Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
Vom Netzwerk:
ersten Tanz.
    Sie erschrak und war unsicher, aber der dunkle Glanz, den nur wenige kannten, brach aus Waseschas Augen, und sie trat zu ihm heran.
    Magasapa Ikagiya hatte keine Tänze erlernt. Sie regte und wiegte sich sanft, den Blick nur auf Wasescha gerichtet, der seinen geschmeidigen Körper in das Gewühl der Töne hineingab und die Freude durch seine Glieder zucken ließ. Die Gitarren klangen wilder und jubelnder, und Wasescha tanzte seine weite wilde Prärie und seine Liebe; Magasapa-win, das Schwarze-Wildgans-Mädchen, wachte auf; es war, als ob sich Flügel zu regen begannen; die Harmonie aller ihrer Bewegungen glättete die Töne der Gitarren und machte sie sanft und werbend. Andere Paare schlossen sich an; es entstand ein Tanz der gemeinsamen Klage und Freude, heiß mitten im kältesten Winter des verschneiten und vereisten Landes. Hell schrillten die Schreie.
    Als die Gitarren verklangen, die Schreie verstummten, die Tanzenden sich entspannten, webte und schwebte im Raum noch immer der Rhythmus, der alle gefaßt hatte. Sie atmeten schneller, das Blut pulsierte lebhafter.
    »Wasescha, du bist immer ein Zaubermann gewesen«, sagte Magasapa leise, »und du bist es geblieben.«
    »Wenn mein schlafender Zauber aufgeweckt wird, Magasapa.«
    Die Zeit war dahin, es hieß aufbrechen. Martell kam aus einer unbeachteten Ecke hervor. Er hatte nicht getanzt.
    Die Straßen waren wieder leer, kaum erleuchtet wie in der vergangenen Nacht. Kein Licht, keine Aufschrift kennzeichnete das ganz im Dunkeln liegende Haus, in dem sich die Bar befand, die Martell aufsuchen wollte. Magasapa hielt den Wagen an; Martell und Hugh stiegen aus und gingen in die Bar hinein, während der Wagen schon weiterfuhr.
    Hinter der Tür, durch die Martell und Hugh eintraten, befand sich noch ein dicker Vorhang, durch den die beiden in den kleinen, abgedunkelten, kahlen Barraum gingen. An der Längswand linker Hand bediente der Keeper am Barbüfett drei junge Burschen. Rechts war der Raum vor der Längswand mit einer Art Laube abgegrenzt, dahinter standen Tische, und hier wartete eine Kellnerin, bis dahin einzige Frauensperson im Raum, noch auf Gäste. Sie war bis hoch zum Hals hinauf schwarz gekleidet mit weißer Schürze. An der hinteren Schmalseite befand sich ein Billardtisch, daran vorbei konnte man eine Hintertür erreichen.
    Martell und Hugh setzten sich an einen der polierten schweren Holztische und bestellten bei der Kellnerin ihren Drink. An diesem Abend, das wußten sie beide, mußten sie auch in dieser einfachsten Bar für Getränke so viel Geld ausgeben wie für ihr Essen in einer Woche.
    »Mein Freund«, stellte Martell Hugh der Kellnerin gesetzten Alters vor.
    »Gefällt Ihnen Alaska?« fragte die Frau.
    »Hier gibt es nicht weniges, was mir gefällt«, gab Mahan zu. Langsam, aber unaufhörlich tranken die drei Burschen an der Bar und schauten vor sich hin, ohne zu sprechen.
    Eine halbe Stunde später kamen mehr Gäste, alles junge Männer, alles Weiße, alle sehr einfach angezogen. Über dem Billardtisch wurde ein Licht angeschaltet; im übrigen blieb der Raum im Halbdunkel der abgeblendeten Lampen.
    Ken und Hugh hatten ihr erstes Glas noch nicht geleert.
    Ein Eskimomädchen glitt durch den dicken Vorhang herein und setzte sich abseits der Männer auf einen Barhocker, ohne etwas zu bestellen.
    Einer der Burschen wurde auf sie aufmerksam, ging hin, hob sie an den Hüften vom Hocker und setzte sie hinauf auf die halbhohe Wand, die den Billardtisch gegen den Raum mit Stühlen und Tischen abgrenzte. Es fiel kein Wort. Das Mädchen saß da wie eine Puppe und ließ die Füße herabhängen. Sie hatte zu warten und nichts zu verzehren.
    Der Bursche, der das Mädchen auf die Wand hinaufgesetzt hatte, winkte einem der Kerle und begann, mit ihm Billard zu spielen, während das Mädchen von oben her zuschaute.
    Ein zweites Mädchen kam in die Bar. Sie schlug dem Burschen, der der Tür zunächst stand, den Arm kräftig um den Nacken. Als sie es ein zweites Mal tat, drehte er sich um, packte sie und schleuderte sie zu Boden. Sie trug ihre dicke Pelzjacke und mochte nicht zuviel von ihrem Sturz gespürt haben. Ohne Zögern ging sie zu dem nächsten und versuchte das gleiche mit dem gleichen Mißerfolg. Beim dritten Burschen hatte sie Glück; er hieß sie, bei ihm stehenzubleiben.
    Hugh bestellte einen weiteren Drink für sich und für Martell. Der Gast, der bald darauf eintrat, war wieder ein Mann, groß, kräftig wie alle. Er schien bekannt, denn

Weitere Kostenlose Bücher