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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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die Seite, damit er bequemer liegt.«
    Sie wurde rot. »Und wenn? Ich habe lieber ihn in meinem Bett als diesen Heimtücker, der früher drin lag. Im übrigen leistet Bertie als Wärmflasche hervorragende Dienste.«
    Ingram lachte. »Kommen Sie mit rein, oder soll ich Ihnen den Brandy rausbringen? Ich garantiere Ihnen, daß Bertie Ihnen keine Schande machen wird. Er hat glänzende Manieren, seit ich ihm beigebracht habe, daß mein Teppich nicht dazu da ist, daß er sich seinen Hintern daran abwischt.«
    Maggie war unschlüssig. Sie hatte nie in dieses Haus gehen wollen, weil sie fürchtete, es würde ihr Dinge über Ingram verraten, die sie nicht wissen wollte. Zumindest würde es unerträglich sauber sein, und ihr verdammter Hund würde sie auch noch damit in Verlegenheit bringen, daß er aufs Wort gehorchte.
    »Ich komme mit«, sagte sie trotzig.
     
    Gerade als Carpenter aufbrechen wollte, um nach Chapman’s Pool zu fahren, erhielt er einen Anruf von einem Sergeant der Polizei Dartmouth. Der Kollege berichtete ihm über eine Videokassette, mit der ein französischer Tourist auf die Wache gekommen war. Nachdem er geendet hatte, erkundigte Carpenter sich: »Wie sieht er aus?«
    »Eins siebzig, mittelschlank, leichter Bauchansatz, schütteres dunkles Haar.«
    »Sie sagten doch, er sei jung.«
    »Nein. Mindestens Mitte Vierzig. Seine Tochter ist vierzehn.«
    Carpenter wurde wütend. »Doch nicht der verdammte Franzose«, brüllte er. »Der Kerl auf dem Video!«
    »Ach so, tut mir leid. Ja, der ist jung. Anfang Zwanzig, würde ich sagen. Ziemlich langes dunkles Haar, ärmelloses T-Shirt und Radlerhosen. Muskeln. Braungebrannt. Gutaussehender Typ. Die Kleine, die ihn gefilmt hat, findet, er sieht aus wie Jean-Claude Van Damme. Jetzt schämt sie sich natürlich in Grund und Boden. Kaum zu glauben, daß sie nicht gemerkt hat, was der Kerl getrieben hat. Ich meine, der hat einen Ständer so groß wie’ne gottverdammte Salami. Der könnte glatt in Pornofilmen auftreten und ein Vermögen damit machen.«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Carpenter gereizt. »Ich habe verstanden. Und Sie sagen, er wichst in ein Taschentuch?«
    »Sieht so aus.«
    »Könnte es ein Kinder-T-Shirt sein?«
    »Möglich. Es ist schwer zu sagen. Mich wundert’s ehrlich gesagt, daß der Franzose überhaupt gesehen hat, was das Schwein da treibt. Er macht es ziemlich diskret. Man kann überhaupt nur was sehen, weil er so eine Riesengurke hat. Wie ich mir das Video das erstemal angeschaut habe, hab ich gedacht, er schält eine Orange auf seinem Schoß.« Der Sergeant lachte dröhnend. »Aber Sie wissen ja, was man von den Franzosen sagt. Alles kleine Wichser. Unser Freund hier hatte wahrscheinlich genug persönliche Erfahrung, um zu wissen, wo er hinschauen mußte. Stimmt’s oder hab ich recht?«
    Carpenter, der seinen Urlaub stets in Frankreich verbrachte, legte mit Daumen und Zeigefinger auf den Telefonhörer an und drückte ab - widerlicher Rassist, dachte er -, aber in seiner Stimme schwang keine Spur von Ärger mit, als er sagte: »Sie sagten, der junge Mann hatte einen Rucksack. Können Sie mir den beschreiben?«
    »Standardausgabe. Grüner Wanderrucksack. Sieht nicht so aus, als hätte er viel dringehabt.«
    »Groß?«
    »O ja. Ein ziemlich großes Ding.«
    »Was hat er damit gemacht?«
    »Er hat beim Wichsen draufgesessen.«
    »Wo war das? Welche Stelle von Chapman’s Pool? Auf der Oststeite oder auf der Westseite? Beschreiben Sie mir die Umgebung.«
    »Ostseite. Der Franzose hat’s mir auf der Karte gezeigt. Der Kerl war unten am Strand, unterhalb von Emmetts Hill, mit Blick auf den Kanal. Hinter ihm ist ein grüner Hang.«
    »Was hat er später mit dem Rucksack getan?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Der Film war vorher zu Ende.«
    Carpenter bat darum, ihm das Band per Kurier zu schicken, außerdem Namen und Heimatadresse des Franzosen sowie Angaben über seine weitere Reiseroute. Dann dankte er dem Sergeant und legte auf.
     
    »Haben Sie das selbst gemacht?« fragte Maggie, die gerade die Cutty Sark in der Flasche auf dem Kaminsims betrachtete, als Ingram in Uniform wieder herunterkam.
    »Ja.«
    »Das habe ich mir gedacht. Es ist wie alles andere hier im Haus. So« - sie schwenkte ihr Glas - » wohlerzogen .« Sie hätte auch maskulin, minimalistisch oder mönchisch sagen und damit bewußt Galbraiths Eindruck von Hardings Boot wiedergeben können, aber sie wollte nicht unhöflich sein. Es war alles genau so, wie sie vorausgesehen

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