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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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uns sehr überzeugend klargemacht, daß er mit Kate Sumner nichts zu tun haben wollte, aber, wie mein Chef sagte, eine starke Abneigung ist ein ebenso gutes Motiv für Vergewaltigung und Mord wie jedes andere. Harding behauptet, sie hätte ihn belästigt und schikaniert, indem sie sein Auto mit Kot beschmierte, weil er sie abgewiesen hatte. Das könnte wahr sein, aber im Grunde kauft ihm das keiner von uns ab.«
    »Warum nicht? Wir hatten hier unten vor drei Jahren mal einen Fall, da hat eine Frau den Jaguar ihres Ehemannes durch die Haustür seiner Geliebten gejagt. Frauen können ganz schön wütend werden, wenn man sie abserviert.«
    »Außer daß er erklärt hat, er hätte nie was mit ihr gehabt.«
    »Vielleicht war das ihr Problem.«
    »Wieso treten Sie plötzlich so für ihn ein?«
    »Das tue ich gar nicht. Ich bemühe mich nur, aufgeschlossen und vorurteilslos zu bleiben, wie es die Dienstvorschrift verlangt.«
    Galbraith lachte leise. »Er will uns weismachen, daß ihm die Frauen in Scharen hinterherlaufen, vermutlich, um zu zeigen, daß ein Mann wie er, der jederzeit Sex haben kann, keine Frau zu vergewaltigen braucht. Aber er kann oder will uns die Namen der Frauen, mit denen er geschlafen hat, nicht nennen. Und wir konnten auch von niemandem sonst einen Namen erfahren.« Er zuckte die Achseln. »Trotzdem zweifelt keiner an seinem Ruf als Frauenheld. Alle sind überzeugt, daß er ständig Frauen auf seinem Boot hat, aber die Spurensicherung hat nicht einen einzigen Hinweis gefunden, der das bestätigt hätte. Sein Bettlaken ist ganz steif von getrocknetem Sperma, aber wir haben lediglich zwei einzelne Haare darauf gefunden, die nicht von ihm selbst waren, und keines davon stammte von Kate Sumner. Schlußfolgerung: Der Bursche ist ein zwanghafter Onanist.« Er machte eine nachdenkliche Pause. »Der Haken ist nur, daß sein verdammtes Boot in jeder anderen Hinsicht geradezu mönchisch ist.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    »Keine Spur von irgendwelchem pornografischem Material«, erklärte Galbraith. »Zwanghafte Onanisten, vor allem solche, die irgendwann zu Vergewaltigern werden, ziehen sich aber im allgemeinen ein hartes Pornovideo nach dem anderen rein und masturbieren dabei, daß die Wände wackeln, weil bei ihnen alles Empfinden beim Schwanz beginnt und endet. Und sie brauchen immer drastischere Bilder, um zur Befriedigung zu gelangen. Aber wie steigert sich unser Freund Harding in Erregung hinein?«
    »Mit Hilfe von Erinnerungen?« meinte Ingram ironisch.
    Wieder lachte Galbraith. »Er hat selbst pornografische Aufnahmen gemacht, aber er behauptet, das einzige, was er davon behalten hätte, wäre das Heft gewesen, das er William Sumner gezeigt hat.«
    Er gab Ingram eine kurze Zusammenfassung von Sumners und Hardings Version der Geschichte. »Er sagt, er hätte das Heft hinterher in den Müll geworfen und für ihn existierten diese Aufnahmen nicht mehr, sobald er sein Geld dafür bekommen hätte.«
    »Wahrscheinlicher ist, daß er alles über Bord geworfen hat, als ihm einfiel, daß ich ihn als Zeugen benennen könnte und er vielleicht noch einmal vernommen werden würde.« Ingram überlegte einen Moment. »Haben Sie ihn auf diese Geschichte angesprochen, die der kleine Danny Spender mir erzählt hat? Daß er mit seinem Telefon an sich herumgerieben hat?«
    »Er behauptete, das wäre nicht wahr, der Junge hätte das nur erfunden.«
    »Nie im Leben. Ich wette mein letztes Hemd darauf, daß Danny das richtig mitbekommen hat.«
    »Ja, aber warum hat Harding das getan?«
    »Vielleicht hat er sich dabei an die Vergewaltigung erinnert? Oder er hat sich dran aufgegeilt, daß sein Opfer gefunden worden war?«
    »Was würden Sie sagen?«
    »Die Vergewaltigung«, antwortete Ingram.
    »Reine Mutmaßung, die auf der Aussage eines zehnjährigen Jungen und eines Polizisten basiert. Kein Gericht wird Ihnen das abnehmen, Nick.«
    »Dann sprechen Sie doch morgen mal mit Miss Jenner. Fragen Sie sie, ob ihr etwas aufgefallen ist, bevor ich dazugekommen bin.« Er begann, das schmutzige Geschirr zu stapeln. »Aber ich würde Ihnen raten, sie mit Samthandschuhen anzufassen. Sie hat’s nicht besonders mit Polizisten.«
    »Sprechen Sie von Polizisten im allgemeinen oder nur von sich selbst?«
    »Wahrscheinlich hat Sie nur etwas gegen mich«, sagte Ingram aufrichtig. »Ich habe ihren Vater damals darauf hingewiesen, daß der Mann, mit dem sie verheiratet war, zwei ungedeckte Schecks unter die Leute gebracht hatte.

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