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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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und Inspector Galbraith nahmen ihr gegenüber am Tisch Platz und konfrontierten sie mit ihrer vorangegangenen Aussage. Sie war sichtlich eingeschüchtert von Carpenters grimmiger Miene, und er brauchte nur zu sagen: »Wir glauben, daß Sie uns belogen haben, Miss Gould«, und schon öffneten sich die Schleusen der Wahrheit.
    »Mein Vater mag es nicht, wenn ich die Wochenenden bei Tony verbringe - er sagt, ich mach mich zu billig... er wäre an die Decke gegangen, wenn er erfahren hätte, daß ich ohnmächtig geworden bin. Tony hat gesagt, es wäre eine Alkoholvergiftung gewesen, weil ich Blut gespuckt habe, aber ich glaube, es war das schlechte E, das sein Freund ihm angedreht hatte... Mir war noch stundenlang übel, nachdem ich wieder zu Bewußtsein gekommen war... Mein Vater hätte mich umgebracht, wenn er das gewußt hätte... Er kann Tony nicht ausstehen... Er sagt, er hätte einen schlechten Einfluß auf mich.« Sie lehnte ihren Kopf an die Schulter ihrer Mutter und weinte herzzerreißend.
    »Wann war das?« fragte Carpenter.
    »Am letzten Wochenende. Wir wollten eigentlich auf diesen Rave in Southampton, und Tony hatte bei einem Typen, den er kennt, ein bißchen E gekauft…« Sie geriet ins Stocken und schwieg.
    »Weiter.«
    »Die werden alle eine Riesenwut auf mich haben«, jammerte sie. »Tony hat gesagt, es wäre doch gemein, wenn wir Steve in Schwierigkeiten bringen, bloß weil sein Boot am falschen Ort war.«
    Mit beträchtlicher Mühe gelang es Carpenter, seine Stirnfalten zu glätten und eine halbwegs väterliche Miene aufzusetzen. »Tonys Freund interessiert uns jetzt nicht, Miss Gould, uns geht es einzig darum zu erfahren, wo alle Beteiligten am vergangenen Wochenende waren. Sie haben uns gesagt, daß Sie Steven Harding gern mögen«, fuhr er scheinheilig fort, »und es wird ihm sehr helfen, wenn wir einige Ungereimtheiten in seiner Geschichte aufklären können. Sie und Mr. Bridges sagten, Sie hätten ihn am Samstag nicht gesehen, weil Sie auf einem Rave in Southampton waren. Stimmt das?«
    »Es stimmt, daß wir ihn nicht gesehen haben.« Sie schniefte. »Zumindest ich habe ihn nicht gesehen - Tony vielleicht schon -, aber es stimmt nicht, daß wir auf dem Rave waren. Der hat erst um zehn angefangen, und Tony meinte, wir könnten uns ruhig schon vorher ein bißchen in Stimmung bringen. Ich kann mich an den Abend kaum noch erinnern... Wir haben um fünf zu trinken angefangen, und dann habe ich das E genommen...« Sie begann wieder zu schluchzen.
    »Das wollen wir doch mal eben festhalten, Miss: Sie haben eine Ecstasy-Tablette genommen, die Ihnen Ihr Freund Tony Bridges gegeben hat?«
    Sein Ton erschreckte sie. »Ja«, flüsterte sie.
    »Haben Sie früher schon einmal im Beisein von Mr. Bridges das Bewußtsein verloren?«
    »Manchmal - wenn ich zuviel getrunken hatte.«
    Nachdenklich strich Carpenter sich das Kinn. »Wissen Sie noch, um welche Zeit am Samstag Sie die Tablette genommen haben?«
    »Vielleicht um sieben. Ich kann mich wirklich nicht mehr genau erinnern.« Sie schneuzte sich in ein Kleenex. »Tony hat hinterher gesagt, er hätte keine Ahnung gehabt, daß ich soviel getrunken hatte, sonst hätte er mir das E gar nicht gegeben. Es war furchtbar - ich tue das nie wieder, ich meine trinken oder Ecstasy nehmen… Ich war praktisch die ganze Woche krank.« Sie lächelte matt. »Es stimmt wahrscheinlich, was sie über das Zeug sagen. Tony meint, ich hätte Glück gehabt, daß ich nicht daran gestorben bin.«
    Galbraith verspürte inzwischen wesentlich weniger Neigung, sich väterlich zu geben. Seiner ganz persönlichen Meinung nach war sie eine verwahrloste kleine Schlampe mit zuviel Babyspeck und zu wenig innerem Halt, und er machte sich ernsthaft Gedanken über das geheimnisvolle Zusammenspiel von Natur und Chemie, das bewirken konnte, daß ein bisher vernünftiger Mann sich wegen eines solchen Mädchens plötzlich wie ein Verrückter benahm. »Sie waren am Montag abend, als Sergeant Campbell Mr. Bridges aufsuchte, bereits wieder betrunken«, erinnerte er sie.
    Sie warf ihm von unten herauf einen durchtriebenen Blick zu, der jeden noch vorhandenen Rest an Mitgefühl in ihm abtötete. »Ich hatte nur zwei Lager getrunken«, sagte sie. »Ich hab gedacht, danach würde es mir vielleicht bessergehen - aber sie haben nicht geholfen.«
    Carpenter klopfte mit seinem Füller auf den Tisch, um ihre Aufmerksamkeit wieder für sich zu fordern. »Wann sind Sie am Sonntag morgen wieder zu sich gekommen,

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