Wellentänze: Roman (German Edition)
lächerlichste Idee, die ich in meinem ganzen Leben gehört habe!«
»Warum?«
»Warum? Weil wir schon jetzt nicht besonders gut miteinander auskommen. Wie um alles in der Welt sollen wir es schaffen, überhaupt noch miteinander zu reden, nachdem du versucht hast, mir das Autofahren beizubringen? Es sind schon gut funktionierende Beziehungen darüber in die Brüche gegangen, dass einer der Partner versucht hat, dem anderen Fahrstunden zu geben!«
»Und es haben auch schon gut funktionierende Beziehungen weiterhin gut funktioniert, weil einer dem anderen Fahrstunden gegeben hat. Die Vorstellung, dass Männer – Menschen – ihren Partnern keine Fahrstunden geben sollten, ist nicht mehr als ein klischeehafter Mythos.«
»Es mag stimmen, dass es ein Klischee ist, aber du sprichst von Paaren, die gut miteinander auskommen, nicht von solchen, die das nicht tun.«
»Im Augenblick kommen wir doch sehr gut zurecht, oder?«
»Tun wir das?« Die Vorstellung, dass sie und Fergus ein Gespräch führen konnten, ohne sich zu streiten, war ihr neu, aber vielleicht hatte er Recht. Sie diskutierten hier über ziemlich kontroverse Dinge, aber sie lagen einander noch immer nicht in den Haaren.
»Das tun wir«, fuhr er fort. »Und ich wüsste nicht, warum nicht zwei erwachsene Menschen mit einem weit verbreiteten Problem ...«
Sie stellte sofort die Stacheln auf. »Ich weigere mich, mein Baby als Problem zu betrachten!«
»Ich meinte nicht das Baby, du Dummkopf!«
Insgeheim freute sie sich über diese Reaktion, was sie ihm jedoch nicht auf die Nase binden würde. »Ah! Siehst du? Du hast mich Dummkopf genannt: Wir streiten uns schon wieder! Ich habe dir doch gesagt, dass wir nicht miteinander zurechtkämen.«
Fergus holte geduldig Atem. »Du brauchst deswegen gar nicht so triumphierend zu klingen, es ist nichts, worauf man stolz sein könnte. Das Problem, das wir hier haben, ist, dass du lernen musst, ein Auto zu fahren, und wenn ich dir Geld für die Fahrstunden anbieten würde, würdest du es wahrscheinlich nicht annehmen.«
»Nein, natürlich nicht.«
»Also muss ich es dir beibringen.«
»Nein, musst du nicht. Ich komme auch ohne Führerschein gut zurecht. Wenn ich es mir leisten kann, kann ich meine Fahrstunden selbst bezahlen.«
»Du wirst feststellen, dass es äußerst schwierig ist, ein Kind ohne Auto großzuziehen.«
»Dann bist du also plötzlich ein Experte auf diesem Gebiet?«
»Ich habe Freunde mit Kindern. Zufällig weiß ich, dass es ihnen sehr schwer fällt, ohne Transportmittel auszukommen. Sie bitten mich manchmal, sie zu fahren.«
»Ich habe ein Transportmittel. Meine Schwester gibt mir ihren Kinderwagen. Ich kann das Baby in die Stadt transportieren, mehr brauche ich nicht.«
»Was ist, wenn du es zum Schwimmen bringen willst?«
»Es gibt Busse. Oxford ist nicht weit entfernt. Und wenn mehr Leute die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen würden, statt aufs Auto zurückzugreifen, hätten wir erheblich weniger Umweltprobleme. Das ist alles schrecklich einseitig«, fuhr sie fort. »Wie steht’s denn mit deinen ›lebenswichtigen Fertigkeiten‹ für die Vaterschaft? Du bist doch sicher auch nicht vollkommen! Was wirst du lernen?«
»Ich verlasse mich vollkommen auf dich, dass du mir beibringst, wie man eine Windel wechselt, wie man ein Bäuerchen provoziert, wie man ein Baby zum Einschlafen bewegt und all die anderen Dinge.«
Julia sah plötzlich Fergus mit einem winzigen Baby auf der Schulter vor sich, dem er auf den Rücken klopfte. Dieses Bild trieb ihr die Tränen in die Augen. Eine Sekunde lang fragte sie sich, ob sie ihrem Kind etwas vorenthielt mit ihrer Weigerung, Fergus zu heiraten. Aber wie gesund war es für ein Kind, wenn seine Eltern sich ständig stritten? Sicher war es besser, Daddy als freundlichen Besucher zu betrachten, statt als einen zum Haushalt gehörigen Feind.
»Nun, das würde ich natürlich tun, wenn du das möchtest, aber solange das Baby klein ist, werde ich immer da sein, um das alles selbst zu tun.«
»Was soll das heißen? Ich dachte, meine Rolle als abwesender Vater schlösse Besuche im Zoo und in Hamburger-Lokalen ein?« Er brachte es fertig, sich seine Missbilligung ansehen zu lassen, ohne seinen Gesichtsausdruck zu verändern.
»Ja, aber solange das Kind noch klein ist, werde ich dabei sein müssen.«
»Warum? Ich bin durchaus imstande, mich um ein Baby zu kümmern. Zumindest wäre ich das, wenn man mir zeigen würde, was ich tun muss.«
»Aber selbst wenn
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