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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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gegeben.«
    »Ken und ich und Hugh haben aber nur jetzt ein paar Tage frei.«
    »Also fahre ich euch zum Büro zurück. Vielleicht bekommen wir einen Zuschuß für euch. Für den Nachtflug.«
    »Gut«, sagte Kens Zunge. »Wenigstens etwas«, sagte seine Miene.
    »Sehr gut«, meinten Martell und Hugh, dem Martells Andeutungen neue Hoffnung gegeben hatte. Vielleicht wußte Martell mehr von Cora, als er im Augenblick sagen wollte.
     
    Nach der Rückkehr zu dem Bürohaus und seiner gefilterten Luft verhandelte der Gewährsmann eine halbe Stunde von Kollegen zu Kollegen, endlich gelang es ihm, sein Wort wahr zu machen. Ken und Martell erhielten eine Beihilfe und verpflichteten sich, auf der Rückreise zu berichten. Sie konnten einen Stapel Post für Fairbanks mitnehmen. Beide zusammen gaben von ihrem Geld an Hugh ab. Er nahm es, weil er nicht wissen konnte, wieviel Auslagen er noch machen mußte, bis er Ikagiya fand.
    Bei der Verabschiedung in den Büros, für die Zeit genug blieb, fragte Hugh noch einmal nach dem Namen Chapela. Der für das Erziehungswesen Verantwortliche dachte nach und lief ein zweites Mal von Zimmer zu Zimmer.
    »Tut mir leid. Der Name ist hier unbekannt, obgleich es in ganz Anchorage keine Indianerfamilie gibt, von der wir nicht wissen. Vielleicht finden Sie in Fairbanks eine Spur. Dort eher als hier.«
    Die drei gingen miteinander die Treppe hinab; es lohnte sich nicht, den Fahrstuhl zu benutzen, und sie liefen auch auf der langen Allee noch ein Stück Wegs zu Fuß. Es schneite nur leicht.
    »Sie arbeiten gut«, urteilte Martell abschließend, »sie helfen, und sie wissen mit allem Bescheid. Sie arbeiten für sehr geringes Geld.«
    Ken schwieg.
    »In Fairbanks fragen wir meine Eltern und mein Mädchen«, sagte Martell zu Hugh. »Vielleicht wissen sie mehr von Chapelas. Eher als die Redaktion. Aber du mußt damit rechnen, daß eben im Ölgebiet viele umgekommen sind, denn es ist zu harte Arbeit, und die Gewerkschaften haben da noch nicht viel zu sagen. Die kommen immer erst hinterher. Vielleicht lebt der Vater Chapela nicht mehr, oder er ist bald wieder weggezogen. Verpflichten müssen sie sich immer nur für ein paar Monate, aber das müssen sie, und in der Zeit überleben sie oder nicht. Und in Fairbanks sind viele unserer Mädchen zugrunde gegangen. Was ist schon Fairbanks! Eine Universität, ja, ein teures Motel, Holzbuden und schmierige Bars, Soldaten, die gierig sind, rohe junge Kerle, die verdienen und das Geld ‘rauswerfen. Was an Industrie im Land ist, macht seine Geschäfte durch die Rüstung. Wenn Frieden ist, geht es den Leuten schlecht. So ist es in der Stadt. Aber in unseren Dörfern kommt keiner unter, der nicht verwandt ist. Hugh, ich lasse meine guten Gedanken für dich arbeiten. Aber halte dein Herz fest und denke immerzu: Ich finde mein Mädchen nicht.«
    »Meine Frau.«
    »Es wird aber schwer sein, bleib darauf gefaßt. Selbst wenn du sie findest.«
    »Ja. Und ich lasse meine Gedanken für dich arbeiten, Martell, damit das Mädchen, an das du denkst, noch das deine wird.«
    »Habt ihr nichts anderes im Kopf?« Ken wurde hitzig. »Ich suche Männer, nicht Verliebte.«
    Hugh fühlte sich nicht gereizt. »Du wirst wohl Männer und Frauen suchen müssen, Ken, für das, was du vorhast. Eine Handvoll.«
    »Das ist wahr, Hugh. Eine Handvoll, die etwas wagen will. Was weißt du überhaupt?«
    »Was du mich hast wissen lassen. Wohin hast du geschaut, als wir im Flughafen von San Francisco saßen?«
    »Hugh, du bist ein Zaubermann. Kann ich einmal zu euch in eure Prärie kommen?«
    »Komm nur. Du wirst dort ein oder zwei finden, wie du sie brauchst.«
    Die drei warteten auf den Bus, der von ferne herankam, und fuhren zurück zum Flughafen. An der Kurstafel fanden sie die Ankündigung von Verspätungen und Ausfällen. Der Flugverkehr im Innern des Landes war stark behindert. In dieser Nacht schien es nicht mehr möglich, weiterzukommen. Ein großes Touristen-Charterflugzeug, das Jäger zur Insel der Kodiakbären hatte bringen sollen, war überfällig. Die Suchaktion hatte schon begonnen.
    »Schutz unseren Bären«, sagte Martell. Er haßte fremde Jäger.
    Ein Mann, der seiner Kleidung nach wie ein Pilot wirkte, lief zwischen Flugkarten-Verkaufsstelle, Zeitungskiosken und den wenigen Fluggästen umher, die trotz aller Aussichtslosigkeit eines Flugverkehrs in dieser Nacht noch am Flughafen ausgehalten hatten. Er zog seine Kreise um Ken, Martell und Hugh immer enger und blieb endlich, eine

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