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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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dem Abend stockbesoffen. Was spielt das überhaupt für eine Rolle?«
    »Nun, sagen wir mal, wir interessieren uns für Diskrepanzen.« Bridges zuckte die Achseln. »Ich verstehe nicht, was das soll. Das hat doch mit alldem nichts zu tun.«
    »Wir haben’s gern präzise.« Galbraith sah wieder in sein Heft. »Bibi sagt, sie sei nie auf der Crazy Daze gewesen, weil Steven Harding Ihnen eine Woche, bevor sie Sie kennenlernte, den Zutritt verboten hätte. ›Tony hat im Suff das ganze Boot demoliert‹ «, las er vor, » ›und Steve hat ihn zur Schnecke gemacht. Er hat gesagt, Tony könne sein Auto weiter benützen, aber die Crazy Daze sei für ihn tabu.‹ « Er blickte auf. »Warum haben Sie behauptet, Sie wären mit Bibi an Bord gewesen, obwohl das überhaupt nicht stimmt?«
    »Damit Sie endlich aufhören, so höhnisch zu grinsen, wahrscheinlich. Es kotzt mich an, wie Sie sich aufführen. Ihr Bullen seid doch alle Faschisten!« Mit zornig blitzenden Augen beugte er sich vor. »Ich habe nicht vergessen, daß Sie mich nackt durch die Straßen schleifen wollten.«
    »Was hat das mit Bibi zu tun?«
    »Sie wollten eine Antwort, also habe ich Ihnen eine gegeben.«
    »Wie wär’s mit dieser Antwort? Sie wußten, daß Bibi mit Steven Harding auf dem Boot gewesen war, deshalb beschlossen Sie, eine Erklärung dafür zu liefern, warum ihre Fingerabdrücke dort waren. Sie wußten, daß wir Ihre finden würden, weil Sie am Montag auf der Crazy Daze waren, und Sie dachten, Sie könnten einfach behaupten, Sie wären mit Bibi zusammen an Bord gewesen. Aber Ihre Fingerabdrücke haben wir nur an der vorderen Luke gefunden, Mr. Bridges. Die von Bibi hingegen waren überall auf dem Kopfbrett der Koje. Sie liegt wohl gern oben, hm?«
    Er senkte unglücklich den Kopf. »Lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Es muß Sie doch verrückt machen, daß Harding Ihnen ständig die Freundinnen ausspannt.«

24
     
     
    Maggie ließ ihren schmerzenden Arm sinken und tippte demonstrativ auf ihre Uhr, als Nick mit einer Leiter über der Schulter in die Spülküche kam. Sie stand auf einem wackligen Gartenstuhl, den sie auf den Küchentisch gestellt hatte, ihre Haare waren mit Spinnweben verklebt, ihre aufgekrempelten Ärmel klatschnaß. »Ist das vielleicht eine zivile Zeit?« fragte sie ihn. »Es ist Viertel vor zehn, und ich bin seit fünf Uhr auf den Beinen.«
    »Gott im Himmel!« beschwerte er sich. »Eine Nacht ohne Schlaf wird Sie nicht gleich umbringen. Man muß auch mal über die Stränge schlagen.«
    »Ich habe Sie bereits vor Stunden erwartet.«
    »Dann heiraten Sie nie einen Polizisten«, sagte er und stellte die Leiter unter dem noch nicht behandelten Teil der Decke auf.
    »Das Glück sollte ich mal haben.«
    Er sah grinsend zu ihr hoch. »Sie meinen, Sie würden es in Betracht ziehen?«
    »Garantiert nicht«, erwiderte sie, als wollte sie ihm zu verstehen geben, daß er sich hüten sollte, sein Glück bei ihr auch nur zu versuchen. »Ich meinte damit nur, daß mir noch kein Polizist jemals einen Antrag gemacht hat.«
    »Er würde es nicht wagen.«
    Er machte den Schrank unter dem Spülbecken auf und ging in die Hocke, um nach Putzzeug und Eimern zu suchen. Sie stand hoch über ihm und war heftig versucht, diese seltene Gelegenheit auszunützen und ihm Wasser in den Nacken zu gießen.
    »Unterstehen Sie sich«, sagte er, ohne aufzublicken. »Wenn Sie das tun, können Sie den ganzen Krempel hier allein machen.«
    Sie ignorierte ihn, nicht bereit, sich eine Blöße zu geben.
    »Wie ist es denn gelaufen?« fragte sie und stieg vom Stuhl, um ihren Schwamm in den Eimer auf dem Tisch zu tauchen.
    »Erstaunlich gut.«
    »Das dachte ich mir schon, so vergnügt wie Sie sind.« Sie stieg wieder auf den Stuhl. »Was hat Harding gesagt?«
    »Sie meinen, abgesehen davon, daß er Ihre Aussage in allen Punkten bestätigt hat?«
    »Ja.«
    »Er hat mir verraten, was er am Sonntag in Chapman’s Pool zu suchen hatte.« Er sah zu ihr hinauf. »Er ist wirklich ein Vollidiot, aber kaum ein Vergewaltiger und Mörder.«
    »Sie haben sich also getäuscht?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Gut. Es verdirbt den Charakter, wenn man immer recht behält. Und ist er nun pädophil?«
    »Das kommt darauf an, wie man Pädophilie definiert.« Er setzte sich rittlings auf einen Stuhl, stützte die Ellbogen auf die Rückenlehne und sah ihr bei der Arbeit zu. »Er ist in ein fünfzehnjähriges Mädchen vernarrt, das zu Hause so unglücklich ist, daß es immer wieder mit Selbstmord droht.

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