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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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habe gesagt, sie hätte alles dafür getan, und nicht, daß sie es tatsächlich getan hat oder daß ich es je von ihr verlangt hätte.« Ein Blitzen des Triumphs stahl sich in Sumners Augen, als hätte er einen wichtigen Punkt gemacht. »Ein Mittelding gibt es für Sie nicht, wie? Vor einer halben Stunde haben Sie mich wie einen Kretin behandelt, weil Sie glaubten, Kate hätte mich reingelegt. Jetzt beschuldigen Sie mich der sexuellen Sklaverei, weil ich Kates Lügen über Hannah satt hatte und sie darauf hinwies - sehr milde, im übrigen -, daß ich die Wahrheit wußte. Weshalb hätte ich ihr dieses Haus kaufen sollen, wenn sie in unserer Beziehung nichts zu sagen hatte? Sie haben selbst festgestellt, daß ich in Chichester besser dran war.«
    »Ich weiß es nicht. Verraten Sie es mir.«
    »Weil ich sie geliebt habe.«
    Ungeduldig schüttelte Galbraith den Kopf. »Sie schildern mir Ihre Ehe als ewiges Kriegsgebiet, und dann erwarten Sie, daß ich solchen Quatsch schlucke? Ich möchte den wahren Grund wissen.«
    »Das ist der wahre Grund. Ich habe meine Frau geliebt, und ich hätte ihr alles gegeben, was sie wollte.«
    »Und gleichzeitig haben Sie sie dazu genötigt, Sie zu befriedigen, wann immer Ihnen danach war?« Die Atmosphäre im Zimmer war geladen, und er spürte, wie er selbst grausam wurde angesichts der Grausamkeit dieser Ehe zwischen Kate und William Sumner. Er konnte einfach nicht die Erinnerung an die kleine, schwangere Frau auf dem Tisch des Pathologen loswerden, sah in Gedanken immer wieder Dr. Warner vor sich, wie er beinahe achtlos ihre Hand hob und leicht schüttelte, um zu zeigen, daß die Finger gebrochen waren. Das Geräusch knirschender Knochen hatte sich wie eine Made in Galbraith’ Hirn hineingefressen, und nachts träumte er von Schlachthäusern. »Wissen Sie, ich kann mir einfach nicht schlüssig werden, ob Sie sie geliebt oder gehaßt haben. Oder war es vielleicht ein bißchen was von beidem? War es eine Beziehung voller Haßliebe, die schiefging?«
    Sumner schüttelte den Kopf. Er sah plötzlich niedergeschlagen aus, als wäre das Spiel, das er trieb - was immer das auch sein mochte -, der Mühe nicht mehr wert. Galbraith wünschte, er verstünde, was Sumner mit seinen Antworten erreichen wollte, und starrte den Mann ratlos an. Sumner war entweder sehr offen oder äußerst geschickt darin, den wahren Sachverhalt zu verschleiern. Insgesamt wirkte er ehrlich, und Galbraith kam der Gedanke, daß er vielleicht auf eine plumpe Art zu demonstrieren versuchte, daß Kate Sumner eine Frau gewesen war, die einen Mann leicht zur Vergewaltigung hätte treiben können. Er erinnerte sich, was James Purdy über diese Frau gesagt hatte. »... was ich an jenem Abend mit Kate erlebte, war etwas noch nie Dagewesenes für mich... es war das, wovon Männer träumen... Ich kann meine Gefühle für Kate nur als ein Fieber beschreiben...«
    »Hat Ihre Frau Sie geliebt, Mr. Sumner?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe sie nie danach gefragt.«
    »Weil Sie fürchteten, sie würde nein sagen?«
    »Im Gegenteil. Ich wußte, sie würde ja sagen.«
    »Und Sie wollten nicht, daß sie Sie belügt?«
    Sumner nickte.
    »Ich mag es auch nicht, wenn man mich belügt«, murmelte Galbraith, den Blick auf Sumner gerichtet. »Es bedeutet, daß der andere einen für so dumm hält, alles zu glauben, was er sagt. Hat Ihre Frau eine Affäre gehabt und Sie belogen?«
    »Sie hatte keine Affäre.«
    »Sie hat Steven Harding ohne jeden Zweifel an Bord seines Boots besucht«, entgegnete Galbraith. »Wir haben dort überall ihre Fingerabdrücke gefunden. Sind Sie dahintergekommen? Vielleicht hatten Sie den Verdacht, daß auch das zweite Kind, das sie erwartete, nicht von Ihnen war? Vielleicht hatten Sie Angst, sie wollte Ihnen wieder ein Kuckucksei ins Nest legen?«
    Sumner starrte auf seine Hände hinunter.
    »Haben Sie sie vergewaltigt?« fuhr Galbraith gnadenlos fort. »War das ein Teil der Gegenleistung dafür, daß Sie Hannah als Ihre Tochter anerkannten? Das Recht, mit Ihrer Frau zu machen, was Sie wollten, wann immer Sie wollten?«
    »Weshalb hätte ich sie vergewaltigen sollen, wenn ich es gar nicht nötig hatte?« fragte er.
    »Mich interessiert nur ein Ja oder Nein, Mr. Sumner.«
    Seine Augen blitzten zornig. »Nein, verdammt noch mal. Ich habe meine Frau nie vergewaltigt.«
    »Vielleicht haben Sie ihr Rohypnol gegeben, um sie gefügiger zu machen?«
    »Nein.«
    »Dann sagen Sie mir, wieso Hannah so sexbewußt ist«, verlangte

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