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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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behauptet er.«
    »Auf eine solche Chance kann ich dankend verzichten«, versetzte Harding wegwerfend. »Es war eine lumpige kleine Rolle in einer Fernsehserie für Kinder. Drei Drehtage mit einem Haufen verwöhnter Bälger, um in so einer beschissenen Serie mitmachen zu dürfen. Nur Idioten arbeiten mit Kindern.«
    Etwas Gehässiges flammte kurz in Bridges’ Augen auf, aber er verbarg seinen Ärger sogleich hinter einem harmlosen Lächeln. »Soll das ein Seitenhieb auf mich sein?« fragte er milde.
    Harding zuckte die Achseln. »Niemand hat dich gezwungen, Lehrer zu werden, Kumpel. Das hast du dir selbst ausgesucht.« Er machte eine gleichgültige Handbewegung. »Es ist dein Begräbnis, wenn diese kleinen Monster dir eines Tages den Schädel einschlagen.«
    Bridges sah ihn einen Moment forschend an, dann nahm er eines der Fotos zur Hand. »Und wieso hast du dann kein Problem mit diesem Dreck hier? Nennt man das nicht auch ›Arbeit mit Kindern‹?«
    Keine Antwort.
    »Du läßt dich wirklich erstklassig ausbeuten - Kumpel -, aber du merkst es gar nicht. Du gibst dich dazu her, daß widerliche Perverse sich im stillen Kämmerlein an schmierigen Pornofotos von dir aufgeilen - genausogut könntest du deinen Arsch am Piccadilly Circus verkaufen.«
    »Klappe«, knurrte Harding wütend. Er drückte die Fingerspitzen auf seine geschlossenen Lider, als könnte er so den Schmerz dahinter unterdrücken. »Ich hab die Nase voll von deinen beschissenen Predigten.«
    Bridges ignorierte die Warnung. »Was erwartest du denn, wenn du dich wie ein Idiot benimmst?«
    Ein unfreundliches Lächeln verzog Hardings Lippen. »Wenigstens halte ich nicht hinterm Berg mit dem, was ich tue« - sein Lächeln wurde breiter -, »in keiner Hinsicht.« Er starrte Bridges herausfordernd an. »Im Gegensatz zu dir, hm? Wie geht’s Bibi denn so? Kriegt sie immer noch das große Gähnen, wenn ihr dabei seid?«
    »Reiz mich nicht, Steve.«
    »Wozu?«
    »Dich auffliegen zu lassen.« Er betrachtete das Foto mit einer Mischung aus Ekel und Neid. »Du bist ein gottbeschissener Perverser. Die Kleine ist doch kaum fünfzehn.«
    »Fast sechzehn - wie du verdammt gut weißt.« Harding sah teilnahmslos zu, wie Bridges das Bild in Fetzen riß. »Warum regst du dich so auf?« fragte er ruhig. »Es ist doch nur Theater. Wenn man’s in einem Film macht, nennen sie’s Kunst. Macht man’s für eine Zeitschrift, nennen sie’s Pornographie.«
    »Es ist der letzte Dreck.«
    »Falsch. Es ist geil. Sei doch ehrlich. Du würdest sofort mit mir tauschen. Mensch, die zahlen das Dreifache von dem, was du als Lehrer verdienst.« Er hob die Mineralwasserflasche zum Mund und neigte mit einem zynischen Lächeln den Kopf nach hinten. »Ich werde mal mit Graham reden«, sagte er und wischte sich die feuchten Lippen mit dem Handrücken. »Man kann nie wissen. Ein Zwerglein wie du wird im Internet vielleicht der große Renner. Die Pädophilen mögen’s klein.«
    »Du bist echt krank.«
    »Nein«, sagte Harding und ließ seinen Kopf wieder in die Hände sinken, als hätte er all seine Energie verbraucht. »Nur pleite. Die Versager, die sich bei meinen Bildern einen runterholen, die sind krank.«

6
    Gerichtsmedizinischer Befund UF/DP/5136/ Zwischenbericht: GFS/Dr. J. C. Warner
     
    Allgemeine Beschreibung: Naturblond - etwa 30 Jahre alt - Größe: 1,50 m - Gewicht: 43,5 kg - blaue Augen - Blutgruppe 0 - gute Zähne (2 Füllungen; hinterer linker Weisheitszahn entfernt) - keine Operationsnarben - Mutter von mindestens einem Kind - 14 Wochen schwanger (männlicher Foetus) - Nichtraucherin - geringe Alkoholspuren im Blut - Einnahme der letzten Mahlzeit ca. 3 Std. vor Eintritt des Todes - Mageninhalt (außer Salzwasser): Käse, Apfel - deutlich sichtbare Einkerbung am Ringfinger der linken Hand weist auf häufiges Tragen eines Ringes hin.
     
    Todesursache: Ertrinken. Die gegebenen Umstände - die äußeren Bedingungen (Wind, Gezeitenstand, Felsenküste) und der gute Zustand der Leiche (wäre sie in unmittelbarer Nähe der Küste ins Meer gestürzt, so hätte ihre offensichtliche Entschlossenheit, sich zu retten, zum Überleben ausgereicht. Es sind zwar einige Verletzungen vorhanden, die erst nach dem Tod eingetreten sind, diese sind aber nicht umfassend genug, um als Beweis dafür auszureichen, daß die Leiche lange Zeit im Wasser lag) - lassen darauf schließen, daß sie auf offener See, noch lebend, aus einem Boot stürzte und sich eine beträchtliche Zeitlang schwimmend über

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