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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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und her schwingt.«
    Er suchte auf der Außenseite des Bootsrumpfes nach einem Namen, fand aber keinen. »Es ist völlig ausgeschlossen, daß dieses Ding hier vom Heck einer Jacht abgestürzt sein kann, ohne daß es jemand bemerkt hätte. Da hätten beide Trossen im selben Moment reißen müssen, und die Chancen, daß so was passiert, sind minimal, wenn Sie mich fragen. Wenn nur eine Trosse risse, würde das Boot zu schwingen anfangen wie ein Pendel, und man könnte nicht mehr richtig steuern. Spätestens dann würde man Fahrt wegnehmen, um festzustellen, wo das Problem liegt.« Er hielt einen Moment inne. »Im übrigen würden die Trossen noch an den Ringen hängen, wenn sie gerissen wären.«
    »Weiter.«
    »Ich glaube eher, daß es von einem Bootsanhänger aus zu Wasser gelassen wurde, was bedeutet, daß wir uns in Swanage, Kimmeridge Bay und Lulworth umhören müssen.« Er stand auf und blickte nach Westen. »Außer natürlich, es kam aus Chapman’s Pool. Dann müssen wir fragen, wie es dort überhaupt hingekommen ist. Es gibt da keinen öffentlichen Zugang vom Land, man kann also nicht einfach so zum Spaß einen Trailer runterbugsieren und ein Schlauchboot zu Wasser lassen.« Er rieb sich das Kinn. »Komische Geschichte, nicht?«
    »Könnte man es nicht hinuntertragen und dann an Ort und Stelle aufpumpen?«
    »Das kommt darauf an, wieviel Kraft man hat. Diese Dinger sind verdammt schwer.« Er breitete die Arme aus wie ein Fischer, der die Größe eines Fischs demonstriert. »Sie werden in riesigen Segeltuchtaschen verpackt, aber Sie können’s mir glauben, um die eine größere Strecke zu tragen, braucht es zwei Leute, und von Hill Bottom bis zum Slip von Chapman’s Pool sind es mehr als anderthalb Kilometer.«
    »Was ist mit den Bootshäusern? Die Spurensicherungsleute haben die ganze Bucht fotografiert, und auf dem Abstellplatz neben den Hütten liegen massenhaft Schlauchboote. Könnte es eines von denen sein?«
    »Höchstens wenn es gestohlen worden ist. Mir ist kein Diebstahl gemeldet worden, aber vielleicht ist er einfach noch nicht bemerkt worden. Ich kann das ja morgen mal nachprüfen.«
    »Junge Leute, die nur mal eine Spritztour machen wollten?« meinte Galbraith.
    »Das bezweifle ich.« Ingram stieß mit dem Fuß leicht gegen den Rumpf. »Sie hätten rudern müssen wie die Weltmeister, um es aufs offene Meer hinauszubugsieren. Es wäre nämlich niemals von allein hinausgetrieben. Der Zufahrtskanal ist zu schmal, und die Wucht der Brandung und die Strömung hätten es in die entgegengesetzte Richtung gezwungen, zurück zu den Felsen in der Bucht.« Er lächelte über Galbraiths verständnislose Miene. »Ohne Motor geht da gar nichts«, erklärte er, »und jemand, der sich nur mal kurz ein Boot klauen will, um eine Spritztour zu machen, schleppt im allgemeinen nicht seinen eigenen Motor mit. Außenbordmotoren liegen aber nun mal nicht herum wie Sand am Meer. Die Dinger sind teuer, also verwahrt man sie hinter Schloß und Riegel. Damit ist übrigens auch Ihrer Theorie, das Boot könnte erst an Ort und Stelle aufgepumpt worden sein, der Boden entzogen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand ein Schlauchboot und einen Außenbordmotor nach Chapman’s Pool runtergeschleppt hat.«
    Galbraith sah ihn neugierig an. »Also?«
    »Ich kombiniere nur so aus dem Stegreif, Sir.«
    »Schon in Ordnung. Hört sich gut an. Machen Sie ruhig weiter.«
    »Wenn es von Chapman’s Pool gestohlen wurde, heißt das, daß wir es mit einem vorsätzlichen Diebstahl zu tun haben. Es müßte also jemand gewesen sein, der bereit war, einen schweren Außenbordmotor anderthalb Kilometer weit zu schleppen, um ein Boot zu stehlen.« Er zog die Brauen hoch. »Warum sollte jemand so was tun? Und warum dann das Boot aufgeben? Das ist doch wirklich verdammt sonderbar, finden Sie nicht? Und wie ist der Dieb wieder an Land gekommen?«
    »Geschwommen?«
    »Vielleicht.« Ingram richtete den Blick in die leuchtendorangerote Sonne und verengte die Augen zu Schlitzen. »Aber vielleicht brauchte er das auch gar nicht«, sagte er dann. »Vielleicht war er gar nicht in dem Boot.« Er hüllte sich einen Moment in nachdenkliches Schweigen. »Das Heck ist völlig in Ordnung, deshalb hätte der Außenbordmotor das Boot eigentlich unter Wasser ziehen müssen, sobald die Luft aus den Seiten entwich.«
    »Und was heißt das?«
    »Daß der Außenbordmotor nicht dran war, als es kenterte.«
    Galbraith wartete darauf, daß er fortfahren würde. Als

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