Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg
weiteren Fragen!«
Mabel Mac Lean verließ den Zeugenstuhl. Ihr blasses Gesicht hatte sich gerötet. Der Staatsanwalt mußte sich umstellen und neu disponieren.
Er verlangte, den Zeugen Hugh Mahan ins Kreuzverhör zu nehmen. »Genehmigt.«
Hugh Mahan nahm den Platz ein, den Mabel Mac Lean verlassen hatte.
»Mister Mahan, Sie sind heute ebenso gekleidet wie Mister King. Ist das immer der Fall?«
»Nein.«
»Was für eine Kleidung trugen Sie am fraglichen Tag?«
»Meine dunkelblauen Jeans und ein Hemd von Joe King, zufällig mit dem gleichen Karo, das Joe an diesem Tage trug. Den ledernen Cowboyhut.«
»King hatte keinen Hut auf.«
»Doch, er hatte seinen Hut aufgesetzt, als die Lage gespannt wurde.«
»Sie geben zu, auf Mac Lean angelegt zu haben?«
»Ja. Als Jerome erschossen war. Um einem weiteren Mord vorzubeugen. Byron Bighorn auf dem Friedhof war in Gefahr.«
»Er brauchte den Friedhof, auf dem er sicher war, nicht zu verlassen.«
»Er hatte ihn noch nicht verlassen, als Philip Mac Lean schon abdrücken wollte.«
»Das behaupten Sie.«
»Nicht nur ich.«
»Sie konnten das überhaupt nicht erkennen.«
»Ich konnte es erkennen. Es war heller Tag, und ich habe gute Augen. Sie können einen Lokaltermin veranlassen und meine Aussage nachprüfen.«
»Sie haben hier auszusagen und nicht Ratschläge zu erteilen. Sie geben jedenfalls zu, daß Sie schießen können, Sie hatten Ihre Remington bei sich.«
»Meine Harris. Kaliber 22.«
»Sie und der Angeklagte wollten die Mac Leans zusammenschießen. Geben Sie es endlich zu! Sie sagen unter Eid aus.«
»Ich wollte ebenso wie Joe King unseren Jungen schützen, der sich der Mordlust der Mac Leans waffenlos auslieferte.«
»Das Pferd hätte schriftlich zurückverlangt werden können.«
»Der junge Hengst war verschreckt und konnte über alle Berge sein, ehe ein Brief überhaupt geschrieben war. Es gibt überdies auf diesen Ranches keine Postzustellung; der Brief hätte in der ›General delivery‹ zur Abholung gelegen, vielleicht eine Woche lang.«
»Ihre jungen Leute haben provoziert.«
»Die Provokation lag bei den Mac Leans durch den Schuß George Mac Leans und durch den Griff von Philip Mac Lean an den Abzug.«
»Sie und der Angeklagte haben den jungen Menschen den Wahnsinn, sich einzumischen, eingeredet, nur, um einen Vorwand zum Schießen zu haben.«
»Wir waren nicht auf dem Friedhof und haben niemanden beredet. Fragen Sie Byron Bighorn und Elwe MacIntosh.«
»Sie sind ein Karate-Mann?«
»Ja.«
»Illegal ausgebildet natürlich.«
»Nein. Legal. Ich bin eingetragen.«
»Wo?«
»Chicago, Indian-Center. Man muß sich in dieser Stadt verteidigen können und die indianischen Frauen im Selbstschutz ausbilden.«
»Ah! Sie waren sogar Karate-Lehrer.«
Leroy meldete sich zu Wort.
»Einspruch. Diese Fragen gehören nicht zur Sache.«
Der Staatsanwalt entgegnete, zum Richter gewandt: »Ich komme zur Sache. Euer Ehren gestatten?«
»Genehmigt.«
»Mister Mahan, Sie haben Philip Mac Lean im September vorigen Jahres mit einem Karate-Manöver angegriffen. Er mußte sich also durch Ihre Gegenwart bedroht fühlen.«
»Nein. Damals handelte es sich um den Versuch Mister Philip Mac Leans, sich ohne Erlaubnis des Eigentümers eigenmächtig und mit Gewalt ein Pferd aus Kings Koppel zu holen. Ich habe diesen Versuch abgewehrt. Das hat mit allgemeinen Befürchtungen nichts zu tun. Es zeigt nur, daß Mac Lean seinerseits das Gelände der King-Ranch betreten durfte, ohne erschossen zu werden.«
»Sie sind verletzt. Mit wem haben Sie sich jetzt wieder geschlagen?«
Leroy wollte erneuten Einspruch erheben, aber Mahan winkte ab. Er wollte die Frage beantworten.
»Ich habe mich nicht geschlagen. Die Polizei hat mich geschlagen. Ich wurde bei den polizeilichen Vernehmungen mißhandelt mit dem Ziel, Aussagen zu erpressen.«
Durch den Saal ging eine Bewegung wie von widereinander klatschenden Wellen. Die Stimmung war geteilt.
»Wenn sich aus den Aussagen der Polizisten aber ergeben wird, daß Sie nicht mißhandelt worden sind, sondern daß Ihr tätlicher und gefährlicher Widerstand als Karate-Mann gebrochen wurde, so haben Sie Bestrafung wegen Widerstand zu erwarten.«
»Ich habe mich in keiner Weise widersetzt; ich habe bewußt auf jeden Widerstand verzichtet. Ich könnte also meinerseits Klage erheben. Es gibt genug Zeugen der Vorgänge.«
Der Staatsanwalt begriff, daß er auf Glatteis geraten war, und verzichtete auf weitere Fragen an diesen Zeugen,
Weitere Kostenlose Bücher