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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Make-up und blauen Nagellack, und er fragte sich, wie Angela Sumner wohl reagiert hätte, wenn ihr statt Kate eine Polly Garrard als Schwiegertochter ins Haus geschneit wäre. Ganz gleich, welche wirklichen oder imaginären Fehler Kate gehabt haben mochte, sie hatte zumindest rein äußerlich ihrer Rolle als Williams Ehefrau entsprochen, auch wenn ihr die Manieren und die Bildung fehlten, die ihre Schwiegermutter zufriedengestellt hätten.
    »Ich möchte Sie nach einem Brief fragen, den Sie Kate Sumner im Juli geschrieben haben. Es geht darin um einige Ihrer Arbeitskollegen«, sagte er und nahm eine Fotokopie ihres Briefs aus seiner Brusttasche. Er breitete das Blatt auf seinem Knie aus und reichte es ihr dann. »Erinnern Sie sich, das geschrieben zu haben?«
    Sie las den Text rasch durch und nickte. »Ja. Ich hatte eine Woche lang immer wieder angerufen, ohne sie zu erreichen. Was soll’s, hab ich schließlich gedacht, sie hat wahrscheinlich viel zu tun, also schreibe ich ihr einfach. Dann wird sie schon was von sich hören lassen.« Sie verzog gekränkt das Gesicht. »Aber ich bekam nur einen lumpigen kleinen Brief, in dem sie schrieb, sie würde anrufen, sobald sie Zeit hätte.«
    »Den hier?« Er reichte ihr eine Kopie von Kate Sumners Entwurf einer Antwort.
    Sie warf einen Blick darauf. »Ja, ich glaube schon. Der Inhalt kommt so ziemlich hin. Er war auf elegantes Papier mit eigenem Briefkopf geschrieben, aber ich war nur sauer darüber, daß sie’s nicht mal fertigbrachte, mir einen richtigen Brief zu schreiben. Ich nehme an, sie wollte überhaupt nicht, daß ich sie besuche. Sie hatte wahrscheinlich Angst, ich würde sie vor ihren neuen Freunden in Lymington blamieren. Was ich wahrscheinlich auch getan hätte«, fügte sie entwaffnend hinzu.
    Galbraith lächelte. »Waren Sie denn vor der Renovierung einmal in dem neuen Haus gewesen?«
    »Nein. Ich bin nie eingeladen worden. Sie sagte immer, ich könnte kommen, sobald sie mit dem Einrichten fertig wäre, aber -« sie schnitt wieder eine Grimasse - »das war nur eine Ausrede, um mich abzuwimmeln. Ich hab’s ihr nicht mal übelgenommen. Ich hätte mich an ihrer Stelle wahrscheinlich genauso verhalten. Ihr Leben hatte sich verändert - neues Haus, neues Leben, neue Freunde -, und in so einem Fall wächst man oft auch aus alten Freundschaften raus.«
    »Aber Sie haben doch nicht völlig der Vergangenheit angehört«, widersprach er. »Sie arbeiten immer noch mit William zusammen.«
    Polly lachte. »Ich arbeite in derselben Firma wie William«, korrigierte sie ihn, »und es paßt ihm überhaupt nicht, daß ich allen Leuten erzähle, er hätte meine beste Freundin geheiratet. Es ist ja, ehrlich gesagt, auch gar nicht wahr - sie war nie meine beste Freundin. Ich meine, ich habe sie gemocht und so, aber sie war nicht der Typ einer besten Freundin, wenn Sie verstehen, was ich meine. Viel zu reserviert und ichbezogen. Nein, ich tue das nur, um William zu ärgern. In seinen Augen bin ich schrecklich gewöhnlich, und er wäre fast gestorben, als ich ihm erzählt habe, daß ich bei Kate in Chichester war und dabei seine Mutter kennengelernt habe. Kein Wunder! Mein Gott, so ein alter Haudegen! Unentwegt hat sie nur gepredigt. Tu dies. Laß jenes. Ehrlich, ich hätte sie in ihrem Rollstuhl vor den nächsten Bus gestoßen, wenn sie meine Schwiegermutter gewesen wäre.«
    »Bestand denn mal diese Möglichkeit?«
    »Jetzt hören Sie aber auf! William Sumner könnten Sie mir nackt auf den Bauch binden. Ich müßte schon völlig abgestumpft sein, um ihn zu heiraten. Der Mann hat ungefähr soviel erotische Ausstrahlung wie ein Strafzettel.«
    »Was hat denn Kate in ihm gesehen?«
    Polly rieb Daumen und Zeigefinger aneinander. »Geld.«
    »Und sonst?«
    »Nichts. Vielleicht noch die Tatsache, daß er aus besseren Kreisen stammte. Aber was sie suchte, war ein unverheirateter Mann mit Geld und ohne Kinder, und genau das hat sie bekommen.« Sie legte den Kopf schief und lachte über sein ungläubiges Gesicht. »Sie hat mal zu mir gesagt, im Bett wär William buchstäblich nur ein schlappes Würstchen. ›Wie macht er’s dann?‹ hab ich gefragt. Und sie sagte, ›mit einem halben Liter Babyöl und meinem Finger in seinem Hintern‹.« Sie lachte wieder, als sie Galbraiths gequälte Miene sah. »Mensch, ihm hat’s Spaß gemacht! Sonst hätte er sie doch nicht geheiratet, obwohl seine Mutter Gift und Galle gespuckt hat! Okay, Kate wollte vielleicht nur Geld, aber der arme alte Willy

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