Wellenbrecher
flachen Farbwanne langsam aus.
»Schauen Sie sich die armen Tiere an«, sagte sie. »Ich glaube, ich rufe den Tierschutzverein an und erstatte Anzeige gegen ihre grausamen Eigentümer.«
Er kannte sie zu gut. »Worüber sind Sie wirklich so verärgert?«
Sie drehte sich trotzig zu ihm um. »Ich habe alles gehört«, sagte sie. »Ich habe draußen an der Tür gelauscht. Sie haben sich wohl für besonders schlau gehalten, wie?«
»Inwiefern?«
»Martin hatte sich viel Mühe gemacht, meine Mutter zu verführen, bevor er mich verführte«, erklärte sie. »Ich war damals höchst beeindruckt von dieser Taktik. Später ist mir klargeworden, daß mich das hätte warnen müssen. Das hat doch gezeigt, was für ein Lügner er war.«
»Vielleicht fand er es einfach leichter, mit ihr auszukommen«, meinte Ingram milde. »Ihre Mutter ist eine nette Frau. Und, nur um das ein für allemal festzuhalten, ich habe nicht die Absicht, Sie zu verführen. Das wäre ja wie ein Kampf gegen Stacheldraht - schmerzhaft, unersprießlich und verdammt harte Arbeit.«
Sie lächelte verzerrt. »Erwarten Sie nur nicht, daß ich Sie verführe«, sagte sie kurz. »Da können Sie nämlich warten, bis Sie schwarz werden.«
Er zog vorsichtig die verklebte Rolle aus der Wanne und hielt sie im Spülbecken unter das fließende Wasser. »Nichts liegt mir ferner, das können Sie mir glauben. Ich habe zuviel Angst vor einer gebrochenen Kinnlade.«
»Martin hatte damit kein Problem.«
»Nein«, erwiderte er trocken. »Aber Martin hätte auch mit dem Elefantenmenschen kein Problem gehabt, solange Geld dabei herausgesprungen wäre. Hat Ihre Mutter eine Scheuerbürste? Wir müssen die hartgewordene Farbe aus der Wanne hier entfernen.«
»Da müssen Sie in der Spülküche nachschauen.« Sie wartete in stummem Zorn, während er das Gerümpel von vier Jahren nach Putzutensilien durchwühlte. »Sie sind so ein Heuchler«, sagte sie plötzlich. »Eben haben Sie meiner Mutter eine halbe Stunde lang Honig ums Maul geschmiert, um ihr Selbstbewußtsein ein bißchen aufzupäppeln, aber mich vergleichen Sie mit dem Elefantenmenschen.«
Aus der Spülküche kam gedämpftes Lachen. »Es war ja auch nicht Ihre Mutter, mit der Martin geschlafen hat.«
»Was macht denn das für einen Unterschied?«
Er erschien mit einem Eimer voll schmutziger, steif gewordener Wischlappen. »Ich habe schon Schwierigkeiten mit der Tatsache, daß Sie einen Hund im Bett haben«, sagte er. »Es würde mir nicht im Traum einfallen, auch noch ein hinterhältiges Wiesel in Kauf zu nehmen.«
Einen Moment blieb es still, dann begann Maggie zu lachen. »Im Augenblick teilt Bertie das Bett mit meiner Mutter.«
»Das weiß ich. Er ist so ziemlich der lächerlichste Wachhund, der mir je untergekommen ist.« Er nahm die Lappen aus dem Eimer und hielt sie hoch. »Was zum Teufel ist denn das?«
Neuerliches Gelächter. »Das sind die Unterhosen meines Vaters, Sie Esel. Meine Mutter benutzt sie als Putzlappen, weil sie nichts kosten.«
»Ach so, ja. Das leuchtet mir ein.« Er stellte den Eimer in das Spülbecken, um ihn mit Wasser zu füllen. »Ihr Vater war ein großer, kräftiger Mann. Der Stoff hier würde reichen, um eine Couchgarnitur zu beziehen.»Er zog gestreifte Boxershorts aus dem Bündel. »Oder einen Liegestuhl«, fügte er hinzu.
Sie verengte argwöhnisch die Augen. »Bilden Sie sich bloß nicht ein, Sie könnten die Unterhosen meines Vaters benutzen, um mich zu verführen, Sie Ungeheuer, sonst kippe ich Ihnen den ganzen Eimer über den Kopf.«
Er lachte sie an. »Ich will Sie nicht verführen, Maggie, ich werbe um Sie. Wenn ich Sie verführen wollte, hätte ich ein paar Flaschen Brandy mitgebracht.« Er wrang die Boxershorts aus und hielt sie zur Begutachtung in die Höhe. »Aber... wenn Sie meinen, daß ich hiermit Erfolg haben könnte...«
›Die meiste Zeit bin ich allein - nur das Meer, das Boot und ich... das mag ich... ich fühle mich wohl in dieser Weite... Menschen können einem nach einer Weile auf die Nerven gehen... die wollen doch immer irgendwas von einem... meistens Liebe... aber es ist alles ziemlich oberflächlich... Marie? Sie ist in Ordnung ... nichts Besonderes... klar fühle ich mich für sie verantwortlich, aber doch nicht auf ewig... nichts ist ewig... außer das Meer... und der Tod...‹ <
26
Als John Galbraith William Sumners Wagen in der kleinen Straße in Chichester stehen sah, hielt er an und beugte sich vor, um durch das Fenster ins Innere
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