Wellentänze: Roman (German Edition)
enthielt sich jeder weiteren Bemerkung. Stattdessen fragte er nur: »Soll ich den Kaffee kochen?«
»Wenn du meinst, du kannst das besser als ich«, zischte sie und verschwand in ihrer Kabine.
Hinter der Tür ragte ihre Sporttasche hervor. Ich will nach Hause, dachte sie. Ich will diese Tasche packen und irgendwo hingehen, wo ich erwünscht bin.
Nur dass sie in Wirklichkeit nirgendwo anders sein wollte als auf diesem Boot. Ihr Haus war vermietet, ihren Job hatte man ihr wie einen Stuhl unter dem Allerwertesten weggezogen, und nicht einmal ihre gegenwärtige Niedergeschlagenheit ließ ihr Oscar in einem wünschenswerteren Licht erscheinen. Also kämmte sie sich das Haar, schminkte sich die Lippen, spritzte sich eine kräftige Dosis von Suzys Parfüm auf und stürzte sich wieder ins Getümmel.
Norman, die männliche Hälfte des Ehepaars aus Norfolk, begrüßte sie herzlich. »Da kommt die Köchin. Setzen Sie sich zu uns und trinken Sie einen Brandy. Das war ein wunderbares Essen.«
Bevor sie wusste, wie ihr geschah, wurde Julia zu einem Sessel geführt, und jemand drückte ihr ein Glas in die Hand. Als sie das nächste Mal in die Kombüse sah, stand Fergus an der Spüle und besorgte den Abwasch. Das Leben war doch nicht so schlecht.
»Also, wann gibt es Frühstück?«, erkundigte sich Norman. »Ich bin ein Frühaufsteher, aber ich brauche zuerst mal nur eine Tasse Tee. Kann ich mich selbst bedienen?«
Suzy und Julia tauschten einen erschrockenen Blick. »Ja«, antwortete Suzy, ohne auf Julias entsetzte Miene zu achten. »Wir stehen um sieben auf.« Lügnerin, dachte Julia. »Aber wenn Sie vorher einen Tee haben wollen, bedienen Sie sich. Ich denke, Sie werden mühelos alles finden, was Sie brauchen.«
»Also, wann gibt es Frühstück?«, wiederholte Norman.
»Um halb neun«, erklärte Julia hastig und schwor sich gleichzeitig, spätestens um sieben fix und fertig in der Kombüse zu stehen. Suzy mochte zwar nichts dagegen haben, wenn die Fahrgäste die Kombüse hinter ihrem Rücken nach Teebeuteln durchsuchten, aber Julia sträubten sich bei dem Gedanken die Haare.
Tatsächlich hatten sie nie darüber geredet, um wie viel Uhr das Frühstück fertig sein sollte oder woher sie die Zeit nehmen würden, um die Kabinen und die Badezimmer zu putzen, bevor sie ablegten. Während sie einen Kessel Wasser für die Wärmflasche von Normans Frau aufsetzten, führten sie in der Kombüse ein ebenso verspätetes wie gedämpftes Gespräch.
»Wenn wir um halb neun frühstücken, wann legen wir dann ab? Harvey Bernstein hat mich auch schon danach gefragt. Er kennt immer gern den Zeitplan.« Julia verrenkte sich das Handgelenk, um den Verschluss der Wärmflasche aufzubekommen.
»O Gott, ich weiß es nicht«, flüsterte Suzy. »Wenn wir fertig sind, denke ich.«
»Das reicht nicht. Sie wollen eine Uhrzeit wissen. Das gibt ihnen wahrscheinlich ein Gefühl der Sicherheit.«
»Okay. Wir frühstücken um halb neun und brechen um halb zehn auf.«
»Und wann putzen wir die Kabinen und den Rest?«
»Nach dem Frühstück?«
Julia schüttelte den Kopf. »Nach dem Frühstück sind sie alle in ihren Kabinen und putzen sich die Zähne. Du musst es machen, während die Leute essen. Ihr Pech, wenn sie dann den ganzen Tag Zahnpasta im Waschbecken kleben haben.«
Suzy war nur mäßig begeistert. »Was? Und die Toiletten und Duschen soll ich auch putzen?« Julia nickte. »Aber ich muss den Motor im Auge behalten, den Tau von den Booten wischen und alle möglichen anderen Dinge erledigen.«
»Das kannst du später machen. Während ich den Abwasch erledige.«
Suzy runzelte die Stirn. »Es muss doch eine bessere Lösung geben.«
Also eine Lösung, die Suzy nicht in Verbindung mit einer Klobürste brachte. »Wenn es dir lieber ist«, schlug Julia mit ausdrucksloser Miene vor, »kannst du das Frühstück machen, und ich putze die Kabinen und kümmere mich um das Boot.«
Das war auch nicht die richtige Antwort. »Weißt du denn, wie man den Motor anlässt?«, fragte Suzy kühl.
»Weißt du denn, wie man Spiegeleier macht?« Julia sah ihre Arbeitgeberin wütend an.
Suzy kicherte. »Irgendwie schon, aber ich habe noch nie ein Ei in die Pfanne gekriegt, ohne das Eigelb verlaufen zu lassen.«
»Ich auch nicht, um die Wahrheit zu sagen«, gestand Julia. »Und du hast Recht. Ich kann den Motor nicht anlassen. Wenn wir keinen Ersatz für Jason finden, muss ich alles Mögliche lernen. Oh, hier ist Ihre Wärmflasche, Mrs. ... ähm.«
»Also, wie
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