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Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Fingern zu finden und sie fest gegen den Knochen zu pressen, um die Blutung zu stoppen. Aber Sie dürfen den Druck nicht lockern, Maggie, sonst fängt er wieder an zu bluten.«
    »Okay.«
    »Gut. Ich hole Hilfe, so schnell ich kann.« Er brach das Gespräch ab und rief in Broxton House an. »Mrs. Jenner?« sagte er und schaltete auf den Lautsprecher, als Maggies Mutter sich meldete. »Nick Ingram hier.« Er schoß aus dem Bett und zog sich in aller Eile an. »Maggie braucht dringend Hilfe, und Sie sind am nächsten. Sie versucht, einem Verletzten zu helfen, der in Gefahr ist zu verbluten. Sie sind unten im Steinbruchtal. Beim Küstenwanderweg. Wenn Sie sich jetzt sofort auf Sir Jasper setzen und wie der Teufel reiten, hat der Mann noch eine Chance. Sonst -«
    »Aber ich bin noch nicht einmal angezogen«, unterbrach sie entrüstet.
    »Das ist mir scheißegal«, entgegnete er grob. »Setzen Sie Ihren Hintern in Bewegung und helfen Sie Ihrer Tochter, Herrgott noch mal, auch wenn’s vielleicht das erstemal in Ihrem Leben ist.«
    »Wie können Sie es wagen -«
    Er legte auf, um die nächsten Anrufe zu machen, die schließlich dazu führten, daß zum zweitenmal in weniger als einer Woche der Such- und Rettungshubschrauber aus Portland nach St.-Alban’s-Kap gesandt wurde.
     
    Als Nick Ingram nach einer halsbrecherischen Jagd über schmale Landstraßen und den Reitweg am Unfallort eintraf, war das Drama im wesentlichen schon vorbei. Der Hubschrauber stand mit laufendem Motor etwa fünfzig Meter vom Schauplatz des Geschehens entfernt, Harding war bei Bewußtsein und wurde von einem Sanitäter versorgt, und hundert Meter südlich des Hubschraubers, auf halber Höhe des Hügelhangs, versuchte Maggie verzweifelt Stinger einzufangen, der jedesmal augenrollend zurückscheute, wenn sie ihm zu nahe kam. Es ging ihr offensichtlich darum, ihn vom Abgrund wegzudrängen, aber seine Angst vor dem Hubschrauber war so groß, daß sie ihn nicht dazu bewegen konnte, in diese Richtung auszuweichen; statt dessen trieb sie ihn immer weiter auf das niedrige Geländer und die gefährlich steilen Felsstufen zu.
    Celia Jenner, in einer Pyjamahose und einem Bettjäckchen voller Teeflecken, stand in arroganter Haltung etwas abseits, die eine Hand direkt unter Sir Jaspers Kopf fest am Zügel, das lose Ende um ihre Hand gewickelt, für den Fall, daß auch er versuchen sollte auszubrechen. Sie maß Ingram mit frostigem Blick, doch er ignorierte sie und richtete seine Aufmerksamkeit auf Harding.
    »Alles in Ordnung, Sir?«
    Der junge Mann nickte. Er trug Levi’s und ein blaßgrünes Sweatshirt, beides blutbespritzt, und sein rechter Unterarm war fest bandagiert.
    Ingram wandte sich dem Sanitäter zu. »Wie sieht’s aus?«
    »Er wird’s überleben«, antwortete der Mann. »Die beiden Frauen konnten die Blutung stoppen. Seine Verletzung muß allerdings genäht werden, darum nehmen wir ihn nach Poole mit und lassen ihn dort verarzten.« Er zog Ingram auf die Seite. »Um die junge Frau sollte sich auch jemand kümmern. Sie ist nur noch ein Nervenbündel, aber sie behauptet, es wäre wichtiger, den Gaul einzufangen. Er hat blöderweise seine Zügel abgerissen, und sie kommt nicht nahe genug an ihn ran, um ihn am Kehlriemen zu erwischen.« Er wies mit einer Kopfbewegung auf Celia Jenner. »Und bei der alten Dame da sieht’s auch nicht viel besser aus. Sie hat Arthritis und hat sich beim Ritt hierher die Hüfte verletzt. Von Rechts wegen sollten wir sie beide mitnehmen, aber sie wollen die Pferde nicht allein zurücklassen. Außerdem haben wir ein Zeitproblem. Wir müssen langsam los, aber das Pferd haut wahrscheinlich endgültig ab, wenn wir starten. Es ist jetzt ja schon fast verrückt vor Angst und wäre beinahe die Klippen runtergestürzt, als wir gelandet sind.«
    »Wo ist der Hund?«
    »Verschwunden. Soweit ich verstanden habe, mußte die junge Frau ihn mit der Leine schlagen, um ihn von dem jungen Mann wegzutreiben, und daraufhin ist er mit eingekniffenem Schwanz davongerannt.«
    Ingram fuhr sich durch das schlafzerzauste Haar. »Okay, können Sie uns noch fünf Minuten geben? Wenn ich Miss Jenner helfe, das Pferd einzufangen, kann ich ihre Mutter vielleicht überreden, mitzufliegen und sich behandeln zu lassen.«
    Der Sanitäter drehte sich zu Steven Harding um. »In Ordnung. Er behauptet zwar, er könne allein gehen, aber ich werde gute fünf Minuten brauchen, um ihn in die Maschine zu verfrachten. Ich glaube ja nicht, daß Sie eine Chance

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