Wellenbrecher
ihrer Faust steckte.
»Es sind drei neue Nachrichten für Sie eingegangen«, sagte eine neutrale weibliche Stimme.
»Steve?« Eine dünne Lispelstimme - ausländischer Akzent? -, von der Ingram nicht sagen konnte, ob sie männlich oder weiblich war. »Wo bist du? Ich habe Angst. Bitte ruf mich an. Ich habe es seit Sonntag schon zwanzigmal versucht.«
»Mr. Harding?« Eine Männerstimme, eindeutig die eines Ausländers. »Hier ist das Hotel Angelique in Concarneau. Wenn Sie Ihr Zimmer behalten möchten, müssen Sie Ihre Reservierung bis spätestens heute mittag mittels Bezahlung per Kreditkarte bestätigen. Ich bedaure, daß wir ohne eine solche Bestätigung die Reservierung stornieren müssen.«
»Hallo!« Diesmal war es eine englische Männerstimme. »Wo zum Teufel steckst du, du Schwachkopf? Du weißt doch ganz genau, daß du hier erreichbar sein mußt. Verdammt noch mal, die Polizei hat dich doch nur unter dieser Bedingung freigelassen. Ich schwör’s dir, ich mach dich fertig, wenn du mir jetzt noch mehr Schwierigkeiten einbrockst. Erwarte bloß nicht von mir, daß ich das nächste Mal den Mund halte. Ich habe dich gewarnt, ich laß mich von dir nicht verarschen. Und übrigens, falls es dich interessiert, hier treibt sich so ein beschissener Journalist rum, der wissen möchte, ob es stimmt, daß du in Zusammenhang mit dem Mord an Kate von der Polizei vernommen worden bist. Der Kerl geht mir echt auf den Geist, also mach gefälligst, daß du herkommst, bevor ich dich bis zum Stehkragen reinreiße.«
Ingram tippte auf »Ende« und wiederholte dann die ganze Prozedur, wobei er sich Notizen auf einem Blatt Papier machte, das er von einem Block unter dem Wandtelefon abgerissen hatte. Danach drückte er zweimal hintereinander die Cursortaste, um die Nummern der letzten zehn Anrufer zu erfahren. Zum guten Schluß - was soll’s, wer A sagt, muß auch B sagen! - sah er sich auch noch die Eintragungen unter »Namen« an und notierte diese zusammen mit den dazugehörigen Nummern auf seinem Zettel.
»Tun Sie da was Illegales?« fragte Maggie von der Tür her.
Er war so auf seine Tätigkeit konzentriert gewesen, daß er sie nicht kommen gehört hatte, und zuckte jetzt fast schuldbewußt zusammen. »Nicht, wenn Inspector Galbraith bereits im Besitz dieser Informationen ist.« Abwägend hob er die Hand. »Andernfalls ist es wahrscheinlich ein Verstoß gegen das Datenschutzgesetz. Kommt ganz drauf an, ob das Telefon auf der Crazy Daze war, als sie durchsucht wurde.«
»Wird Harding denn nicht merken, daß Sie seine Nachrichten abgehört haben, wenn Sie ihm das Handy zurückgeben? Bei unserem Anrufbeantworter kann man sie nicht zweimal abhören, ohne das Band zurückzuspulen.«
»Bei Voice Mail ist das anders. Da muß man die Nachrichten löschen, wenn man sie nicht ständig wiederholen will.« Er grinste. »Aber wenn er wirklich mißtrauisch werden sollte, dann können wir nur hoffen, daß er glaubt, Sie hätten etwas vermurkst, als Sie mich angerufen haben.«
»Wieso wollen Sie mich da reinziehen?«
»Weil er auf jeden Fall erfahren wird, daß Sie mich angerufen haben. Meine Nummer ist gespeichert.«
»Oh, Gott«, sagte sie resigniert. »Und erwarten Sie jetzt, daß ich für Sie lüge?«
»Nein.« Er stand auf, verschränkte die Hände über dem Kopf und dehnte seine verkrampften Schultermuskeln unter den feuchten Kleidern. Ingram war so groß, daß er beinahe bis zur Decke hinaufreichen konnte, und er stand wie ein Koloß in der Küche, beherrschte den Raum, der groß genug für eine ganze Familie gewesen wäre.
Maggie starrte ihn an und fragte sich, wie sie ihn nur jemals einen übergewichtigen Neandertaler hatte nennen können. Es waren Martins Worte gewesen, wie sie sich jetzt erinnerte, und sie schämte sich bei dem Gedanken, wie bereitwillig sie diese Beschreibung übernommen hatte. Nur weil sie bei Leuten, die sie einmal als Freunde betrachtet hatte, jetzt jedoch wie die Pest mied, einen Lacher damit geerntet hatte. »Ich werde es trotzdem tun«, sagte sie mit plötzlicher Entschlossenheit.
Er senkte kopfschüttelnd die Arme. »Das wär mir keine Hilfe. Sie könnten nicht mal lügen, wenn’s um Ihr Leben ginge. Und das ist übrigens ein Kompliment«, fügte er hinzu, als er ihre finstere Miene sah. »Sie brauchen also nicht gleich wieder zuzuschlagen. Ich habe für Leute, die lügen, nichts übrig.«
»Es tut mir leid«, sagte sie abrupt.
»Schon gut. Es war meine Schuld. Ich hätte mich nicht über
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