Wellenbrecher
daß ich ihm diesen Eindruck vermittelt habe. Ich meine, ich habe Kate eine ganze Weile gekannt - oberflächlich, verstehen Sie -, bevor es zu dieser Geschichte in ihrem Haus kam, und es ist schon möglich, daß ich - äh, Tony gegenüber angedeutet habe, es steckte mehr dahinter. Aber das habe ich wirklich nur getan, um ihn ein bißchen zu ärgern. Er hat so eine prüde Seite.«
Carpenter betrachtete ihn einen Moment lang aufmerksam, ehe er seinen Blick auf das Blatt Papier senkte, das vor ihm auf dem Tisch lag. »Drei Monate nachdem Sie Marie kennengelernt hatten, irgendwann in der Woche vom vierundzwanzigsten bis zum einunddreißigsten Mai, praktizierten Sie auch mit Bibi Gould, Tony Bridges’ Freundin, eine, wie Sie es ausgedrückt haben, ›schnelle Nummer‹. Ist das richtig?«
Harding stöhnte gequält. »Jetzt hören Sie aber auf! Das war nun wirklich gar nichts. Wir haben uns im Pub einen angetrunken, und dann habe ich sie mit auf die Crazy Daze genommen, um sie dort ihren Rausch ausschlafen zu lassen, weil Tony weg war und sie nicht in sein Haus konnte. Sie hat mich ziemlich angebaggert und - also, um ehrlich zu sein, ich kann mich an die Nacht kaum noch erinnern. Ich war stockblau und könnte nicht beschwören, daß überhaupt was Erwähnenswertes passiert ist.«
»Weiß Tony Bridges von der Geschichte?«
Er antwortete nicht gleich. »Ich... he, warum fragen Sie mich eigentlich dauernd über Tony aus?«
»Bitte beantworten Sie die Frage. Weiß Mr. Bridges, daß Sie mit seiner Freundin geschlafen haben?«
»Keine Ahnung. Er war in letzter Zeit ein bißchen seltsam. Ich habe mich schon gefragt, ob er vielleicht gesehen hat, wie sie am nächsten Morgen aus meinem Beiboot gestiegen ist.« Er strich sich nervös das Haar aus der Stirn zurück. »Er wollte eigentlich die ganze Woche draußen im Wohnwagen seiner Eltern bleiben, aber Bob Winterslow hat erzählt, er hätte ihn an dem Tag drüben bei seinem Großvater gesehen, wie er gerade sein Schlauchboot rausholen wollte.«
»Wissen Sie denn noch, welcher Tag das war?«
»Es war dieser Feiertag, der auf einen Montag fiel. Bibis Friseursalon war geschlossen, deshalb konnte sie von Sonntag auf Montag bleiben.« Er wartete auf Carpenters nächste Fragen, und als dieser schwieg, sagte er mit einem kleinen Achselzucken: »Hören Sie, es war wirklich völlig bedeutungslos. Ich hätte es Tony sofort erklärt, wenn er je etwas gesagt hätte« - wieder ein Achselzucken -, »aber das hat er nicht getan.«
»Sagt er denn sonst etwas, wenn Sie mit seinen Freundinnen schlafen?«
»Ich schlafe nicht gewohnheitsmäßig mit seinen Freundinnen, verdammt noch mal! Das Problem ist - na ja, Bibi war wie Kate. Wenn man solchen Frauen den kleinen Finger reicht, nehmen sie gleich die ganze Hand.«
Carpenter runzelte die Stirn. »Soll das heißen, daß sie Sie zum Geschlechtsverkehr gezwungen hat?«
»Nein, aber -«
»Dann ersparen Sie mir doch bitte Ihre Ausflüchte.« Er sah wieder in seine Notizen. »Wie kam Ihr Agent überhaupt auf die Idee, daß Bibi Gould Ihre Freundin wäre?«
Harding besaß den Anstand, ein verlegenes Gesicht zu machen. »Weil ich ihm erzählt habe, daß sie eine flotte Nummer ist.«
»Womit Sie sagen wollten, daß sie gegen Pornofotos nichts einzuwenden hätte?«
»Ja.«
»Kann es sein, daß Ihr Agent Tony Bridges davon erzählt hat?«
Harding schüttelte den Kopf. »Wenn er das getan hätte, hätte Tony mich fertiggemacht.«
»Aber Kate Sumners wegen hat er Sie nicht fertiggemacht, nicht wahr?«
Harding blickte ihn verständnislos an. »Tony hat Kate doch gar nicht gekannt.«
»Und wie gut haben Sie sie gekannt, Mr. Harding?«
»Das ist ja das Irre«, antwortete er. »So gut wie gar nicht - okay, wir haben’s einmal gemacht, aber dabei lernt man einen Menschen doch nicht kennen. Danach bin ich ihr aus dem Weg gegangen, weil es mir peinlich war. Und dann hat sie plötzlich angefangen, mich zu behandeln, als hätte ich ihr was angetan.«
Carpenter zog das Protokoll von Hardings früherer Aussage heraus. »Sie haben behauptet, sie wäre auf Sie fixiert gewesen, Mr. Harding. ›Ich wußte, daß sie in mich verliebt war …‹ «, las er vor. » ›Immer wenn ich hier war, trieb sie sich beim Jachtklub herum und wartete, bis ich in meinem Beiboot kam und an Land ging. Meistens stand sie nur da und beobachtete mich, aber manchmal stieß sie ganz bewußt mit mir zusammen und drückte ihre Brüste an meinen Arm …‹ Entspricht irgend etwas
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