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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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einen Versuch wert. Sie haben vor, es wieder aufzupumpen und zu Wasser zu lassen, aber allzu große Hoffnungen sollten wir uns nicht machen. Es ist fraglich, ob das irgendwelche aufschlußreichen Erkenntnisse bringen wird.«
    Carpenter reichte ihm einen Stapel Berichte. »Die werden Sie interessieren.«
    »Was ist das?«
    »Die Aussagen der Leute, von denen Sumner behauptete, sie würden sein Alibi bestätigen.«
    Galbraith hörte einen Unterton der Erregung in der Stimme seines Chefs. »Und - ist es so?«
    Carpenter schüttelte den Kopf. »Ganz im Gegenteil. Es bleibt eine Lücke von vierundzwanzig Stunden. Von Samstagmittag bis Sonntagmittag. Wir nehmen uns jetzt jeden vor, das Hotelpersonal, andere Konferenzteilnehmer... aber diese Aussagen hier« - er zeigte auf die Unterlagen in Galbraith’ Hand - »stammen von den Leuten, die Sumner uns selbst genannt hatte.« Seine Augen blitzten. »Und wenn die ihm kein Alibi geben können, dann kann ich mir nicht vorstellen, daß es irgend jemand anderer tun wird. Sieht ganz so aus, als könnten Sie recht haben, John.«
    Galbraith nickte. »Und wie hat er es angestellt?«
    »Er ist früher viel gesegelt, er kennt Chapman’s Pool bestimmt genausogut wie Harding, und er weiß wahrscheinlich auch, daß man dort leicht ein Schlauchboot mitgehen lassen kann.«
    »Wie hat er seine Frau dahin gelotst?«
    »Er hat sie Freitag abend angerufen, hat gesagt, die Konferenz langweile ihn tödlich und er habe vor, früher nach Hause zu kommen. Dann hat er vorgeschlagen, zur Abwechslung mal einen Ausflug zu machen, zum Beispiel an den Strand von Studland, und hat mit ihr verabredet, sie und Hannah in Bournemouth oder Poole vom Bahnhof abzuholen.«
    Galbraith zupfte an seinem Ohrläppchen. »Möglich wär’s«, stimmte er zu.
    Dreijährige Kinder fahren kostenlos mit der Bahn, und eine Anfrage bei der Fahrkartenausgabe des Bahnhofs Lymington hatte ergeben, daß an jenem Samstag zahlreiche Einzelfahrkarten für Erwachsene nach Bournemouth und Poole verkauft worden waren. Die Fahrt war schnell und bequem, da man in Brockenhurst in die regelmäßig verkehrenden Schnellzüge umsteigen konnte. Falls Kate Sumner jedoch eine dieser Fahrkarten gekauft hatte, so hatte sie bar bezahlt und nicht mit Kreditkarte oder Scheck. Niemand vom Bahnhofspersonal erinnerte sich an eine zierliche blonde Frau mit einem kleinen Kind, aber an einem Samstag nachmittag in der Hauptsaison herrschte auf dem Bahnhof von Lymington wegen der Fährverbindung zur Isle of Wight ständig ein solcher Betrieb, daß das nicht weiter verwunderlich war, wie die Befragten erklärt hatten.
    »Das einzige Haar in der Suppe ist Hannah«, fuhr Carpenter fort. »Wenn er sie in Lilliput ausgesetzt hat, bevor er nach Liverpool zurückgefahren ist, wieso hat es dann so lange gedauert, ehe sie jemandem auffiel? Er muß sie spätestens um sechs Uhr morgens abgesetzt haben, aber die Greens haben sie erst um halb elf entdeckt.«
    Galbraith dachte an die Spuren von Benzodiazepin und Paracetamol, die man in ihrem Blut gefunden hatte. »Vielleicht hat er ihr um sechs zu essen und zu trinken gegeben und sie frisch gewickelt und sie dann schlafend in einem Karton in der Türnische eines Ladens zurückgelassen«, meinte er nachdenklich. »Vergessen Sie nicht, daß er in der Pharmaforschung tätig ist. Da wird er schon wissen, wie man eine Dreijährige für einige Stunden betäubt. Ich vermute, er hat das schon seit Jahren praktiziert. Nach der Art und Weise zu urteilen, wie das Kind sich in seiner Gegenwart verhält, muß es vom Tag seiner Geburt an ein Fluch für ihn und sein Sexualleben gewesen sein.«
     
    In der Zwischenzeit jagte Nick Ingram gestohlenen Schlauchbooten hinterher. Die Fischer, die ihre Boote in Chapman’s Pool liegen hatten, konnten ihm nicht weiterhelfen. »Als wir von der Ertrunkenen hörten, haben wir sofort nachgesehen, ob bei uns ein Boot fehlt«, berichtete ihm einer. »Ich hätte Ihnen unverzüglich Bescheid gegeben, wenn was gewesen wäre, aber es fehlte nichts.«
    So war es auch in Swanage und in Kimmeridge Bay.
    Auf seinen letzten Anruf in Lulworth bekam er eine verheißungsvollere Auskunft. »Komisch, daß Sie danach fragen«, sagte der Mann am anderen Ende der Leitung. »Hier ist nämlich tatsächlich ein Boot abhanden gekommen, schwarz, drei Meter lang.«
    »Das könnte hinkommen. Wann ist es verschwunden?«
    »Vor gut drei Monaten.«
    »Von wo?«
    »Sie werden’s nicht glauben, direkt vom Strand. Irgendein armer

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