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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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offensichtlich, daß seine Feindseligkeit mehr auf seiner Unfähigkeit beruht zu akzeptieren, daß Steve alle Wertvorstellungen der Arbeiterklasse ablehnt, und weniger auf dem Wissen über den derzeitigen Lebenswandel seines Sohns, mit dem er seit Juli 1995 keinen Kontakt mehr gehabt hat.
    Mrs. Harding behauptet, ein Schulfreund ihres Sohns, ein gewisser Anthony Bridges, habe immer schon einen schlechten Einfluß auf ihn ausgeübt. Ihr zufolge machte Anthony Bridges ihren Sohn im Alter von zwölf Jahren mit Ladendiebstahl, Drogen und Pornographie bekannt, und das Versagen ihres Sohnes führt sie darauf zurück, daß die beiden schon als Teenager verschiedentlich wegen Trunkenheit und Erregung öffentlichen Ärgernisses, mutwilliger Sachbeschädigung und Diebstahls von pornographischen Zeitschriften polizeilich verwarnt wurden. Nach diesen Zwischenfällen nämlich begann Steven Harding gegen seine Eltern zu rebellieren und war nicht mehr zu bändigen. Sie beschreibt ihren Sohn als ›hübscher, als gut für ihn ist‹ und sagt, die Mädchen seien schon sehr früh hinter ihm hergelaufen. Anthony Bridges hingegen habe immer im Schatten seines Freundes gestanden, und es habe ihm ihrer Meinung nach deshalb diebische Freude bereitet, ›Steven reinzulegen‹. Sie ist sehr verbittert darüber, daß Anthony Bridges es trotz seiner Vorgeschichte schaffte, zu studieren und eine Anstellung als Lehrer zu finden, während ihr Sohn sich ganz auf die Unterstützung seiner Eltern verließ, ohne ihnen je dafür zu danken.
    Als Mr. Harding seinen Sohn fragte, wie er sich den Kauf seiner Jacht Crazy Daze hätte leisten können, gab dieser zu, mit Pornoaufnahmen gut verdient zu haben. Seine Eltern waren darüber so entsetzt, daß sie ihn im Juli 1995 hinauswarfen. Seitdem haben sie nichts mehr von ihm gehört. Sie wissen nichts über seine Aktivitäten, seine Freunde und Bekannten und ebensowenig über die Ereignisse am 9. und 10. August 1997. Sie sind jedoch überzeugt davon, daß ihr Sohn trotz all seiner Schwächen und Fehler kein gewalttätiger oder aggressiver Mensch ist.

15
     
     
    Maggie Jenner harkte gerade das Stroh in einer der Pferdeboxen zusammen, als Nick Ingram und John Galbraith auf den Hof von Broxton House fuhren. Ihre erste Reaktion bestand darin, sich in die Dunkelheit des Stalls zurückzuziehen - wie jedesmal, wenn sich Besuch blicken ließ. Sie wollte nicht gesehen werden und wollte auch niemanden sehen, weil es sie immer eine Willensanstrengung kostete, ihre natürliche Abneigung, sich auf Menschen einzustellen, zu überwinden. Broxton House, ein quadratisches Gebäude im Queen-Anne-Stil mit Giebeldach, roten Backsteinmauern und Fenstern mit Schlagläden im oberen Stockwerk, war durch eine Lücke zwischen den Bäumen rechts vom Hof zu sehen, und sie beobachtete, wie die beiden Männer das Haus einen Moment bewundernd betrachteten und sich dann abwandten, um den Weg zum Hof zu nehmen.
    Schließlich machte sie mit einem resignierten Lächeln auf sich aufmerksam, indem sie eine Ladung schmutzigen Strohs auf einer Mistgabel durch die offene Stalltür beförderte. Das Wetter war seit drei Wochen unverändert heiß, und ihr rann der Schweiß übers Gesicht, als sie in das grelle Sonnenlicht hinaustrat. Sie ärgerte sich über ihre Verlegenheit und wünschte, sie hätte am Morgen etwas anderes angezogen oder Constable Ingram wäre so höflich gewesen, seinen Besuch anzukünden. Ihre dünne karierte Bluse klebte wie ein enger Strumpf an ihrem Oberkörper, und der Stoff der Jeans rieb an den Innenseiten ihrer Schenkel.
    Ingram bemerkte Maggie beinahe augenblicklich und stellte amüsiert fest, daß ausnahmsweise einmal sie diejenige war, die Blut und Wasser schwitzte. Doch er verzog keine Miene.
    Sie lehnte die Mistgabel an die Stallmauer und wischte sich die Hände an ihren schmutzigen Jeans ab, bevor sie sich mit dem Handrücken das Haar aus dem Gesicht strich.
    »Guten Morgen, Nick«, sagte sie. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Guten Morgen, Miss Jenner«, erwiderte er mit einem höflichen Nicken. »Dies ist Inspector Galbraith von der Kriminalpolizei Dorset. Wenn es Ihnen paßt, würde er Ihnen gern einige Fragen über die Ereignisse vom vergangenen Samstag stellen.«
    Sie warf einen Blick auf ihre Hände, ehe sie sie in die Jeanstaschen schob. »Ich gebe Ihnen lieber nicht die Hand, Inspector. Meine Hände sind mit ziemlich unappetitlichen Dingen in Berührung gekommen.«
    Galbraith, der hinter der Entschuldigung die

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