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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Galbraith. »Haben Sie und Ihre Frau im Beisein des Kindes Verkehr gehabt?«
    Neuerlicher Zorn. »Das ist ja widerwärtig.«
    »Ja oder nein, Mr. Sumner.«
    »Nein.« Das Wort ging fast unter in einem erstickten Schluchzen.
    »Sie lügen, Mr. Sumner. Vor einer halben Stunde haben Sie mir noch erzählt, daß Sie bei ihr im Hotelzimmer bleiben mußten, weil sie nicht aufhörte zu weinen. Ich vermute, zu Hause war es genauso. Ich denke, wenn Sie mit Ihrer Frau geschlafen haben, war Hannah dabei. Sie hatten es so satt, daß Ihre Frau ständig Hannah als Vorwand benutzte, um Sie abzuwimmeln, daß Sie darauf bestanden, es im Beisein des Kindes zu tun. Ist das richtig?«
    Er vergrub sein Gesicht in den Händen und wiegte sich hin und her. »Sie wissen ja nicht, wie es war... Nie hat sie uns in Ruhe gelassen... nie hat sie geschlafen... immer nur gequengelt... Kate hat sie immer vorgeschoben...«
    »Heißt das ja?«
    Die Antwort war nur ein Flüstern. »Ja.«
    »Constable Griffiths sagte, Sie seien gestern nacht in Hannahs Zimmer gegangen. Würden Sie mir sagen, warum?«
    »Sie glauben mir ja doch nicht.«
    »Vielleicht doch.«
    Sumner hob das tränennasse Gesicht. »Ich wollte sie ansehen«, sagte er verzweifelt. »Sie ist alles, was mir von Kate noch geblieben ist.«
     
    Carpenter zündete sich eine Zigarette an, als unter Ingrams sorgfältigen Spatenstichen der erste Riemen eines Rucksacks zum Vorschein kam. »Gute Arbeit, mein Junge«, sagte er beifällig. Er schickte einen seiner Constables zum Wagen, um Gummihandschuhe und Plastikfolie zu holen, und richtete sein Augenmerk dann wieder auf Ingram, der fortfuhr, das Geröll rund um den zerknautschten Stoff zu entfernen.
    Nach weiteren zehn Minuten hatte Ingram den Gegenstand ganz freigelegt und auf die Plastikfolie befördert. Es war ein robuster grüner Campingrucksack mit einem Taillengurt als zusätzliche Stütze und Schnallen am Boden zum Befestigen eines Zelts. Er war alt und abgenützt, und der Metallrahmen war aus irgendeinem unerfindlichen Grund herausgeschnitten worden - allerdings schon vor geraumer Zeit, wie an den ausgefransten Stoffkanten zu erkennen war. Der Rucksack lag auf der Plastikfolie, unter dem Gewicht seiner Riemen in sich zusammengefallen, und was immer er enthalten mochte, nahm nicht einmal ein Drittel seines Volumens ein.
    Carpenter wies einen seiner Mitarbeiter an, jedes Stück, das er dem Rucksack entnahm, in einem Plastikbeutel zu verschließen und zu notieren, um was für einen Gegenstand es sich jeweils handelte. Dann kauerte er neben dem Rucksack nieder, öffnete mit behandschuhten Händen die Schnallen und klappte ihn auf.
    »Es geht los«, sagte er. »Ein Feldstecher, Fabrikat nicht mehr lesbar, möglicherweise Optikon... eine Flasche Mineralwasser, Volvic... drei leere Chipsbeutel der Firma Smith... eine Baseballmütze, Marke River Island... eine cremefarbene Herrenhose, Baumwolle, Marke River Island... ein Paar braune Safaristiefel, Größe vierzig.«
    Er griff in die Seitentaschen und zog ein paar verschimmelte Orangenschalen heraus, weitere leere Chipsbeutel, eine angebrochene Packung Camel-Zigaretten, in der ein Feuerzeug steckte, und eine kleine Menge einer Substanz, die wie Cannabis aussah und in Klarsichtfolie verpackt war. Blinzelnd sah er zu den drei Polizeibeamten auf.
    »Also? Was halten Sie davon? Was ist daran so belastend, daß Nick es nicht sehen durfte?«
    »Das Gras«, sagte der eine Beamte. »Er wollte damit nicht erwischt werden.«
    »Vielleicht.«
    »Weiß der Himmel«, sagte der andere Beamte.
    Carpenter stand auf. »Und Sie, Nick? Was meinen Sie?«
    »Ich würde sagen, das Interessanteste sind die Schuhe, Sir.«
    Carpenter nickte. »Zu klein für Harding, der gut eins achtzig groß ist, und zu groß für Kate Sumner. Also warum schleppt er ein Paar Schuhe Größe vierzig mit sich rum?«
    Niemand wußte eine Antwort.
     
    Galbraith wollte gerade aus Lymington wegfahren, als Carpenter ihn anrief und sagte, er solle sich Tony Bridges vorknöpfen und den »kleinen Bastard« durch die Mangel drehen. »Er hat uns belogen, John«, erklärte er, berichtete dann von dem Rucksack und dem Video des Franzosen und wiederholte wörtlich die Nachrichten, die Ingram auf dem Handy vorgefunden hatte. »Bridges muß sehr viel mehr wissen, als er uns gesagt hat. Nehmen Sie ihn ruhig unter dem Verdacht der Verabredung zur Verübung einer Straftat fest, wenn es nicht anders geht. Kriegen Sie raus, wann und warum Harding nach Frankreich

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