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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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formulieren sollte, und entschied sich für Direktheit. Die Frau hatte zweifellos einen oder zwei Hengste in ihren Ställen, sie würde also nicht gleich in Ohnmacht fallen, wenn man das Kind beim Namen nannte.
    »Nick sagte uns, daß Harding eine Erektion hatte, als er ihn am Sonntag sah. Würden Sie dem beipflichten?«
    »Entweder das, oder er ist mehr als üppig ausgestattet.«
    »Waren Sie die Ursache dafür, was meinen Sie?«
    Sie antwortete nicht.
    »Nun?«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte sie. »Ich hatte in dem Moment eher den Eindruck, daß das Mädchen auf dem Boot ihn so erregte. Gehen Sie doch mal an einem sonnigen Tag am Strand von Studland entlang, da werden Sie hundert scharfe Achtzehn- bis Zwanzigjährige sehen, die im Wasser kauern, weil ihr Schwanz unabhängig von ihrem Verstand reagiert. Das ist doch nun wirklich kein Verbrechen.«
    Galbraith schüttelte den Kopf. »Sie sind eine gutaussehende Frau, Miss Jenner, und er stand direkt neben Ihnen. Haben Sie ihn in irgendeiner Weise ermutigt?«
    »Nein.«
    »Es ist wirklich wichtig.«
    »Wieso? Ich weiß nur, daß der arme Kerl sich nicht richtig unter Kontrolle hatte.« Sie seufzte. »Hören Sie, diese Frau tut mir wirklich leid. Aber wenn Harding tatsächlich mit ihrem Tod etwas zu tun hatte, dann hat er mir jedenfalls nicht den Eindruck vermittelt. Für mich war er nichts weiter als ein junger Mann auf einer Wanderung, der für zwei Kinder einen Anruf erledigt hatte.«
    Galbraith tippte mit dem Zeigefinger auf das Blatt mit seinen Notizen. »Ich habe hier die Aussage von Danny Spender«, erklärte er. »Sagen Sie mir, inwieweit sie zutrifft. ›Er hat die Frau mit dem Pferd angemacht, aber ich glaub nicht, daß sie ihn so gemocht hat wie er sie.‹ War es so?«
    »Nein, natürlich nicht«, entgegnete sie verärgert, als empfände sie die Vorstellung, »angemacht« zu werden, als beleidigend. »Aber es kann sein, daß es für die Kinder so ausgesehen hat. Ich habe zu ihm gesagt, er sei mutig, weil er Bertie einfach so am Halsband packte, und daraufhin schien er zu glauben, er könnte die Jungen beeindrucken, indem er den Witzbold spielte und Jasper ständig aufs Hinterteil klopfte. Ich mußte die Tiere schließlich unter dem Vorwand, daß sie Schatten brauchen, von ihm wegbringen. Jasper läßt sich zwar einiges gefallen, aber alle zwei Minuten einen kräftigen Klaps auf den Hintern zu bekommen, behagt ihm nicht sonderlich, und ich wollte keine Anzeige bekommen, falls er plötzlich ausschlagen sollte.«
    »Dann hatte Danny also recht damit, daß Sie Harding nicht mochten?«
    »Ich verstehe nicht, was das für eine Rolle spielt«, antwortete sie unbehaglich. »Das ist doch eine ganz subjektive Sache. Ich bin kein besonders geselliger Typ, deshalb gehört Menschenliebe nicht gerade zu meinen starken Seiten.«
    »Was hat Sie denn an ihm gestört?« Er ließ nicht locker.
    «Herrgott noch mal, das ist doch lächerlich!« fuhr sie ihn an. »Es gab nichts an ihm auszusetzen. Er war von Anfang bis Ende unserer Unterhaltung absolut nett und freundlich.« Sie warf Ingram einen zornigen Blick zu. »Beinahe übertrieben höflich sogar.«
    »Warum mochten Sie ihn dann nicht?«
    Sie atmete einmal tief durch, offensichtlich unschlüssig, ob sie darauf antworten sollte oder nicht. »Er war ein Grapscher«, sagte sie schließlich mit einer Aufwallung von Gereiztheit. »So. Ist es das, was Sie hören wollten? Ich habe was gegen Männer, die einen dauernd anfassen müssen, Inspector, aber nur weil sie grapschen, sind sie noch lange keine Vergewaltiger oder Mörder. Sie sind einfach so.« Wieder holte sie Luft. »Und da wir schon mal beim Thema sind - nur um Ihnen zu zeigen, wie wenig Sie auf mein Urteil über Männer geben können -, ich würde keinem von euch Männern über den Weg trauen. Wenn Sie wissen wollen, warum, fragen Sie Nick Ingram.« Sie lachte spöttisch, als Galbraith den Blick senkte. »Ich sehe, er hat es Ihnen schon erzählt. Wenn Sie pikantere Einzelheiten über meine Beziehung zu meinem betrügerischen Ehemann wissen wollen, stellen Sie bitte einen schriftlichen Antrag, ich werde dann sehen, was ich für Sie tun kann.«
    Galbraith ignorierte den Wutausbruch, als ihm einfiel, daß Sandy Griffiths, nach ihrem Urteil über Sumner gefragt, eine ähnliche Warnung geäußert hatte. »Heißt das, daß Harding Sie angefaßt hat, Miss Jenner?«
    Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Natürlich nicht. Ich habe ihm gar keine Gelegenheit dazu

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