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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Pferd verloren? Wo steckt er?«
    »Tot.«
    Gerald schrak zusammen. »So schwer gestürzt?«
    »Erschossen.«
    »Das… das waren die Schüsse, die ich von fern gehört habe. Es ist zweimal geschossen worden.«
    »Ja. Joe Inya-he-yukan hat Philip Mac Lean getötet, ehe dieser Wakiya ermorden konnte.«
    Die Geschwister gingen in das Haus zu Melitta. Julia erzählte, ihre Stimme war nicht mehr weich; sie war heiser geworden. »Du mußt sofort zurück. Du bist eine Zeugin«, drängte Gerald. »Ich reite mit dir. Ich den Hengst, du die Stute, Melitta behält mein Pferd.«
    Ehe Julia das Haus wieder verließ, umarmte sie Melitta.
    »Wie hast du Bob gefunden?«
    »Es geht ihm nicht gut, Julia. Wer die Prärie gewohnt ist, dem fällt es schwer, in einem Loch zu leben. Aber wir hoffen, daß er die Haft überstehen wird.«
    Julia und Gerald machten sich auf den Weg.
    Bei ihrer Rückkehr auf die King-Ranch fanden sie alles unverändert. Es war Abend geworden. Der Sonnenball sandte seine Strahlen schräg, dunkel golden, und nach seinem Verschwinden blieb der flammend gelbe Schimmer am Himmel stehen. Die Kinder waren noch im Haus, wo Magasapa und Tashina mit ihnen sprachen.
    Hanska stand nach wie vor bei der Koppel. Hugh Wasescha hielt bei dem toten Jerome Wache. Bei dem Hause der Mac Leans rührte sich nichts. Die Frauen kamen nicht heraus, und die Cowboys waren noch nicht zurückgekommen. Wenn sie Proviant bei sich hatten, blieben sie in der warmen Sommernacht vielleicht draußen beim Vieh.
    Julia Tatokala ging zu dem Toten. Sie löste dort Hugh Wasescha ab, damit er sich von Gerald bei der Koppel das Ende der Pferdejagd berichten lassen könne. Die Appalousa-Stute und der junge Hengst befanden sich schon dort. Die Stelle, an der das zerreißende Lasso den Hengst fast stranguliert hätte, war zu erkennen.
    Julia saß bei Jerome und schaute auf das Antlitz, das sie vor wenigen Stunden geküßt hatte. Es war unbeweglich geworden, die Lippen waren blaß, die Lider würden sich nicht mehr öffnen und nie mehr die braunen Augen freigeben. Eine Sekunde, ein Schuß, ein Leben war ausgelöscht. Julia Tatokala konnte noch nicht denken, sie vermochte kaum zu empfinden. Sie schaute nur auf Jerome, und sie legte ihre Hand auf die seine, die schon kalt war.
    Endlich ließ sich von der Talstraße her das Geräusch herankommender Wagen vernehmen. Der Wiesenweg war für die Auffahrt frei gemacht, die Wagen waren beim gelben Haus geparkt. Ein Jeep mit zwei Polizisten, ein Polizeidienstwagen und ein Sanitätswagen fuhren herauf und hielten vor dem Haus. Ein großer und ein kleiner indianischer Polizist verließen den Jeep. Aus dem Polizeidienstwagen kamen ein Weißer in Zivil, George Mac Lean und Joe King heraus, aus dem Sanitätswagen der Arzt Eivie mit einem Sanitätsgehilfen.
    Tatokala und Hanska gingen auf einen Wink Mahans in das Zelt. Mahan selbst trat zu den Ankömmlingen heran. Nachdem er seinen Namen genannt hatte, führte er, als ob sich dies von selbst verstehe, den Kriminalbeamten und den Arzt zu dem Friedhof und der Leiche Jerome Pattons. George Mac Lean lief mit. Der Tote und alle relevanten erkennbaren Spuren ringsum wurden besichtigt und photographiert, so gut es die letzte Abendbeleuchtung und die technischen Hilfsmittel zuließen. Der Kriminalbeamte ließ sich die Stelle zeigen, von der aus George Mac Lean, und diejenige, von der aus Joe geschossen hatte.
    Eivie nahm die erste ärztliche Untersuchung an Ort und Stelle vor. Dann ging die Gruppe hinüber zu der Leiche Philip Mac Leans, auch dort wurden die entsprechenden Aufnahmen gemacht und die erste Untersuchung dieses Toten vorgenommen.
    »Die Leichen sind freigegeben«, entschied der Kriminalbeamte, nachdem Eivie die zweifelsfreien Todesursachen festgestellt hatte.
    Der Kriminalbeamte wandte sich an Mahan.
    »Sie waren Augenzeuge?«
    »Ja.«
    »Wer noch?«
    Mahan nannte die Namen.
    »Stimmt mit den Angaben von King überein. Wo ist jetzt das Pferd, um das es ging?«
    »Dort in der Koppel. Der junge Appalousa-Hengst.«
    »Ah so?! Seit wann?«
    »Seit etwa zehn Minuten.«
    »Wie ist er denn hierhergekommen?« rief George Mac Lean, der ebenso wie Joe King das Gespräch mithören konnte.
    Der Kriminalbeamte bedeutete ihm zu schweigen. Er ging zu der Koppel; die andern folgten ihm dorthin.
    »Also«, sagte er, »wie kam das Pferd wieder hierher?«
    Gerald gab Auskunft.
    »Das wär’s also. Zwei Tote und das Pferd ohne Scherereien wieder eingefangen.«
    Der Kriminalbeamte winkte

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