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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Konnte einfach nicht die Finger von mir lassen. Ich hab ihr nur gegeben, was sie wollte. Es ist doch nicht meine Schuld, wenn sie hinterher Foul schreit. Sie war eine aggressive Frau, und aggressiver Sex hat ihr gefallen.‹« Die Falten auf seiner Stirn vertieften sich. »Harding leistet doch nur solide Vorarbeit, um sich abzusichern für den Fall, daß wir es schaffen sollten, ihn unter Anklage zu stellen. Dann wird er uns erzählen, daß ihr Tod ein Unfall war - sie stürzte achtern über Bord, und er konnte sie nicht mehr retten.«
    »Was für einen Eindruck hat Anthony Bridges auf Sie gemacht?«
    »Der hat mir gar nicht gefallen. Er ist ein arroganter kleiner Mistkerl und viel zu gewieft im Umgang mit der Polizei. Aber seine Aussage und die seiner schlampigen Freundin decken sich so genau mit Hardings, daß wir wohl, falls die drei nicht ein abgekartetes Spiel treiben, akzeptieren müssen, daß sie die Wahrheit sagen.« Ein plötzliches Lächeln vertrieb sein Stirnrunzeln. »Wenigstens vorläufig. Es wird interessant sein zu sehen, ob sich etwas ändert, wenn er und Harding Gelegenheit hatten, miteinander zu reden. Sie wissen ja, daß wir ihm zur Auflage gemacht haben, sich bei Bridges einzuquartieren.«
    »In einer Hinsicht muß ich Harding recht geben«, sagte Galbraith nachdenklich. »Mir ist diese kleine Hannah auch nicht ganz geheuer.« Er stützte die Ellbogen auf die Knie und beugte sich mit skeptischer Miene vor. »Diese Geschichte, daß sie jedesmal zu schreien anfängt, wenn sie einen Mann zu Gesicht bekommt, ist reiner Quatsch. Als ich bei den Sumners im Wohnzimmer saß und auf ihren Vater gewartet habe, kam sie rein, setzte sich vor mir auf den Teppich und fing an, an sich herumzuspielen. Sie hatte keine Unterhose an. Sie hat einfach ihr Kleid hochgezogen und losgelegt, als gäbe es kein Morgen. Und dabei hat sie mich die ganze Zeit beobachtet. Glauben Sie mir, die Kleine hat genau gewußt, was sie tat.« Er seufzte. »Es war verdammt entnervend, und ich freß einen Besen, wenn sie nicht von irgend jemandem zu solchen Spielchen verleitet wurde, ganz gleich, was diese Ärztin sagt.«
    »Mit anderen Worten, Sie setzen auf Sumner?«
    Galbraith ließ sich das einen Moment durch den Kopf gehen. »Sagen wir es mal so: Ich bin absolut sicher, daß er’s war, wenn, erstens, sein Alibi nicht standhält, und ich, zweitens, rauskriegen kann, wie er es einrichten konnte, daß vor Purbeck ein Boot auf ihn wartete.« Sein sympathisches Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Der Mann reizt mich bis aufs Blut, wahrscheinlich weil er sich für so verdammt klug hält. Wissenschaftlich fundiert ist es nicht, aber, ja, ich setze auf ihn und nicht auf Steven Harding.«
    Seit nunmehr zweiundsiebzig Stunden brachten Lokalblätter und überregionale Tageszeitungen Berichte über eine Morduntersuchung im Anschluß an die Auffindung einer weiblichen Leiche an einem Strand auf der Insel Purbeck. Da die Frau und ihre Tochter aller Wahrscheinlichkeit nach mit einem Boot unterwegs gewesen waren, hatte man an alle Segler zwischen Southampton und Weymouth appelliert, sich zu melden, falls sie am Wochenende des 9. und 10. August eine zierliche, blonde Frau und/oder ein dreijähriges kleines Mädchen gesehen haben sollten. Am Mittwoch nachmittag erschien die Verkäuferin eines großen Kaufhauses in Bournemouth auf ihrem zuständigen Polizeirevier und erklärte schüchtern, sie wolle auf keinen Fall unnötig stören, aber sie habe am Sonntag abend etwas beobachtet, was möglicherweise mit der Ermordung der Frau zu tun haben könnte.
    Sie sagte, sie heiße Jennifer Hale und sei auf einer Fairline Squadron namens Gregory’s Girl unterwegs gewesen. Das Boot gehöre einem Geschäftsmann aus Poole mit Namen Gregory Freemantle.
    »Er ist mein Boyfriend«, fügte sie erklärend hinzu.
    Der diensthabende Beamte fand diese Bezeichnung etwas albern. Sie war weit über dreißig, und er fragte sich, wie alt ihr Freund wohl sein mochte. Geht wahrscheinlich schon auf die Fünfzig zu, dachte er, wenn er sich eine Fairline Squadron leisten kann.
    »Ich wollte eigentlich, daß Gregory selbst herkommt und es Ihnen erzählt«, sagte sie, »weil er Ihnen viel genauer hätte sagen können, wo es war. Aber er meinte, es lohne die Mühe nicht, weil ich nicht genug Erfahrung hätte, um zu wissen, was ich da eigentlich gesehen habe. Er glaubt nämlich seinen Töchtern, müssen Sie wissen, und die sagten, es wäre ein Ölfaß gewesen. Wehe dem, der den

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