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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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aschfahles Gesicht zu, dann glitt er mit einem kleinen Seufzer ohnmächtig zu Boden.
     
    Es war durchaus angenehm, die beiden kleinen Spenders um sich zu haben. Sie verlangten nicht mehr von ihrem Gastgeber als hin und wieder eine Dose Cola, ein bißchen Geplauder und Hilfe beim Befestigen der Köder an ihren Angelhaken. Ingrams blitzblankes kleines Boot, die Miss Creant , schaukelte sanft auf der glatten, türkisgrünen See vor der Küste bei Swanage, seine weißen Bordwände schimmerten rosig im Glanz der langsam untergehenden Sonne, und ein ganzes Sortiment von Angeln bewehrte wie eine Reihe Igelstacheln die Reling. Die Jungen fanden, es wäre ein tolles Boot.
    »Die Miss Creant wär mir tausendmal lieber als so eine blöde Jacht«, sagte Paul, nachdem er dem imposanten Polizisten in Swanage geholfen hatte, das Boot zu Wasser zu lassen. Ingram hatte dem Jungen erlaubt, die Winde hinten auf seinem uralten Jeep zu drehen, während er selbst ins Wasser gewatet war, um das Boot vom Anhänger herunterzulassen und an einem Ring an der Slipanlage festzumachen. Paul hatte gestrahlt vor Aufregung. »Meinen Sie, mein Dad würde vielleicht auch so ein Boot kaufen? Das wären dann echt super Ferien.«
    »Du kannst ihn ja mal fragen«, hatte Ingram geantwortet.
    Danny fand es ausgesprochen ekelhaft, einen langen, zuckenden Wurm auf eine mit Widerhaken versehene Stahlspitze zu schieben, bis sie aussah, als wäre sie mit einem krausen Seidenstrumpf überzogen, und er bestand darauf, daß Ingram das für ihn erledigte. »Der Wurm lebt doch noch«, sagte er. »Tut der Haken ihm nicht weh?«
    »Nicht so sehr, wie er dir weh tun würde.«
    »Würmer sind wirbellose Tiere«, belehrte ihn sein Bruder, der gegen die Reling lehnte und seine auf dem Wasser schaukelnden Schwimmer beobachtete, »die haben kein Nervensystem wie wir. Und überhaupt stehen sie ganz unten in der Nahrungskette. Sie existieren nur, um gefressen zu werden.«
    »Tote Dinge sind am Ende der Nahrungskette«, sagte Danny. »Wie die Frau am Strand. Sie wäre Fischfutter geworden, wenn wir sie nicht gefunden hätten.«
    Ingram reichte Danny seine Angel mitsamt dem aufgespießten Wurm. »Keine schwungvollen Würfe«, sagte er, »häng die Schnur einfach über die Reling ins Wasser und wart ab, was passiert.« Zufrieden, den Jungen das Angeln zu überlassen, lehnte er sich zurück und zog sich seine Baseballmütze in die Stirn. »Erzählt mir doch mal was von dem Typen, der den Anruf gemacht hat. Habt ihr ihn gemocht?«
    »Er war ganz in Ordnung«, antwortete Paul.
    »Er hat gesagt, er hätte mal eine nackte Frau gesehen und sie hätte ausgesehen wie ein Elefant«, berichtete Danny, der jetzt neben seinem Bruder stand und sich über die Reling beugte.
    »Das war doch nur ein Spaß«, sagte Paul. »Er wollte uns beruhigen.«
    »Worüber hat er sonst noch geredet?«
    »Er hat die Frau mit dem Pferd angemacht«, sagte Danny, »aber sie hat ihn nicht so gemocht wie er sie.«
    Ingram lächelte in sich hinein. »Wie kommst du darauf?«
    »Sie hat immer so grimmig geguckt.«
    Gibt es sonst nichts Neues?
    »Warum wollen Sie wissen, ob wir ihn gemocht haben?« fragte Paul, auf Ingrams ursprüngliche Frage zurückkommend. »Mochten Sie ihn denn nicht ?«
    »Er war ganz in Ordnung«, sagte Ingram wie vorher Paul. »Vielleicht ein bißchen dusselig, an einem so heißen Tag ohne Sonnenschutzmittel und Wasser loszuziehen, aber ansonsten ganz okay.«
    »Das hatte er sicher alles in seinem Rucksack«, sagte Paul loyal. Er hatte Hardings Freundlichkeit nicht vergessen, auch wenn sein Bruder sich nicht mehr daran zu erinnern schien. »Er hat ihn abgestellt, als er bei der Polizei angerufen hat, und hat ihn dann stehengelassen, weil er fand, er wäre zu schwer, um ihn zum Polizeiauto runterzuschleppen. Er wollte ihn auf dem Rückweg wieder mitnehmen. Wahrscheinlich war er so schwer, weil er Wasser drin hatte.« Er sah Ingram mit ernsthafter Miene an. »Glauben Sie nicht auch?«
    Ingram schloß die Augen unter dem Schirm seiner Mütze. »Doch«, stimmte er zu, während er sich fragte, was in dem Rucksack gewesen sein mochte und warum Harding hatte verhindern wollen, daß die Polizei den Inhalt zu sehen bekam. Ein Feldstecher vielleicht? Hatte er die Frau also doch mit eigenen Augen gesehen?
    »Habt ihr ihm die Frau am Strand eigentlich beschrieben?« fragte er Paul.
    »Ja«, antwortete der Junge. »Er wollte wissen, ob sie hübsch wäre.«
     
    Die Entscheidung, Constable Griffiths mit

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