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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Großkonzern, der immer größer wurde, viele internationale Tochtergesellschaften, finanziell mehr als abgesichert. Scheffelten einen Haufen Knete, machten sich aber auch Feinde. Es gab da so eine Website, Junius nannte die sich …«
    »Junius?«
    »Aye. Sagt die dir was?«
    »Vage. Junius war das Pseudonym eines Typen aus dem achtzehnten Jahrhundert, der in Briefen und Artikeln die Regierung als einen Misthaufen bezeichnet hat. Ging gegen die Richter und auch gegen George den Dritten vor, wenn ich mich recht erinnere. Man hat nie herausgefunden, wer dahintersteckt, jedenfalls ließ es sich nicht mit Bestimmtheit sagen.«
    »Klingt so, als hätte unser Junius von dort seinen Namen bezogen. Laut seinen Behauptungen war mindestens eine der Ashur-Proffitt-Tochtergesellschaften in die Iran-Contra-Affäre verstrickt, du erinnerst dich, als dieser Kerl, North, verurteilt wurde, weil er Sanktionen gebrochen und die Unterstützung der Contras in Nicaragua koordiniert hatte, die mit den Erlösen aus Waffenverkäufen an den Iran finanziert wurden. Die Site enthielt auch eine Menge über den Irak.«
    »Da musst du tief gegraben haben, um auf diese Junius-Site zu kommen«, bemerkte Pascoe.
    »Nein. Der Macher der Site hat die A-P-Website gehackt und dort einen Link gesetzt. Wenn man also
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anklickte, wurde man plötzlich an Junius weitergeleitet, und das ganze Zeug kam einem entgegen.«
    In seiner Stimme lag so etwas wie Bewunderung. Für Pascoe waren Computer wie Autos, ein Werkzeug. In seiner Jugend hatte er sich für recht kompetent gehalten, kleinere Probleme zu beheben, aber das war zu einer geruhsameren Zeit gewesen, als beim Öffnen einer Motorhaube noch so viel freier Platz wie Motor zum Vorschein gekommen war. Heutzutage war jeder Quadratzentimeter so dicht bepackt, dass er sein Handbuch herauskramen musste, um den Ölmessstab zu finden. Bei Computern half ihm noch nicht einmal diese ferne, tröstliche Erinnerung. Einzig gegenüber Andy Dalziel kam er sich wie ein Experte vor. Gegenüber wirklichen Experten wie Wield oder seiner Tochter Rosie empfand er nur widerwillige Ehrfurcht.
    »Und das alles«, fuhr der Sergeant fort, »machte mir deutlich, wie schnell und wie weit sich Ash-Mac vom alten Maciver-Unternehmen entfernt hat. Für Pal senior musste es ein Schock gewesen sein, als ihm das bewusst wurde. Gut, sie gaben ihm eine Pro-forma-Stelle, aber ich denke, es dauerte eine Weile, bis er sich eingestand, wie pro forma sie wirklich war. Vielleicht versuchte er noch Einfluss zu nehmen, bis ihn wohl jemand zur Seite nahm und ihm erklärte, dass seine Zeit vorbei war. Er musste sich betrogen gefühlt haben. Schlimmer noch, es musste ihm vorgekommen sein, als hätte er alle seine Mitarbeiter betrogen. Ich sehe es regelrecht vor mir, wie er daran zerbricht.«
    »Also keine losen Fäden?«, sagte Pascoe.
    »Keine, die ich sehen konnte. Oder vielleicht keine, die ich sehen wollte«, sagte Wield. »Ich hab’s abgehakt und keinen Gedanken mehr dran verschwendet. Erst als ich heute Morgen die Nachrichten gehört habe, kam ich wieder ins Grübeln, wie früher. Ich hab eine Weile ernsthaft darüber nachgedacht, fand keinen Grund für meine Zweifel und hab’s mir wieder aus dem Kopf geschlagen. Aber als Nächstes sehe ich Andy in trauter Zweisamkeit mit Kay, und plötzlich geht die Grübelei wieder los. Und jetzt fängt er an, sich so aufzuführen.«
    »Und schlägt dabei wild um sich«, sagte Pascoe. »Wieldy, tut mir leid, wenn ich darauf rumreite, aber bist du dir sicher, dass das alles nicht einfach auf schnöden Sex hinausläuft?«
    »Meinst du, weil ich schwul bin, weiß ich die Zeichen unter Heteros nicht zu deuten?«
    Pascoe öffnete den Mund, wollte schon entrüstet antworten, überlegte es sich anders und sagte: »Möglich. Ich selbst hab lange gebraucht, bis ich dich durchschaut habe, erinnerst du dich?«
    »Ich erinnere mich. Aber das ist hier nicht relevant. Ich glaube nicht, dass sich der Superintendent darauf einlässt, sich seine Gefälligkeiten mit Sex auszahlen zu lassen. Und außerdem ist Andy, nach allem, was ich gesehen habe, nicht der Typ von Mrs. Kafka.«
    »Ihr Typ ist …?«
    Wield beschrieb die Szene mit Manuel.
    »Als er nach oben ging, sah er aus, als sei er ein heißer Favorit auf die Goldmedaille, als er runterkam, war es, als hätte er noch nicht mal Bronze gewonnen. Und allem Anschein nach ist er nicht der Erste.«
    »Was?«
    »Es

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