Wellenbrecher
Miss Gould?«
Sie zuckte wehleidig die Achseln. »Ich weiß nicht. Tony hat gesagt, ich hätte ungefähr zehn Stunden lang dauernd gebrochen, und es hat erst am Sonntag abend um sieben aufgehört. Deshalb bin ich auch zu spät nach Hause gekommen.«
»Demnach also am Sonntag morgen gegen neun?«
Sie nickte. »So ungefähr, ja.« Sie wandte ihr tränennasses Gesicht ihrer Mutter zu. »Es tut mir so leid, Mam. Ich tu so was bestimmt nie wieder.«
Mrs. Gould drückte ihre Tochter an sich und sah die beiden Polizeibeamten ängstlich an. »Wird jetzt Anzeige gegen sie erstattet?«
»Weswegen, Mrs. Gould?«
»Weil sie Ecstasy genommen hat.«
Carpenter schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. So wie die Dinge liegen, gibt es keine Beweise dafür, daß sie welches genommen hat.« Rohypnol vielleicht... »Aber Sie waren wirklich sehr dumm, Miss Gould, und ich hoffe, Sie kommen nicht, um der Polizei Ihr Leid zu klagen, wenn Sie sich das nächste Mal wieder von einem Mann irgendein unbekanntes Mittel andrehen lassen. Ob es Ihnen nun gefällt oder nicht, Sie sind für Ihr Tun und Lassen selbst verantwortlich, und ich kann Ihnen nur raten, zur Abwechslung hin und wieder auf Ihren Vater zu hören.«
Bravo, Chef, dachte Galbraith.
Carpenter klopfte auf das Protokoll von Bibis früherer Aussage. »Ich habe für Lügner nichts übrig, junge Frau. Das gilt übrigens für uns alle hier. Ich glaube, Sie haben meinem Kollegen, Inspector Galbraith, gestern abend wieder eine Lüge aufgetischt. So ist es doch, nicht wahr?«
Ihre Augen weiteten sich wie in Panik, aber sie antwortete nicht.
»Sie sagten, Sie wären nie auf der Crazy Daze gewesen. Aber das stimmt nicht.«
»Doch!«
»Anfang der Woche haben Sie uns freiwillig Ihre Fingerabdrücke zur Verfügung gestellt. Sie stimmen mit denen überein, die wir auf Steven Hardings Boot gefunden haben. Würden Sie mir erklären, wie Ihre Fingerabdrücke dort hingekommen sind, obwohl Sie doch angeblich nie an Bord waren?« Er maß sie mit finsterem Blick.
»Es ist... Tony weiß nichts davon, verstehen Sie... o Gott!« Sie schlotterte vor Angst. »Es war doch nur - Steve und ich haben mal einen Abend zusammen getrunken, als Tony weg war. Es würde ihn furchtbar kränken, wenn er es erfahren würde... Er ist doch sowieso schon so empfindlich, weil Steve so gut aussieht, und es würde ihn total fertigmachen, wenn er rauskriegen würde, daß wir - ach, Sie wissen schon...«
»Daß Sie auf der Crazy Daze mit Steven Harding Geschlechtsverkehr hatten?«
»Wir waren beide blau. Ich kann mich gar nicht mehr richtig daran erinnern. Es hatte überhaupt nichts zu bedeuten«, beteuerte sie verzweifelt, als wäre Untreue eher zu entschuldigen, wenn der Alkohol die Hemmungen weggespült hatte.
»Warum macht Ihnen die Vorstellung, Tony könnte dahinterkommen, so große Angst?« fragte Carpenter neugierig.
»Ich hab doch gar keine Angst.« Aber ihre Augen verrieten, daß sie log.
»Was tut er mit Ihnen, Miss Gould?«
»Gar nichts. Es ist nur - er wird manchmal schrecklich eifersüchtig.«
»Auf Steven Harding?«
Sie nickte.
»Wie äußert sich seine Eifersucht?«
Sie leckte sich die Lippen. »Er hat’s nur einmal getan. Er hat mir die Hand in der Autotür eingeklemmt, als er mich mal mit Steve zusammen im Pub aufgestöbert hatte. Er hat gesagt, das mit der Tür wäre ein Versehen gewesen, aber - also, ich glaub das nicht.«
»War das bevor oder nachdem Sie mit Steve Harding geschlafen hatten?«
»Danach.«
»Er hat also von Steve und Ihnen gewußt?«
Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Das kann ich mir nicht vorstellen - wie denn? - er war ja die ganze Woche nicht dagewesen... aber seitdem war er - na ja, seltsam , das stimmt.«
»Wann ist das denn überhaupt passiert?«
»Ende Mai.«
Carpenter warf einen Blick in seinen Terminkalender. »Zwischen dem vierundzwanzigsten und einunddreißigsten Mai?«
»Ich weiß noch, daß es ein Feiertag war. In den Schulferien.«
»Gut.« Er lächelte ermutigend. »Nur noch ein oder zwei Fragen, Miss Gould, dann haben wir es geschafft. Erinnern Sie sich an einen Tag, als Tony Bridges mit Ihnen in Steve Hardings Wagen fahren wollte und Kate Sumner den Türgriff auf der Beifahrerseite mit Kot beschmiert hatte?«
Sie schnitt eine Grimasse. »Das war total ekelhaft. Meine ganze Hand war voll.«
»Wissen Sie noch, wann das war?«
Sie überlegte. »Ich glaube, es war Anfang Juni. Tony wollte mit mir in Southampton ins Kino, aber dann habe ich
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