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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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diesem Stadium schwer zu sagen, in welchem Umfang das Benzodiazepin ihre Funktionsfähigkeit beeinträchtigte. Weitere Untersuchungen erforderlich.
     
    °°° N.B.: Angesichts der Tatsache, daß es ihr beinahe gelungen wäre, sich zu retten, ist es möglich, daß sie aus eigenem Entschluß über Bord sprang, solange das Boot noch in Sichtweite der Küste war. Jedoch sowohl das Versäumnis, ihr »Überbordgehen« zu melden, als auch die Umstände, die für vorsätzliches Handeln sprechen, lassen kaum Zweifel daran, daß ihr Tod beabsichtigt war.
     
    °°° Rohypnol (Produkt der Firma Roche). Ein lösliches Schlafmittel - in der Umgangssprache als »date-rape-Droge« bekannt. Es wurde bereits in mehreren Vergewaltigungsfällen, zwei davon Fälle von Gruppenvergewaltigungen, nachgewiesen. Sehr wirksam bei der Behandlung von schwerer, krankmachender Schlaflosigkeit. Kann Schlaf zu ungewohnten Zeiten herbeiführen. Mißbräuchlich angewandt - leicht löslich in Alkohol -, kann es eine Frau ohne ihr Wissen bewußtlos und so zu einem willenlosen Opfer sexueller Gewalt machen. Frauen berichten von zeitweiligen Perioden der Klarheit in Verbindung mit einer absoluten Unfähigkeit, sich zu wehren. Die Wirkung des Mittels auf Vergewaltigungsopfer ist in den USA, wo es inzwischen verboten ist, gut dokumentiert: vorübergehender oder dauernder Erinnerungsverlust; Unfähigkeit zu verstehen, daß eine Vergewaltigung stattgefunden hat; Gefühle völliger Losgelöstheit von dem Geschehen; nachfolgendes tiefes psychisches Trauma beim Opfer, das mit solcher Leichtigkeit gegen seinen Willen vergewaltigt wurde (oft von mehr als einem Täter). Eine Strafverfolgung ist ungeheuer schwierig, weil es nach zweiundsiebzig Stunden nicht mehr möglich ist, Rohypnol im Blut nachzuweisen, und nur wenige Opfer ihre Erinnerung schnell genug wiedererlangen, um sich so frühzeitig bei der Polizei zu melden, daß Abstriche und eine Blutuntersuchung noch positive Ergebnisse liefern.
     
    gez. J. C. Warner

7
     
     
    Die Salterns-Marina lag am Ende einer kleinen Sackgasse, die von der Küstenstraße Bournemouth-Poole abzweigte, etwa zweihundert Meter von der Stelle entfernt, wo die Greens das kleine blonde Mädchen gefunden hatten. Mit einem Boot war sie vom Meer her durch den Swash-Kanal und danach den Nordkanal erreichbar. Sie war ein beliebter Haltepunkt für ausländische Besucher oder Schiffsführer, die an der Südküste Englands entlangschippern wollten, und in den Sommermonaten oft überfüllt.
    Eine Anfrage im Hafenmeisterbüro des Jachthafens über die ein- und auslaufenden Schiffe in den vergangenen zwei Tagen ergab, daß die Crazy Daze am Sonntag ungefähr achtzehn Stunden dort gelegen hatte. Das Boot war im Laufe der Nacht eingelaufen und hatte am »A«-Ponton festgemacht. Nach Öffnung des Büros um acht Uhr morgens hatte ein Mann, der seinen Namen mit Steven Harding angab, für eine Liegezeit von vierundzwanzig Stunden bezahlt. Er hatte gesagt, er wolle eine Wanderung unternehmen, habe aber vor, bis zum Spätnachmittag zurück zu sein. Der Hafenmeister erinnerte sich an ihn. »Gutaussehender Typ. Dunkles Haar.«
    »Ja, das ist er. Wie wirkte er? Ruhig? Aufgeregt?«
    »Ganz normal. Ich hab ihm gesagt, daß wir den Liegeplatz am Abend wieder brauchen, und er meinte, das wäre kein Problem, er würde ohnehin am Spätnachmittag nach Lymington zurücksegeln. Soweit ich mich erinnere, sagte er, er hätte am Montag einen Termin in London - mit anderen Worten, heute morgen - und wollte mit dem letzten Zug fahren.«
    »Hatte er ein Kind bei sich?«
    »Nein.«
    »Wie hat er bezahlt?«
    »Mit Kreditkarte.«
    »Hatte er eine Brieftasche?«
    »Nein. Er hatte die Karte in der Innentasche seiner Shorts. Er sagte, mehr brauche man heutzutage nicht, wenn man auf Reisen ginge.«
    »Hat er Gepäck bei sich gehabt?«
    »Nein, als er hier im Büro war, nicht.«
    Niemand hatte das Auslaufen der Crazy Daze vermerkt, aber am Sonntag abend um 19 Uhr, als die angemeldete Jacht aus Portsmouth eintraf, war der Liegeplatz leer gewesen. Diese erste Anfrage erbrachte keinerlei Hinweis auf ein Kleinkind, das unbegleitet den Jachthafen verlassen, oder einen Mann, der ein Kleinkind bei sich gehabt hatte. In den Jachthäfen herrschte jedoch, wie mehrere Leute bemerkten, immer viel Betrieb, da konnte jeder von Bord schaffen, was er wollte, wenn es nur unverfänglich verpackt war, in einen Schlafsack zum Beispiel.
     
    Keine zwei Stunden, nachdem die Polizei von Lymington

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