Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
Vom Netzwerk:
beiden widerspricht! Er geht jedem Streit mit ihnen aus dem Weg, weil er Angst hat, daß sie sich sonst bei ihrer Mutter beschweren, wo er doch eigentlich -« Sie stieß einen Seufzer aus. »Ehrlich gesagt, sie sind zwei richtig verwöhnte Fratze. Ich fand, wir hätten anhalten müssen, um nachzusehen, was das für ein Ding war, aber« - sie schüttelte den Kopf - »ich hatte einfach nicht mehr die Nerven, mich deswegen mit ihnen zu streiten. Mir reichte es schon vollauf für den Tag.«
    Der diensthabende Sergeant, der selbst Stiefkinder hatte, sah sie mit einem verständnisvollen Lächeln an. »Wie alt sind die beiden denn?«
    »Dreizehn und fünfzehn.«
    »Ein schwieriges Alter.«
    »Das kann man wohl sagen. Besonders wenn die Eltern -« Sie brach ab, wollte offensichtlich nicht zuviel sagen.
    »In ungefähr fünf Jahren, wenn sie ein bißchen erwachsener geworden sind, wird es besser werden.«
    Ein Funke der Erheiterung blitzte in ihren Augen auf. »Vorausgesetzt, mich gibt’s dann noch. Im Moment sieht’s nicht so aus. Die Jüngere ist nicht so schlimm, aber um noch mal fünf Jahre mit Marie durchzustehen, müßte ich schon eine Elefantenhaut haben. Sie kommt sich vor wie Elle McPherson und Claudia Schiffer in einer Person und kriegt Tobsuchtsanfälle, wenn sie nicht ständig verhätschelt und verwöhnt wird. Wie dem auch sei...« Sie kehrte zu ihrem Anliegen zurück. »Ich bin sicher, es war kein Ölfaß. Ich saß hinter der Flyingbridge und konnte es besser sehen als die anderen. Was immer es auch war, es war nicht aus Metall - es war zwar schwarz, aber mir sah es eher nach einem gekenterten Schlauchboot aus. Ich glaube, es hatte nicht genug Luft, weil es ziemlich tief im Wasser lag.«
    Der Sergeant machte sich Notizen. »Wieso glauben Sie, daß es mit der Mordsache zu tun hat?« fragte er.
    Sie lächelte verlegen, hatte Angst, sich lächerlich zu machen. »Weil es ein Boot war«, antwortete sie, »und nicht weit von der Stelle entfernt, wo die Leiche gefunden wurde. Wir waren in Chapman’s Pool, als die Frau von dem Hubschrauber geborgen wurde, und wir sind nur ungefähr zehn Minuten, nachdem wir St.-Alban’s-Kap umrundet hatten, an dem Boot vorbeigekommen. Ich habe mir ausgerechnet, daß das ungefähr um Viertel nach sechs gewesen sein muß, und ich weiß, daß wir mit fünfundzwanzig Knoten gefahren sind, weil mein Freund das sagte, als wir um das Kap herumkamen. Er meinte, daß Sie sicher eine Jacht oder einen großen Kabinenkreuzer suchen, aber ich habe mir gedacht - na ja -, von einem Schlauchboot aus kann man genauso leicht ins Wasser stürzen und ertrinken wie von einer Jacht, oder nicht? Und dieses Boot war offensichtlich gekentert.«
     
    Carpenter erhielt den Bericht aus Bournemouth um drei Uhr, sah ihn durch, zog eine Karte zu Rate und schickte ihn dann mit einer Notiz an Galbraith weiter.
    Lohnt es sich, dem nachzugehen? Wenn das Boot nicht zwischen St.-Alban’s-Kap und Anvil Point angetrieben worden ist, dann wird es irgendwo vor Swanage im tiefen Wasser untergegangen sein und ist wahrscheinlich nicht mehr zu finden. Die Zeitangaben scheinen jedoch sehr präzise zu sein. Wenn wir also annehmen, daß es vor Anvil Point angetrieben wurde, kann Ihr Freund Ingram wahrscheinlich ausrechnen, wo es sich befinden müßte. Sie sagten doch, er habe das Zeug zu einem Spürhund. Wenn er uns nicht helfen kann, wenden Sie sich an die Küstenwache. Vielleicht ist es sogar das beste, Sie reden zuerst mit denen. Sie wissen ja, wie sauer die reagieren, wenn ihnen die Landratten die Schau stehlen. Das Ganze ist reichlich vage - ich kann mir nicht vorstellen, wie Hannah da ins Bild passen soll oder wie man eine Frau in einem Schlauchboot vergewaltigen kann, ohne daß es kentert -, aber man weiß ja nie. Vielleicht ist es dieses Boot vor der Insel Purbeck, nach dem Sie suchen.
     
    Es zeigte sich, daß die Küstenwache den Schwarzen Peter bereitwillig an Ingram weitergab. Man habe mitten in der Hochsaison weiß Gott Wichtigeres zu tun, als an unwahrscheinlichen Orten nach »imaginären« Schlauchbooten zu suchen, lautete die Mitteilung. Ingram, nicht minder skeptisch, fuhr nach Durlston Head und brach zu einer Wanderung auf dem Küstenweg auf, wobei er der gleichen Route folgte, die Harding angeblich am vergangenen Sonntag genommen hatte. Er ging langsam und suchte den Küstenstreifen am Fuß der Klippen alle fünfzig Meter mit seinem Feldstecher ab. Er war sich ebenso wie die Küstenwache darüber im klaren, wie

Weitere Kostenlose Bücher