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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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haben, aber trotzdem viel Glück.«
    Mit einem kleinen Lächeln hob Nick die Finger an die Lippen und stieß einen langgezogenen schrillen Pfiff aus, bevor er mit zusammengekniffenen Augen beide Hänge absuchte. Zu seiner Erleichterung sah er Bertie ungefähr zweihundertfünfzig Meter entfernt aus dem hohen Gras auf dem Kamm von Emmetts Hill aufspringen. Er pfiff noch einmal, und der Hund schoß wie ein Torpedo auf ihn zu. Als das Tier noch ungefähr fünfzig Meter entfernt war, hob er einen Arm und ließ ihn mit scharfer Bewegung herabfallen. Dann ging er zu Celia.
    »Ich brauche jetzt eine schnelle Entscheidung«, sagte er zu ihr. »Wir haben fünf Minuten, um Stinger einzufangen, bevor der Hubschrauber startet, und ich denke, Maggie hat bessere Chancen, wenn sie Sir Jasper reitet. Sie sind die Expertin. Soll ich ihn ihr bringen oder soll ich ihn lieber hier bei Ihnen lassen? Ich verstehe schließlich nichts von Pferden, und Jasper hat wahrscheinlich genauso große Angst vor dem Krach wie Stinger.«
    Sie war eine vernünftige Frau und vergeudete keine Zeit mit Beschuldigungen. Sie drückte ihm die Zügel in die linke Hand und zeigte ihm, wie er das Pferd dicht am Kopf halten mußte. »Schnalzen Sie beim Gehen immer mit der Zunge«, sagte sie, »dann folgt er Ihnen schon. Versuchen Sie, nicht zu laufen, und lassen Sie ihn auf keinen Fall los. Wir können es uns nicht leisten, beide zu verlieren. Erinnern Sie Maggie daran, daß beide Pferde in Panik geraten werden, wenn der Hubschrauber startet. Sie muß also wie der Teufel zur Mitte der Landzunge reiten, damit sie etwas Spielraum hat.«
    Er machte sich auf den Weg den Hang hinauf, pfiff Bertie und gebot ihm, bei Fuß zu gehen. Der Hund gehorchte sofort und blieb wie ein Schatten an seiner Seite.
    »Ich wußte gar nicht, daß das sein Hund ist«, sagte der Sanitäter zu Celia.
    »Das ist auch nicht sein Hund«, antwortete sie nachdenklich und schirmte mit einer Hand ihre Augen gegen die Sonne ab, um zu beobachten, was geschah. Sie sah ihre Tochter stolpernd den Hang zu Nick Ingram hinunterlaufen. Er wechselte ein paar Worte mit ihr und half ihr in Sir Jaspers Sattel, ehe er Bertie mit einer weit ausholenden Armbewegung zum Rand der Klippen hinausschickte und ihm befahl, hinter dem erregten Wallach zu bleiben. Dann folgte er dem Hund und postierte sich als unüberwindliches Hindernis zwischen Pferd und Abgrund, während er den Hund weiter den Hang hinaufschickte und ihn dort hin und her laufen ließ, um Stinger auch diesen Fluchtweg abzuschneiden. Inzwischen hatte Maggie Sir Jasper in Richtung Steinbruch herumgezogen und zu leichtem Galopp angespornt. Angesichts der wenig verlockenden Alternativen, die sich ihm boten - ein Hund auf der einen Seite, ein Hubschrauber auf der anderen, und hinten ein großer Mensch -, entschied sich Stinger vernünftigerweise, dem anderen Pferd auf sicherem Boden zu folgen.
    »Sehr beeindruckend«, sagte der Sanitäter.
    »Ja, nicht wahr?« meinte Celia noch nachdenklicher als zuvor.
     
    Polly Garrard wollte gerade zur Arbeit gehen, als Inspector John Galbraith bei ihr läutete und fragte, ob es ihr etwas ausmache, ihm noch einige Fragen über ihre Beziehung zu Kate Sumner zu beantworten.
    »Ich kann jetzt nicht«, erklärte sie. »Sonst komme ich zu spät. Sie können ja ins Büro kommen, wenn Sie wollen.«
    »Ja, natürlich, mir soll’s recht sein«, antwortete er, »aber für Sie könnte es vielleicht etwas schwierig werden. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es Ihnen angenehm sein wird, wenn andere meine Fragen mithören.«
    »Ach, Mist!« sagte sie sofort. »Ich hab ja gewußt, daß das passieren würde.« Sie zog die Wohnungstür auf. »Kommen Sie lieber rein«, sagte sie und führte ihn eilig in ein kleines Wohnzimmer. »Aber halten Sie mich bitte nicht lange auf. Höchstens eine halbe Stunde, okay? Ich bin nämlich diesen Monat schon zweimal zu spät gekommen, und allmählich gehen mir die Ausreden aus.«
    Sie ließ sich in die eine Ecke des Sofas fallen, legte ihren Arm auf die Rückenlehne und forderte Galbraith auf, sich in die andere Ecke zu setzen. Sie drehte sich halb herum, um ihn ansehen zu können, zog ein Bein an, so daß ihr kurzer Rock hochrutschte, und straffte die Schultern, daß die Bluse über ihren Brüsten spannte. Sehr bewußt das alles, dachte Galbraith mit einiger Belustigung, als er sich neben ihr auf dem Sofa niederließ. Sie war eine gutgebaute junge Frau mit einer Vorliebe für engsitzende Blusen, viel

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