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Wells, ich will dich nicht töten

Wells, ich will dich nicht töten

Titel: Wells, ich will dich nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Reizgas hatte oder gefährliche Viertel gemieden habe, sondern weil ich wusste, was dort vorging, und begriff, wie er dachte und was er tat. Ich wusste, was er wollte, und habe es gegen ihn verwendet.«
    Sie stützte das Kinn in die Handfläche und betrachtete mich. »Du bist wirklich anders als die anderen.«
    Jetzt hatte ich ihr Interesse gewonnen, sie dachte tatsächlich über meine Worte nach. »Erinnerst du dich, was du mir heute Morgen über Mr Coleman erzählt hast?«
    »Igitt, dieser Drecksack.«
    »Du hast gesagt, du hättest aufgegeben. Er hat etwas Falsches getan, du wolltest ihn daran hindern, und dann hast du aufgegeben.«
    »Ach, komm schon! Ich kann doch nicht jeden verhaften lassen, der mich anstarrt …«
    »Das sollte kein Vorwurf sein.« Beschwichtigend hob ich die Hand. »Ich sage dir, wenn ich so viel Aufmerksamkeit wie du bekäme, dann würde ich durchdrehen. Ich weiß gar nicht, wie du das aushältst.« Sie lächelte leicht, und ich sprach weiter. »Ich meine nur, dass es bei den Killern in der Stadt ganz ähnlich ist. In größerem Maßstab zwar, aber es ist im Grunde das Gleiche. Etwas Übles passiert, und du kannst dich zurücklehnen und gar nichts tun oder versuchen, etwas zu ändern, und wenn du etwas unternimmst, dann wird es meistens erst einmal schlimmer, ehe es besser wird. Das ist dir passiert, und das ist mir bei Forman auch passiert.«
    Es wurde Zeit, ihr zu zeigen, wer ich wirklich war. »Weißt du eigentlich, warum ich an dem Abend auf der Polizeiwache war?«
    »Nein.«
    »Ich habe Forman geholfen, den Killer zu fassen, obwohl er es ja selbst war. Er war … ich weiß, das klingt verrückt, weil ich erst sechzehn bin, aber er hat mir den ganzen Fall geschildert, mit Ideen gespielt und gefragt, ob mir dazu etwas einfiel.«
    Das wollte sie mir nicht abkaufen. »Du machst Witze.«
    »Ich war da, als der Clayton-Killer meine Nachbarn angriff«, erklärte ich. »Ich meine, auch alle anderen waren da, aber ich war wirklich dabei, ich habe es gesehen, und nicht nur deshalb, weil ich auf der anderen Straßenseite wohne und ein Geräusch gehört hatte. Ich hatte den Clayton-Killer schon seit Monaten studiert und wollte herausfinden, wer er war und wen er aus welchen Gründen angriff. Als mir das alles klar war, dachte ich, ich könnte ihn vielleicht aufhalten. Mir fiel auch etwas ein, und ich konnte Kay Crowley und um ein Haar auch Dr. Neblin retten.«
    »Und Mister Crowley«, sagte sie.
    Sie wusste nicht, dass Mr Crowley der Killer gewesen war – das wusste niemand. Ich nickte und erzählte weiter. Es konnte nicht schaden, die Wahrheit ein wenig zu strapazieren.
    »Beinahe hätte ich auch ihn gerettet«, stimmte ich zu. »Forman wusste das – er wusste alles, was ich getan hatte, um den Clayton-Killer aufzuspüren. Als der zweite Killer überall seine Leichen abgelegt hatte, bat Forman mich, auch ihn aufzuspüren. Dann stellte sich heraus, dass er selbst der Killer war. Anscheinend wollte er nur herausfinden, welche Gefahr von mir ausging. Als er merkte, dass ich ihm auf der Spur war und die ganze Angelegenheit mehr oder weniger mit ihm in Verbindung brachte, sperrte er mich ein, damit ich ihm nicht mehr in die Quere kam.«
    »Du machst Witze«, sagte sie noch einmal. Dann lachte sie. Als ich den Kopf schüttelte, wurde sie ernst, musterte mich und runzelte die Stirn. »Ernsthaft?«
    »Ja.«
    »Davon hatte ich keine Ahnung.« Sie lehnte sich zurück und betrachtete den Tisch, dann wieder mich. »Wer bist du eigentlich? Ein genialer Detektiv?«
    »Das ist es ja gerade«, erwiderte ich. »Eigentlich könnte das jeder, nur tut es niemand. Man überlässt es der Polizei oder dem FBI , aber wenn du aufpasst und den Fall verfolgst, dann findest du entsprechende Hinweise. Wir sollten …« Ich konnte ihr schlecht sagen, dass ich den Killer selbst zur Strecke bringen wollte, und entschied mich für die harmlosere Variante. »Wir sollten der Polizei alles unterbreiten, was wir herausfinden, und ihr helfen, den Killer dingfest zu machen.«
    Da war es heraus – ich hatte ihr alles gesagt. Ich hatte ihr offenbart, wer ich war: John der Drachentöter. Entweder hatte ich ihr Interesse geweckt, oder ich hatte sie abgeschreckt. Ich beobachtete sie und wartete auf ihre Reaktion.
    Sie betrachtete mich mit forschenden Blicken.
    »Du meinst das wirklich ernst«, sagte sie schließlich.
    Ich nickte nicht einmal, sondern starrte nur zurück und wartete. Nach einem langen Schweigen zuckte sie mit den

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