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Wells, ich will dich nicht töten

Wells, ich will dich nicht töten

Titel: Wells, ich will dich nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Überblick und freute mich, als ich auf dem Schrank ein vergilbtes Stück Papier entdeckte, das vermutlich aus einem linierten Notizblock stammte. Es war mit durchsichtigem Klebeband fixiert, und darauf hatte offenbar eine Frau mit einer fließenden Handschrift eine Zahlenreihe geschrieben.
    Ja!
    »Verstehe«, sagte er wieder. »Nun ja, ich bin Reporter und habe in Georgia wegen der Handlanger-Morde recherchiert. Als der Killer hierherkam, bin ich ihm gefolgt, um die Geschichte zu ergänzen. Pfarrer Eriksons Leserbrief, den ich gestern in der Zeitung fand, hat mich echt berührt, und ich wollte fragen, ob er mir vielleicht ein Interview gibt.«
    Ein Reporter, dachte ich, das kann stimmen – oder es ist die ideale Tarnung für einen Killer. Der beste Vorwand, um mit allen vier Opfern zu reden, und sie hatten sofort Vertrauen zu ihm gefasst. Er bat um ein Interview, sie ließen ihn ins Haus, und sobald sie ihm den Rücken zuwandten, erschoss er sie von hinten.
    Außerdem fiel es ihm dank seiner Tarnung als Reporter leicht, die Botschaft zu veröffentlichen, wenn der richtige Augenblick gekommen war. Auf dem Ball hatte er in seiner Mitteilung erklärt, er habe versucht, mit einem Reporter Kontakt aufzunehmen, nachdem sein erster Brief nicht abgedruckt worden war. Hatte er etwa den Brief persönlich in die Redaktion gebracht und behauptet, der Killer habe sich bei ihm gemeldet?
    Ich musste mehr über ihn herausfinden und ließ einen Versuchsballon steigen. »Haben Sie schon einmal mit unserem Lokalblatt zusammengearbeitet?«, erkundigte ich mich.
    »So ist es, Sir.«
    »Wissen Sie zufällig, mit welchem Reporter sich der Handlanger in Verbindung gesetzt hat?«
    Er hustete. »Äh, nun ja, er hat sich an mich gewandt. Anscheinend hat er meinen Einfluss auf das Blatt überschätzt.«
    »Das könnte sein«, stimmte ich zu. Es musste der Handlanger sein, es war so offensichtlich! Aber nein, nur für mich war es offensichtlich, nachdem ich zwei Monate damit verbracht hatte, ihm in den Kopf zu spähen. Keine seiner Aussagen hätte einen unbefangenen Zuhörer bisher stutzig gemacht.
    Dies war mein Dämon. Es war an der Zeit, ihm die Falle zu stellen. Ich las die Zahlen vom Notizzettel ab, tippte sie in den Ziffernblock ein und lächelte, als sich die Tür klickend entriegelte. »Ich glaube, der Pfarrer würde gern mit Ihnen reden«, sagte ich, während ich vom Eimer stieg und die Tür ganz aufzog. Sie war voller Gewehre, Pistolen, Schrotflinten und Munition für alle Waffen. Jackpot. »Würde es Ihnen heute Abend passen?«
    »Aber gern«, sagte er. »Allerdings habe ich erst recht spät Zeit. Ginge es um neun?«
    Natürlich nach Einbruch der Dunkelheit. »Das wäre möglich«, sagte ich. »Es gibt nur ein Problem. Der Pfarrer hat heute schon mehrere ähnliche Anrufe bekommen, und die allgemeine Aufmerksamkeit beunruhigt ihn. Er fürchtet, der Handlanger könne als Vergeltung für den Leserbrief nun auch ihn angreifen. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, träfe er sich mit Ihnen gern an einem geheimen Ort, über den niemand sonst Bescheid weiß.« Darüber würde der Kerl sich freuen.
    Es gab eine Pause. »Das … das ist sicher eine gute Idee.«
    Ja, so siehst du aus, dachte ich. »Der Pfarrer hat einen Schlüssel zum örtlichen Bestattungsunternehmen«, fuhr ich fort. »Er ist dort für die Kapelle zuständig. Die Bestatterin und ihre Angehörigen sind heute Abend nicht zu Hause. Wenn Sie ihn dort treffen wollen, würde das die Vertraulichkeit gewährleisten.«
    »Ich … ja, das ist in Ordnung.« Ich versuchte, den Tonfall zu deuten. Störte es ihn? War er misstrauisch? Erfreut? Hätte ich doch das Gesicht dazu sehen können!
    »Aber eins ist ganz wichtig«, ermahnte ich ihn. »Reden Sie mit niemandem darüber! Die Einzigen, die davon wissen, sind Sie, der Pfarrer und ich. Er gibt sich alle Mühe, sich möglichst unsichtbar zu machen, deshalb darf niemand erfahren, wo er sich aufhält.« Jetzt wollen wir mal sehen, dachte ich, ob der Handlanger meinetwegen beunruhigt ist, weil ich der einzige potenzielle Zeuge bin.
    »Verstehe«, sagte er. »Das ist sicher sinnvoll. Ich werde es ganz bestimmt niemandem verraten. Werden … werden Sie heute Abend auch dort sein?«
    Ich kann in dir lesen wie in einem offenen Buch, dachte ich lächelnd. Du hast ja keine Ahnung, worauf du dich einlässt.
    »Eigentlich hatte ich es nicht vor«, sagte ich vorsichtig. »Glauben Sie denn, Sie brauchen mich?«
    »Ich glaube, es wäre das Beste«,

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