Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
Vom Netzwerk:
stimmte … Ich glaube, er wollte uns nur aufmuntern.«
    »Glaubt Danny das auch?«
    Paul schüttelte den Kopf. »Nein, aber das hat nichts zu bedeuten. Er behauptet, Mr. Harding hätte sein T-Shirt geklaut, und darum mag er ihn nicht.«
    »Und ist das wahr?«
    »Ich glaube nicht. Das hat er erfunden, weil er’s verloren hat und Mama ihn deswegen ausgeschimpft hat. Vorn steht ›Derby FC‹ drauf, und es hat einen Haufen Geld gekostet.«
    »Hatte Danny es am Sonntag dabei?«
    »Er sagt, es wär in dem Packen gewesen, in den wir das Fernglas eingewickelt hatten, aber ich kann mich nicht daran erinnern.«
    »Okay.« Galbraith nickte wieder. »Was meint denn Danny, was Harding bezweckt hat?«
    »Er sagt, er wäre ein Kinderschänder«, antwortete Paul sachlich.
     
    Constable Sandy Griffiths pfiff tonlos vor sich hin, während sie sich in der Küche von Langton Cottage eine Tasse Tee machte. Hannah saß wie gebannt vor dem Fernseher im Wohnzimmer, und Sandy segnete im stillen das Andenken des Genies, das dieses elektronische Kindermädchen erfunden hatte. Als sie sich zum Kühlschrank umwandte, um nach Milch zu sehen, ertappte sie William Sumner dabei, wie er direkt hinter ihr stand.
    »Habe ich Sie erschreckt?« fragte er, als sie leicht zusammenfuhr.
    Du weißt genau, daß du mich erschreckt hast, du dämlicher Kerl! Sie zwang sich zu einem Lächeln, um ihm nicht zu zeigen, daß er ihr allmählich unheimlich wurde. »Ja«, sagte sie. »Ich habe Sie nicht kommen gehört.«
    »Das hat Kate auch immer gesagt. Sie ist deswegen manchmal richtig böse geworden.«
    Kann ich mir lebhaft vorstellen... Sie hatte langsam den Verdacht, daß er ein Voyeur war, ein Mann, der sich seinen Kick holte, indem er heimlich Frauen bei ihren alltäglichen Verrichtungen beobachtete. Sie konnte schon gar nicht mehr zählen, wie oft sie ihn verstohlen um einen Türpfosten hatte spähen sehen, als wäre er ein unwillkommener Gast in seinem eigenen Haus. Sie ging auf Distanz, indem sie die Teekanne zum Küchentisch trug und sich einen Stuhl herauszog. In dem darauffolgenden Schweigen stieß er mehrmals verdrossen mit der Schuhspitze gegen das Tischbein, so daß ihr bei jedem Stoß die Platte ruckartig gegen den Bauch prallte.
    »Sie haben Angst vor mir, stimmt’s?« sagte er plötzlich.
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Gestern nacht hatten Sie Angst.« Er machte ein Gesicht, als gefiele ihm die Vorstellung, und sie fragte sich, wie wichtig es für ihn war, sich überlegen fühlen zu können.
    »Bilden Sie sich bloß nichts ein«, entgegnete sie schroff. Sie zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch absichtlich in seine Richtung. »Glauben Sie mir«, sagte sie betont derb, »wenn ich auch nur die geringste Angst gehabt hätte, hätten Sie von mir einen Tritt in Ihre gottverdammten Eier gekriegt. Erst draufhauen, dann Fragen stellen, das ist mein Motto.«
    »Ich mag es nicht, wenn in meinem Haus geraucht und mit unflätigen Ausdrücken herumgeworfen wird«, sagte er mit einem erneuten gereizten Tritt gegen das Tischbein.
    »Dann reichen Sie doch eine Beschwerde ein«, versetzte sie. »Dann werde ich abgezogen.« Sie sah ihn einen Moment unverwandt an. »Aber das würde Ihnen überhaupt nicht in den Kram passen, stimmt’s? Sie sind nämlich viel zu sehr daran gewöhnt, sich bedienen zu lassen.«
    Plötzlich schossen ihm die Tränen in die Augen. »Sie haben keine Ahnung, wie das für mich ist. Vorher hat alles so gut geklappt. Und jetzt - ich weiß überhaupt nicht, was ich tun soll.«
    Seine Schau war bestenfalls dilettantisch und schlimmstenfalls hinterhältig, und es brachte Sandy Griffiths in Rage. Bildete er sich etwa ein, sie fände männliche Hilflosigkeit attraktiv? »Dann sollten Sie sich schämen«, fuhr sie ihn an. »Als die Sozialarbeiterin hier war, wußten Sie noch nicht mal, wo der Staubsauger steht, geschweige denn, wie er funktioniert. Sie war hier, um Ihnen wenigstens das Grundlegende darüber beizubringen, wie man ein Kind versorgt und einen Haushalt führt. Kein Mensch - ich wiederhole, kein Mensch - wird nämlich zulassen, daß ein dreijähriges Kind in der Obhut eines Mannes bleibt, dem das Wohl seiner Tochter so offensichtlich gleichgültig ist.«
    Er ging in der Küche herum, öffnete Schranktüren und machte sie wieder zu, als wollte er zeigen, daß er genau wußte, wo alles untergebracht war. »Das ist nicht meine Schuld«, sagte er. »Kate wollte es so. Ich durfte mich nicht in den Haushalt

Weitere Kostenlose Bücher