Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wellenbrecher

Titel: Wellenbrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
Vom Netzwerk:
fuhr mit ihr nach London in ein Hotel. Ich wollte mich von meiner Frau scheiden lassen, um Kate heiraten zu können, obwohl ich meine Frau immer geliebt habe und niemals absichtlich etwas tun würde, um sie zu verletzen. Ich kann meine Gefühle für Kate nur als eine Art Fieber beschreiben, das mich vorübergehend völlig aus dem Gleichgewicht warf, denn als es einmal ausgetrieben war, konnte ich wieder ein ganz normales Leben führen.
    An einem Freitag Ende Januar 1994 kam Kate gegen halb vier Uhr zu mir ins Büro und teilte mir mit, sie würde William Sumner heiraten. Ich war wie vor den Kopf geschlagen und erinnere mich kaum noch an das, was dann geschah. Ich weiß nur, daß ich ohnmächtig wurde. Als ich wieder zu mir kam, lag ich im Krankenhaus. Man sagte mir, ich hätte einen kleineren Herzinfarkt erlitten. Ich habe meiner Frau inzwischen alles erzählt, was damals war.
    Soweit ich weiß, hat William Sumner keine Ahnung von meiner Beziehung zu Kate. Ich jedenfalls habe ihm ganz sicherlich nichts davon gesagt, und ich habe ihm auch keinerlei Grund zu der Annahme gegeben, Kate und ich wären auch nur im entferntesten befreundet gewesen. Ja, mir ist der Gedanke gekommen, daß Kates kleine Tochter von mir sein könnte, aber ich habe nie mit jemandem darüber gesprochen, da ich nicht die Absicht hatte, irgendwelche Rechte auf das Kind geltend zu machen.
    Ich kann bestätigen, daß ich seit dem Tag im Januar 1994, als sie mir ihre Entscheidung, William Sumner zu heiraten, mitteilte, keinen Kontakt mehr mit Kate Hill-Sumner hatte.
    James Purdy
     
     
     
     
    Aussage
     
    Zeugin: Vivienne Purdy, The Gables, Drew Street, Fareham
    Vernehmungsbeamter: Inspector J. Galbraith
     
    Etwa vier Wochen nach dem Herzinfarkt meines Mannes im Januar 1994 erfuhr ich zum erstenmal von seiner Affäre mit Kate Hill. Das genaue Datum habe ich nicht mehr im Kopf, aber es war entweder an dem Tag, an dem sie William Sumner heiratete, oder einen Tag danach. Ich fand James in Tränen vor und machte mir Sorgen, weil er bis dahin eigentlich recht gute Fortschritte gemacht hatte. Er sagte, er weine, weil es ihm das Herz breche, und dann erklärte er mir alles.
    Ich war weder verletzt noch überrascht über sein Geständnis. James und ich sind schon sehr lange verheiratet, und ich wußte, daß er eine Beziehung zu einer anderen Frau hatte. Er konnte nie gut lügen. Ich war eigentlich nur erleichtert, daß er sich endlich entschlossen hatte, reinen Tisch zu machen. Kate Hill-Sumner gegenüber empfand ich aus folgenden Gründen keine Feindseligkeit:
    Es klingt vielleicht herzlos, aber ich hätte es nicht als das allergrößte Unglück betrachtet, den Mann zu verlieren, mit dem ich mehr als dreißig Jahre lang zusammengelebt habe. In mancher Hinsicht hätte ich es sogar als eine Chance begrüßt, ein neues Leben anzufangen, frei von Pflicht und Verantwortung. James war vor den Ereignissen von 1993/94 immer ein pflichtbewußter Vater und Ehemann gewesen, aber seine Familie rangierte von Anfang an an zweiter Stelle hinter seinen persönlichen Zielen und Wünschen. Als mir klarwurde, daß er eine Affäre hatte, erkundigte ich mich in aller Diskretion über meine finanzielle Situation im Falle einer Scheidung und vergewisserte mich, daß eine Teilung unserers Vermögens mir beträchtliche Freiheit erlauben würde. Ich bin von Beruf Lehrerin und habe vor zehn Jahren wieder zu arbeiten angefangen. Mein Gehalt ist ausreichend. Ich habe außerdem für meinen Lebensabend vorgesorgt. Ich hätte darum einer Scheidung ohne weiteres zugestimmt, wenn James mich darum gebeten hätte. Unsere Kinder sind erwachsen. Natürlich wären sie über unsere Trennung nicht glücklich gewesen, aber ich wußte, daß James nicht das Interesse an ihnen verloren hätte.
    Das alles habe ich James im Frühjahr 1994 erklärt und ihm auch den Briefwechsel mit meinem Anwalt und meinem Steuerberater gezeigt. Ich glaube, das brachte ihm deutlich zu Bewußtsein, welche Möglichkeiten ihm offenstanden, und ich bin sicher, daß er daraufhin jeden Gedanken daran, die Beziehung zu Kate Hill-Sumner wiederaufzunehmen, verwarf. Ich will mir nicht schmeicheln, aber ich weiß, es war ein Schock für ihn, erkennen zu müssen, daß er meine Anwesenheit in seinem Leben nicht länger als selbstverständlich betrachten konnte, und diese Möglichkeit wog für ihn schwerer als seine Beziehung zu Kate Hill-Sumner. Ich kann mit aller Aufrichtigkeit sagen, daß ich weder James noch Kate etwas nachtrage,

Weitere Kostenlose Bücher