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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Schwester hatte auch Sophia in den Kreis gezogen.
    Draußen hielt ein Wagen, die Autotür klappte, es klopfte, und Ken kam herein. Er wehrte ab, als er mithalten sollte; er hatte schon eine ausgiebige Frühstücksmahlzeit im Leibe. Sobald die andern fertig gegessen und getrunken hatten, forderte er Hugh auf, mit ihm zu kommen.
    »Zu Martin.«
    Im Wagen erklärte er: »Es ist dicke Luft. Du mußt sofort mit Martin reden. Er ist übrigens einer der intelligentesten weißen Männer, die ich je kennengelernt habe. Wir haben uns die ganze Nacht unterhalten. Sag ihm nicht, daß er zu alt für Cora sei. Das würde mich kränken. Mich – verstehst du. Ich bin jetzt sein Gast.«
    Mahan antwortete nicht.
    Der Kürschnermeister wohnte am entgegengesetzten Ende der Stadt. Redakteur Ely hatte nicht übertrieben. Martins Werkstatt und der angebaute Wohnraum wirkten zusammen nur wie eine der armseligen Hütten dieses Vororts. Ringsumher war etwas Gelände abgegrenzt. Der Schnee hatte sich gegen den Zaun gehäuft. Ken und Hugh traten in die Werkstatt ein, die Martins Wohnraum und, wie eine zerlegene Couch verriet, auch sein Schlafraum war. George Martin war eben damit beschäftigt, Holz im Ofen nachzulegen. Er schloß die Ofentür, richtete sich auf und begrüßte Ken herzlich, Hugh höflich. Außer den Werkstattmöbeln und -geräten standen vier alte Stühle mit schadhaften Polstern im Raum. George Martin setzte sich und bat seine beiden Gäste mit einer Handbewegung, das auch zu tun.
    »Mister Mahan«, begann Martin geradezu, »Sie wollen mir meine Frau wegnehmen. Glauben Sie, daß Sie das Rechte vorhaben? Haben Sie darüber nachgedacht?«
    George Martin war von mittelgroßer, schwächlich erscheinender Statur, grauhaarig. Sein Gesicht war faltenreich, beweglich. Was seine Augen sahen und seine Ohren hörten, vermittelten sie zu einem immer tätigen Gehirn, das Martins Blick die forschende Aufmerksamkeit gab.
    »Wenn ich nicht glaubte, das Rechte zu tun, wäre ich nicht hier, Mister Martin. Cora ist meine Frau. Es lag nicht an uns, daß wir uns so lange nicht wiederfinden konnten und daß wir zu jener Zeit, als wir Mann und Frau wurden, uns nicht in die Register Ihres Staates eintragen durften.«
    »Ich weiß das alles, Mister Mahan. Cora hat es mir mitgeteilt, als wir unsere Ehe schlossen. Eine Scheinehe, wie die Leute hier sagen. Ein alter Mann, der eine junge Frau nicht anrührt, weil es ein Verbrechen an ihrer Seele und an ihrem Körper wäre. In meinen Augen ist Cora dennoch meine Frau geworden. Sie ist mein guter, mein zuverlässiger Freund – gewesen. Sie zerstören etwas, Mister Mahan. Wissen Sie, ob Sie etwas aufbauen können? Sie sind jung. Nicht so jung, wie ich geglaubt habe, das sehe ich ein, seitdem ich Sie sehe. Aber werden Sie neben einer Frau her leben können? Und dabei Cora mehr geben, als sie hier gefunden hat?«
    »Das ist unsere Sache, Mister Martin, Coras und meine. Wir sind Mann und Frau, und sie hat sich entschieden.«
    George Martin antwortete nicht gleich. Seine Mundwinkel zuckten. Hugh Mahan fühlte, was in ihm vorging; Martin glaubte sich betrogen.
    »Mister Martin« – Mahans Stimme wurde um einen Ton wärmer –, »wenn Sie einem Schutzsuchenden Asyl gewähren, so können Sie ihn doch nicht eines Tages fesseln und zu Ihrem Gefangenen machen. Cora ist meine Frau, und ich werde alles tragen, was sie zu tragen hat. Sie sind weder belogen noch betrogen worden.«
    »Sie wissen, daß ich nein sagen will, Mister Mahan.«
    »Wenn Sie so sprechen, Mister Martin – die Paragraphen sind auf Ihrer Seite. Sie können aber sicher sein, daß dieser Zaun Cora und mich nicht mehr trennen wird. Sie können Cora heute noch quälen, länger nicht. Ich nehme sie mit zu meinem Stamm. Sie würden mit einem Nein nichts mehr ändern, auch wenn Sie uns beide damit verfolgen. Mit einem Ja werden Sie zwei Freunde haben. Ich liebe Cora und weiß also, daß Ihr Verzicht groß ist. Ein Vater gibt seine Tochter frei.«
    »Lassen Sie mich allein, Hugh Mahan.«
    Ken und Hugh standen auf; Ken ging voran in den Nebenraum, Hugh folgte ihm dorthin. Sie fanden sich in einem kleinen Wohn- und Schlafraum, sehr schlicht, aber ordentlich eingerichtet; es war Coras Zimmer. Sie stand neben einem Stuhl; als Gruß für Hugh neigte sie nur ein wenig den Kopf.
    Es schien Mahan sicher, daß sie das Gespräch in der Werkstatt hatte mithören müssen, ob sie wollte oder nicht.
    »Wasescha«, sagte sie in englischer Sprache, um auch von Ken

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