Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
Vom Netzwerk:
Sie fertigmachen. Sie können nicht einfach jemanden nackt auf die Straße schleppen, nur weil er ein bißchen Gras im Haus hat. Das ist heutzutage wohl kaum noch ein Verbrechen.«
    »Wetten, daß?«
    »Na, dann mal los.«
    Galbraith legte eine Fessel um sein eigenes Handgelenk und ließ die andere um das von Tony Bridges zuschnappen. »Anthony Bridges, ich verhafte Sie wegen des Verdachts der Verabredung zur Verübung einer Straftat in Zusammenhang mit der Vergewaltigung und darauffolgenden Ermordung von Mrs. Kate Sumner in der vergangenen Samstagnacht und mit dem tätlichen Angriff auf Miss Margaret Jenner heute morgen.« Er stand auf und zog Bridges hinter sich her zur Tür. »Sie haben das Recht zu schweigen, aber es kann für Ihre Verteidigung von Nachteil sein -«
    »Scheiße!« rief Bridges stolpernd. »Das kann doch nur ein Witz sein!«
    »Kein Witz.« Galbraith nahm Bridges den Joint aus der Hand und warf ihn, noch brennend, in den Korridor. »Steven Harding wurde heute morgen von einem Hund angefallen, weil er genau an dem Ort, wo Kate Sumner umgekommen ist, wieder eine Frau überfallen wollte. Sie können mir jetzt entweder erzählen, was Sie wissen, oder Sie begleiten mich nach Winfrith, wo man Sie in aller Form anklagen und vernehmen wird.« Er sah den jungen Mann von oben bis unten an und lachte. »Mir ist es ehrlich gesagt schnurzegal, wie Sie sich entscheiden. Es wäre eine Zeitersparnis für mich, wenn Sie gleich jetzt mit mir reden, aber« - er schüttelte bedauernd den Kopf - »es wäre doch schade, Ihre Nachbarn um den Spaß zu bringen. Es muß die Hölle sein, mit Ihnen Tür an Tür zu wohnen.«
    »Der Joint steckt mir gleich die ganze Bude in Brand!«
    Galbraith warf einen Blick auf den Joint, der auf den hölzernen Dielen gemächlich vor sich hin schwelte. »Das Zeug ist zu grün. Sie trocknen es nicht richtig.«
    »Na klar doch! Sie müssen’s ja wissen.«
    »Glauben Sie mir.« Er zerrte Bridges durch den Korridor. »Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja. Es kann für Ihre Verteidigung von Nachteil sein, wenn Sie auf Befragen etwas verschweigen, worauf Sie sich später vor Gericht berufen wollen.« Er zog die Tür auf und schob den Mann hinaus. »Alles, was Sie sagen, kann als Beweis verwendet werden.« Er stieß Bridges vor einer verdutzten alten Frau mit toupiertem, weißem Haar und untertassengroßen Augen hinter scharfen Brillgengläsern auf den Bürgersteig. »Morgen, Madam«, sagte er höflich.
    Sie sperrte verblüfft den Mund auf.
    »Mein Auto steht hinter Tesco’s Supermarkt«, sagte er zu Bridges, »da wird’s wahrscheinlich am besten sein, wir gehen gleich die High Street rauf.«
    »Sie können mich doch nicht in diesem Zustand durch die High Street jagen. Sagen Sie’s ihm, Mrs. Crane.«
    Die alte Frau legte eine Hand hinter ihr Ohr und beugte sich vor. »Was soll ich ihm sagen, mein Junge?«
    »Ah, verdammt! Schon gut. Vergessen Sie’s!«
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann«, meinte sie. »Ist Ihnen klar, daß Sie nackt sind?«
    »Natürlich ist mir das klar!« schrie er ihr ins Ohr. »Die Polizei verweigert mir meine Rechte. Sie sind Zeugin.«
    »Na wunderbar! Ich wollte schon immer mal Zeugin sein.« In ihren Augen blitzte plötzlich Belustigung. »Das muß ich unbedingt meinem Mann erzählen. Er wird sich kaputtlachen. Er hat immer schon gesagt, wenn man die Kerze an beiden Enden anzündet, wird nur der Docht kleiner.« Sie lachte vergnügt. »Und wissen Sie was? Ich hab immer gedacht, das wäre ein Witz«, sagte sie und ging weiter.
    Galbraith sah ihr lächelnd nach. »Soll ich die Haustür zuschlagen?« fragte er, die Hand schon am Knauf.
    »Um Gottes willen, nein!« Bridges sprang zurück, um zu verhindern, daß die Tür zufiel. »Ich habe doch keinen Schlüssel!«
    »Wird’s Ihnen schon ein bißchen mulmig?«
    »Dafür könnte ich Sie verklagen.«
    »Keine Chance. Es war Ihre Entscheidung, erinnern Sie sich? Ich habe Ihnen erklärt, daß ich Sie mitnehmen würde, wie Sie sind, wenn ich Sie verhaften müßte, und Sie haben geantwortet: ›Na, dann mal los‹.«
    Bridges schaute in wilder Verzweiflung die Straße hinauf, als ein Mann um die Ecke bog, und flüchtete zu Galbraiths Genugtuung mit einem Satz in die Sicherheit des Korridors. Galbraith schlug die Tür zu und lehnte sich dagegen. »Also, wollen wir noch mal von vorn anfangen? Warum ist Steven Harding heute morgen noch einmal nach Chapman’s Pool gefahren?«
    »Das weiß ich doch nicht. Ich wußte ja nicht mal,

Weitere Kostenlose Bücher