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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Laune wieder die Oberhand. »Und wir haben Fergus!«
    Julia schüttelte den Kopf. »Nein, im Augenblick haben wir ihn nicht. Ich habe ihn seit dem Frühstück nicht mehr gesehen. Und selbst wenn er jetzt zurückkommt, haben wir ihn nur so lange, bis er in die Toskana fährt.«
    »Ich habe überlegt, ob ich ihn nicht bitten soll, auf die Toskana zu verzichten. Meinst du, er würde das tun? Wenn ich ihn ganz lieb darum bäte?«
    Obwohl Julia den Mann zutiefst verabscheute, musste sie einsehen, dass Fergus immerhin besser war als gar nichts, aber sie bezweifelte, dass Suzys Verführungskünste in diesem Fall ausreichen würden. »Warum nicht? Was hat die Toskana, das wir nicht haben? Abgesehen von Sonne, Wein, Olivenhainen und blauem Himmel?«
    »Praktisch gar nichts!« Suzy lachte. »Ich kremple mir dann jetzt die Ärmel hoch und fette die Heckmuffe ein. Wenn unser sonnenverliebter Archäologe zurückkommt, lässt du es mich wissen, dann können wir ja weiterfahren.«
    »Woher wusstest du, dass er Archäologe ist?« Julia selbst hatte diesen Umstand vollkommen vergessen.
    »Fergus und ich«, erwiderte Suzy steif, »haben uns inzwischen recht gut kennen gelernt.«
    Julia unterdrückte ein Knurren.
    Als Fergus endlich wiederkam, ließ Suzy, die nach ihm Ausschau gehalten hatte, sofort den Motor an und fuhr los. Julia ging ihm aus dem Weg, um nicht der Versuchung zu erliegen, ihm zu sagen, wie sie es fand, dass er den halben Vormittag blaugemacht hatte, während ihnen die Arbeit förmlich über den Kopf gewachsen war.
    Aber als er in der Kombüse auftauchte, gingen dennoch die Pferde mit ihr durch. Sie stürzte sich zwar nicht wie ein Fischweib auf ihn, aber an der Art, wie sie den Kessel auf den Herd knallte, konnte er ohne weiteres ihre Gefühle erkennen.
    »Also, wo bist du gewesen? Ich weiß, dass du nicht hier zu bleiben brauchst, aber da du dich nun mal bereit erklärt hast, ein paar Tage bei uns zu bleiben, fand ich es ein bisschen unfair, dass du einfach abgehauen bist und uns mit der Arbeit allein gelassen hast.«
    »Du bist mir immer noch böse wegen dieses Wochenendes damals, stimmt’s? Nur um es mal ausgesprochen zu haben: Es war mein Freund Clive, der euch im Keller allein gelassen hat. Ich habe erst hinterher erfahren, was er vorhatte. Als ich umkehren wollte, um euch zu holen, hat er mich daran gehindert.«
    »Du hättest ja nicht auf ihn zu hören brauchen. Diese Ausrede ist doch lächerlich.«
    »Fast so lächerlich, wie mir diese Sache nach all den Jahren noch übel zu nehmen.« Er lehnte sich an die Spüle, sodass sie sich nicht dort zu schaffen machen und ihm den Rücken zuwenden konnte.
    Sie seufzte. »Ich gebe dir Recht, dass es furchtbar schäbig klingt. Wahrscheinlich sind unsere Mütter schuld. Deine hat meiner dauernd in den Ohren gelegen, wie gut du in der Schule bist, und meine hat es uns weitererzählt. Sie hat uns sogar Auszüge aus deinen Zeugnissen vorgelesen.« Eines allerdings ließ Julia unerwähnt: Dass ihre Mutter ihr, als Julia fünfundzwanzig wurde und noch unverheiratet war, ziemlich deutlich gesagt hatte, dass Fergus’ Mutter dessen Freundin (die in der Folge seine Frau wurde) für unpassend hielt und es wünschenswert fände, wenn Julia und Fergus zusammenkämen. Wenn sie zugestimmt hätten, wäre es eine arrangierte Ehe gewesen. »Kein Wunder, dass ich dich gehasst habe. Du warst so ein Streber.«
    Fergus besaß immerhin den Anstand, verlegen zu wirken. »Oh. Das tut mir leid. Das muss wirklich grässlich gewesen sein. Ich habe in der Schule so hart gearbeitet, weil ich keine Freunde hatte.«
    Einen Augenblick lang wollte sich in Julias weichem Herzen so etwas wie Mitleid einstellen, aber der Ausdruck in Fergus’ Augen erstickte diese Regung im Keim.
    »Du hattest keine Freunde? Wie traurig. Wenn du nicht so abscheulich gewesen wärst, hätten deine Mitschüler dich wahrscheinlich netter gefunden.«
    »Wahrscheinlich, aber als ich das begriffen hatte, hatte ich auch schon eine Vorliebe für Latein und Griechisch entwickelt.«
    Julia zog ein Tablett zwischen dem Herd und der Spüle hervor. »Dann bist du ein hoffnungsloser Fall.«
    »Offensichtlich.« Er blieb eben so lange in der Kombüse, dass Julia leichte Gewissensbisse über ihre schneidende Bemerkung verspürte. Dann meinte er. »Ich glaube, ich versuche mich mal an der Ruderpinne«, und verschwand.
    »Ich bin davon überzeugt, du machst das perfekt«, murmelte Julia, während sie die Waage hervorkramte. Und danach zu

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