Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
Vom Netzwerk:
gegeben.«
    »Aber er hat Ihre Tiere angefaßt, und das hat Sie gegen ihn eingenommen?«
    »Nein«, widersprach sie unwirsch. »Mich hat gestört, daß er die Hände nicht von den Jungen lassen konnte. Es war alles sehr machomäßig - so plump-vertraulich -, Sie wissen schon, mit Schulterklopfen und Rippenstößen - deswegen glaubte ich anfangs ja auch, er wäre der Vater. Dem Kleinen hat das nicht gefallen - er hat Harding immer wieder weggestoßen -, aber der Ältere hat es genossen.« Sie lächelte ziemlich zynisch. »Es war diese aufgesetzte, oberflächliche Herzlichkeit, wie in Hollywood-Filmen, deshalb war ich auch nicht im geringsten überrascht, als er Nick sagte, daß er Schauspieler ist.«
    Galbraith warf Ingram einen fragenden Blick zu.
    »Ich würde sagen, das ist eine zutreffende Beschreibung«, erwiderte dieser. »Er war sehr freundlich zu Paul.«
    »Wie freundlich?«
    » Sehr freundlich«, wiederholte Ingram. »Und Miss Jenner hat recht. Danny hat ihn jedesmal weggestoßen.«
    ›Pädophiler?‹ schrieb Galbraith in sein Heft. »Haben Sie zufällig gesehen, ob Harding oben am Hang einen Rucksack stehenließ, ehe er mit den Jungen zu Nicks Wagen hinunterging?« fragte er Maggie dann.
    Sie sah ihn mit ziemlich seltsamem Blick an. »Ich habe ihn das erste Mal bei den Bootshütten gesehen.«
    »Haben Sie gesehen, ob er ihn wieder mitgenommen hat, nachdem Nick mit den Jungen abgefahren war?«
    »Ich habe nicht auf ihn geachtet.« Sie runzelte besorgt die Stirn. »Urteilen Sie da nicht schon wieder etwas vorschnell? Als ich sagte, daß er die Jungen angefaßt hat, meinte ich damit nicht, daß... also, es war nichts Ungehöriges... nur, na ja, übertrieben , wenn Sie so wollen.«
    »Okay.«
    »Ich will damit sagen, daß ich nicht glaube, daß er pädophil ist.«
    »Sind Sie schon mal einem Pädophilen begegnet, Miss Jenner?«
    »Nein.«
    »Tja, also, die zeichnen sich nicht durch zwei Köpfe aus, wissen Sie. Aber trotzdem, ich habe verstanden«, versicherte er. Er nahm die Tasse, die er bis jetzt nicht angerührt hatte, und trank seinen Kaffee aus. Dann zog er eine Karte aus seiner Brieftasche und reichte sie ihr. »Das ist meine Nummer«, sagte er und stand auf. »Wenn Ihnen noch irgend etwas einfällt, das Sie für wichtig halten, können Sie mich dort jederzeit erreichen. Danke für Ihre Hilfe.«
    Sie nickte und wandte sich Ingram zu. »Sie haben ja Ihren Kaffee gar nicht getrunken«, bemerkte sie mit einem boshaften Glitzern in den Augen. »Vielleicht hätten Sie ihn doch lieber mit Zucker genommen. Ich habe festgestellt, daß die Mäuseköttel immer auf den Grund sinken.«
    Er lächelte sie an. »Aber Hundehaare nicht, Miss Jenner.« Er setzte seine Mütze auf und rückte den Schirm gerade. »Grüßen Sie Ihre Mutter von mir.«
     
    Die Ermittlungsbeamten waren drei Tage lang damit beschäftigt, sich systematisch durch die Kartons mit Kate Sumners Papieren und persönlichen Besitztümern hindurchzuarbeiten, um eine Vorstellung vom Leben der Frau zu bekommen. Sie fanden jedoch nichts, was auf eine Verbindung zu Steven Harding oder irgendeinem anderen Mann hingewiesen hätte.
    Man hatte mit allen in ihrem Adreßbuch aufgeführten Personen Kontakt aufgenommen, aber ohne Erfolg. Es handelte sich ohne Ausnahme um Leute, die sie seit ihrem Umzug an die Südküste kennengelernt hatte, und die Namen stimmten mit einer ordentlich geführten Weihnachtskartenliste in der untersten Schublade des Sekretärs im Wohnzimmer überein. In einem der Küchenschränke fand sich ein Schulheft mit dem Titel »Wöchentliches Tagebuch«, das sich jedoch enttäuschenderweise lediglich als eine genaue Aufstellung ihrer Haushaltsausgaben entpuppte. Die Summen deckten sich ziemlich genau mit dem wöchentlichen Haushaltsgeld, das Sumner ihr gegeben hatte.
    Ihre Korrespondenz bestand fast ausschließlich aus geschäftlichen Schreiben im Zusammenhang mit irgendwelchen Reparaturarbeiten am Haus, aber es waren auch einige private Briefe von Freunden und Bekannten in Lymington darunter, unter anderem einer von ihrer Schwiegermutter und einer von Polly Garrard, einer ehemaligen Arbeitskollegin bei Pharmatec UK.
    Liebe Kate,
    es ist eine Ewigkeit her, seit wir uns das letzte Mal gesprochen haben, und jedesmal, wenn ich bei Dir anrufe, ist entweder besetzt oder Du bist nicht da. Melde Dich doch mal, wenn Du kannst. Ich bin schon gespannt zu hören, wie Du und Hannah Euch in Lymington eingelebt habt. William zu fragen ist die reine

Weitere Kostenlose Bücher