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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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den Kopf. »Aber warum hat sie sich dann überhaupt mit Purdy eingelassen?«
    Sie legte wieder ihren Arm auf die Sofalehne und streckte ihren Busen heraus. »Sie hatte keinen Vater. Genau wie ich.«
    »Und?«
    »Sie hatte eine Schwäche für ältere Männer.« Sie probierte einen koketten Augenaufschlag. »Ich übrigens auch, falls es Sie interessiert.«
    Galbraith lächelte. »Fressen Sie sie bei lebendigem Leib?«
    Sie sah demonstrativ zu seinem Hosenschlitz hinunter. »Ich schlucke sie im Ganzen«, sagte sie lachend.
    Er schüttelte belustigt den Kopf. »Sie wollten mir sagen, warum Kate sich überhaupt mit Purdy eingelassen hat«, erinnerte er sie.
    »Er war ihr Chef«, sagte sie, »er hatte Geld. Sie wollte sich einfach ein bißchen von ihm aushalten lassen, solange sie auf der Suche nach dem richtigen Kandidaten war. Der Haken war nur, daß sie nicht im entferntesten damit gerechnet hatte, daß er die Sache so ernst nehmen würde. Da konnte sie ihn nur noch mit Grausamkeit loswerden. Sie wollte Sicherheit und keine Liebe, verstehen Sie, und sie glaubte, das würde Purdy ihr nicht bieten können, wenn seine Frau und seine Kinder erst einmal ihren Anteil kassiert hätten. Er war dreißig Jahre älter als sie, müssen Sie wissen. Außerdem wollte er keine Kinder mehr, was aber genau das war, was sie wollte - eigene Kinder. Sie war in vieler Hinsicht ziemlich verdreht. Vermutlich weil sie so eine harte Kindheit hatte.«
    »Wußte William von ihrem Verhältnis mit Purdy?«
    Polly schüttelte den Kopf. »Außer mir wußte keiner etwas davon. Deshalb mußte ich ihr ja schwören, daß ich den Mund halte. Sie hat gesagt, William würde die Heirat abblasen, wenn er davon erführe.«
    »Glauben Sie das?«
    »O ja. Sehen Sie, er war siebenunddreißig und hatte eigentlich nie vor zu heiraten. Wendy Plater hatte ihn beinahe mal soweit, bis Kate dazwischenfunkte. Sie hat ihm erzählt, Wendy wär eine Säuferin. Sie können sich nicht vorstellen, wie schnell er sie da abgeschoben hat.« Sie lächelte bei der Erinnerung. »Kate mußte ihn praktisch an die Leine legen, um ihn aufs Standesamt zu zerren. Es wäre vielleicht anders gewesen, wenn seine Mutter einverstanden gewesen wäre, aber die alte Ma Sumner und der kleine Willy waren eine eingeschworene Gemeinschaft, und Kate mußte sich jede Nacht gewaltig anstrengen, um den blöden Kerl davon zu überzeugen, daß Sex aufregender ist, als regelmäßig die Wäsche gewaschen zu bekommen.«
    »Stimmte das mit Wendy Plater?«
    Polly wurde wieder verlegen. »Sie trinkt schon manchmal ein bißchen zuviel, aber sie ist keine Alkoholikerin. Aber, wie Kate sagte, wenn William Wendy wirklich hätte heiraten wollen, hätte er die Geschichte nicht geglaubt, oder? Er hat nur den erstbesten Vorwand benutzt, um ihr zu entkommen.«
    Galbraith betrachtete Kate Sumners kindliche Schrift auf dem Brief, den sie Polly Garrard geschrieben hatte, und machte sich seine Gedanken über die Natur von Skrupellosigkeit. »Hat sie ihre Affäre mit Purdy nach ihrer Heirat mit William Sumner fortgesetzt?«
    »Nein«, antwortete Polly im Brustton der Überzeugung. »Wenn Kate sich einmal für etwas entschieden hatte, dann war’s das.«
    »Hätte die Ehe sie daran gehindert, mit einem anderen Mann ein Verhältnis anzufangen? Sagen wir, sie langweilte sich mit William und lernte einen jüngeren Mann kennen - hätte sie ihren Mann dann betrogen?«
    Polly zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ich hatte so ein Gefühl, daß bei ihr vielleicht irgendwas in der Richtung lief, weil sie mich ewig nicht angerufen hatte, aber das muß nicht heißen, daß es wirklich so war. Was Ernstes wär’s sowieso nicht gewesen. Sie war ja total glücklich über den Umzug nach Lymington und das neue Haus, und ich kann mir nicht vorstellen, daß sie das alles so einfach aufgegeben hätte.«
    Galbraith nickte. »Haben Sie je erlebt, daß sie aus Rache jemanden mit Fäkalien traktiert hat -«
    »Fikalien? Was zum Teufel ist das?«
    »Kot, Stuhl, Mist«, erklärte Galbraith entgegenkommenderweise. »Dünnschiß...«
    »Scheiße!«
    »Genau. Haben Sie je mitbekommen, daß sie jemandes Eigentum mit Scheiße beschmiert hätte?«
    Polly kicherte. »Nein. Dazu war sie viel zu etepetete, das hätte sie nie getan. Frau Saubermann, wenn Sie’s genau wissen wollen. Als Hannah noch ein Baby war, hat sie die Küche jeden Tag mit Desinfektionsmittel durchgewischt, weil sie vor Bakterien Angst hatte. Ich habe ihr gesagt, sie hätte einen Vogel - ich

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