschafft.«
    »So was Ähnliches hab ich mir gedacht«, sagte Pascoe.
    Er erzählte Wield von der Kassette.
    »Die du ihm auf den Schreibtisch geworfen hast?«, fragte Wield.
    »Genau.«
    »Du hast aber ein paar Kopien gemacht?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Ist wahrscheinlich klüger so«, sagte Wield nachdenklich. »Hat keinen Sinn, jemanden zu erpressen, der Bilder vom obersten Polizeichef in einem rückenfreien Ballkleid hat, während er gerade mit dem Bürgermeister Tango tanzt.«
    »Du machst Witze«, sagte Pascoe aufgeschreckt.
    »Ja, ich mache Witze«, sagte Wield. »Es war kein Tango, sondern eine Veleta. Pete, ich glaube, Andy ist deshalb im Dreieck gesprungen, nachdem ich ihn im Goldenen Vlies erwischt habe, weil er dort in Begleitung von Kay Maciver war. Mit Kay Kafka, wie sie heute heißt.«
    »Ah«, sagte Pascoe.
    Sie schwiegen eine Weile, dann fragte er: »Wieldy, gibt es irgendwas, was dich an dem Fall vor zehn Jahren irritiert?«
    »Ich glaube nicht«, sagte Wield bedächtig. »Du kennst mich, ich bin penibel, und es fügte sich alles zusammen. Jemand, der es gewohnt war, an der Spitze zu stehen, steht plötzlich nicht mehr dort. Und alles unter ihm hat sich bis zur Unkenntlichkeit verändert.«
    »Wieso?«, fragte Pascoe.
    »Maciver war selbst zu den besten, erfolgreichsten Zeiten immer ein Familienunternehmen. Sie hatten eine Menge Arbeiter, aber wer von denen Mr. Pal grüßte, der wurde von ihm ebenso gegrüßt, meist sogar namentlich. Keine Stechuhren. Wenn man zu spät kam, wurde es registriert. Wenn es noch mal vorkam, wurde man angesprochen, und hatte man dann keine gute Entschuldigung, gab’s eine Verwarnung. Hatte man aber eine Entschuldigung, ein neues Baby zum Beispiel, das einem die Nacht über wachgehalten hatte, so dass man morgens nicht aus dem Bett kam, dann wurde einem Hilfe angeboten. Man wurde aus dem Schlaf getrommelt, vielleicht auch in eine andere Schicht gesteckt.«
    »Sehr patriarchalisch. Und das neue Regime?«
    »Modern, schlank, effizient. Eine Warnung, dann wurde man geschasst. Die Gewerkschaftsvertretung war schwach, weil sie unter Maciver so gut wie unnötig gewesen war. Und dann zeigte das Yankee-Management Thatcher, wie man den Gewerkschaften beim kleinsten Lebenszeichen eins über die Rübe geben konnte. Ich hab im Netz den Mutterkonzern überprüft, Ashur-Proffitt.«
    »Du warst gründlich«, sagte Pascoe. »Was heißt, du warst beunruhigt, oder?«
    »Wenn es eine Arbeit wert ist, getan zu werden …«, sagte Wield. »Ein

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