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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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gebeten worden war, William Sumners Haus am Rope Walk zu überprüfen, kam aus Winfrith eine weitere Aufforderung, ein Boot namens Crazy Daze ausfindig zu machen, das irgendwo in einem der Jachthäfen oder an einem der Flußankerplätze des kleinen Hafenstädtchens in Hampshire lag. Ein Anruf beim Hafenmeister von Lymington genügte, um den Aufenthaltsort der Jacht zu ermitteln.
    »Ja, klar kenne ich Steve. Der hat sein Boot an einer Boje im Knick, ungefähr fünfhundert Meter hinter dem Jachtklub. Eine Zehnmeterjacht mit Holzdeck und weinroten Segeln. Er ist ein netter Kerl.«
    »Ist er an Bord?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich weiß nicht einmal, ob sein Boot da ist. Ist es wichtig?«
    »Möglicherweise.«
    »Rufen Sie doch mal den Jachtklub an. Die können ihn mit dem Feldstecher sehen, wenn er da ist. Wenn Sie nichts erreichen, melden Sie sich noch mal bei mir, dann schick ich einen von meinen Jungs rauf.«
     
    William Sumner wurde an diesem Abend um halb sieben in der Polizeidienststelle Poole mit seiner kleinen Tochter wiedervereint. Wer jedoch erwartet hatte, das kleine Mädchen würde sich freudestrahlend in seine Arme stürzen, erlebte eine Enttäuschung. Die Kleine blieb auf Distanz und beschäftigte sich mit einigen Spielsachen auf dem Boden, während sie vorsichtig den erschöpften Mann musterte, der auf einen Stuhl gesunken war und den Kopf in den Händen hielt.
    Er entschuldigte sich bei Constable Griffiths. »Sie ist immer so«, sagte er. »Kate ist die einzige, auf die sie reagiert.« Er rieb sich die roten Augen. »Haben Sie sie inzwischen gefunden?«
    Griffiths, die besorgt war, die Kleine könnte mehr von dem Gespräch verstehen, als für sie gut war, stellte sich schützend vor sie. Sie tauschte einen Blick mit John Galbraith, der gemeinsam mit ihr im Zimmer gewartet hatte. »Mein Kollege von der Kriminalpolizei Dorset, Inspector Galbraith, weiß darüber mehr als ich, Mr. Sumner. Ich halte es daher für das Beste, Sie sprechen mit ihm, während ich mit Hannah in die Kantine gehe.« Sie hielt der Kleinen einladend die Hand hin. »Hast du Lust auf ein Eis, Schatz?«
    Die Reaktion des Kindes überraschte sie. Mit einem vertrauensvollen Lächeln stand es auf und streckte ihr die Arme entgegen.
    »Na, das ist aber mal was ganz Neues«, sagte sie lachend und setzte die Kleine auf ihre Hüfte. »Gestern hast du mich keines Blickes gewürdigt.« Sie drückte den warmen kleinen Körper an sich.
    Nachdem sie gegangen waren, zog Galbraith sich einen Stuhl heran und setzte sich Sumner gegenüber. Der Mann war älter, als er erwartet hatte, mit leicht schütterem, dunklem Haar und einem kantigen, beweglichen Körper, den er nicht stillhalten konnte. Wenn er nicht gerade nervös an seinen Lippen zupfte, klopfte er mit einer Ferse in einem hektischen Rhythmus auf den Boden. Mit großem Widerstreben nahm Galbraith mehrere Fotos aus seiner Brusttasche und hielt sie lose in den Händen.
    »Es ist nicht leicht, Ihnen das zu sagen, Sir«, begann er mit aufrichtiger Anteilnahme in der Stimme, »aber gestern morgen wurde eine junge Frau, auf die die Beschreibung Ihrer Frau paßt, tot aufgefunden. Wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich um Ihre Frau handelt, solange Sie sie nicht identifiziert haben, aber ich denke, Sie sollten sich auf die Möglichkeit gefaßt machen, daß sie es ist.«
    Ein Ausdruck des Entsetzens breitete sich auf dem Gesicht des Mannes aus. »Sie ist es bestimmt«, sagte er mit absoluter Sicherheit. »Die ganze Heimfahrt habe ich immer nur gedacht, daß etwas Schlimmes passiert sein muß. Kate hätte Hannah niemals allein gelassen. Sie liebt sie abgöttisch.«
    Zögernd drehte Galbraith die erste Großaufnahme herum und hielt sie Sumner hin.
    Der nickte in augenblicklichem Erkennen. »Ja«, sagte er tonlos. »Das ist meine Frau.«
    »Es tut mir sehr leid, Sir.«
    Sumner nahm mit zitternder Hand das Foto und sah es sich genauer an. Er sprach ohne Emotionen. »Was ist passiert?«
    Galbraith erklärte so kurz wie möglich, wo und wie Kate Sumner gefunden worden war. Er hielt es für unnötig, gleich zu Beginn Vergewaltigung und Mord zu erwähnen.
    »Ist sie ertrunken?«
    »Ja.«
    Sumner schüttelte verwirrt den Kopf. »Was hat sie denn dort getan?«
    »Das wissen wir nicht, aber wir glauben, daß sie aus einem Boot gestürzt ist.«
    »Wieso war Hannah dann in Poole?«
    »Das wissen wir auch nicht«, antwortete Galbraith.
    Der Mann drehte das Foto herum und schob es Galbraith brüsk

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