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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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der sich trotz seines schlechten körperlichen Zustandes nicht verwirren ließ.
     
    Die Vernehmungen wurden fortgesetzt. Die einzige unter den indianischen Zeugen, die bei einem großen Teil der Zuhörer Sympathien oder Mitleid fand, war Queenie Tashina King mit ihrem blassen Gesicht, ihrer sanften Stimme, ihrem sehr weiblichen, harmonisch gebauten Körper und dem sich nie ganz entschleiernden Blick der schwarzen Augen. Was für ein Schicksal für diese junge Frau, einem rothäutigen Gangster angetraut zu sein! Auf solche Gedanken brachte Queenie nicht wenige der Zuhörer und vielleicht sogar zwei ältere Herren unter den Geschworenen. Tatokala hatte kein Mitleid erregt; ein paar junge Burschen verrieten in ihren Blicken völlig andere Empfindungen gegenüber diesem Mädchen, das sie in Gedanken einen steilen Zahn nannten und das sie nicht ungern bezwungen hätten.
    Als letzter wurde Wakiya aufgerufen. Er war für sein Alter eine auffallende Erscheinung, lang gewachsen, mager, mit hoher Stirn und den von Gedanken, Empfindungen, Leiden schon durchgearbeiteten Zügen; er wirkte in diesem Augenblick krank, unjugendlich.
    Joe folgte von der Anklagebank her Wakiya mit einem verdeckten Blick, der weder dem Richter noch dem Staatsanwalt oder dem Verteidiger, noch auch im Zuhörerraum auffallen konnte, aber Wakiya spürte ihn, weil er an Joe Inya-he-yukan dachte.
    Byron Bighorn ging langsam, vom Staatsanwalt geladen, zum Zeugenstuhl. Leroy war versucht gewesen, die Stirn zu runzeln. Das wußte kein anderer als er selbst, denn sie blieb glatt.
    Der Staatsanwalt brauchte einen Abschlußerfolg bei den Vernehmungen, die nicht zugunsten seiner Anklage verlaufen waren, und er war sich dieses Erfolges nach der Voruntersuchung gewiß.
    Wakiya leistete den Eid, die volle Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen.
    »Sie sind also entschlossen, Byron Bighorn, uns die Wahrheit zu sagen, und Sie werden sich nicht dadurch beirren lassen, daß der Angeklagte Ihr Pflegevater ist?«
    »Ich sage die Wahrheit.«
    Die Stimme hatte schon den männlichen Klang.
    »Sie saßen auf dem Friedhof und haben beobachtet, wie Jerome Patton mit dem Angeklagten auf dem Gelände der King-Ranch sprach.«
    »Wie Jerome Patton mit Joe Inya-he-yukan King sprach, meinen Sie?«
    »Ja. Mit Joe King. Haben Sie verstanden, was die beiden miteinander besprochen haben?«
    »Ich habe nicht darauf geachtet.«
    »Patton kam zu Ihnen. Er traf mit Ihnen die Abrede, daß Sie beide auf das Gelände der Mac Lean-Ranch gehen wollten, um die geplante Provokation weiter durchzuführen und für diesen Plan Joe Kings sogar Ihr Leben zu riskieren.«
    »Nicht so. Jerome sagte mir, daß er mit erhobenen Händen gehen werde, um mit Mac Lean zu sprechen und den Hengst zurückzuerbitten. Er glaubte an den Frieden. Er war unbewaffnet. Ich antwortete Jerome, daß Mac Lean ihn erschießen würde, denn an die Gewaltlosigkeit der weißen Männer habe ich nicht so geglaubt wie er. Wenn Mac Lean Jerome wirklich erschoß, wollte auch ich mit erhobenen Händen Jeromes Weg gehen, und alle Augen sollten sehen, daß die Mac Leans nicht aus Notwehr schossen, sondern aus Lust zu töten.«
    »Zeuge! Was phantasieren Sie! In der Voruntersuchung haben Sie etwas völlig anderes gesagt!«
    »Ich habe eben dies gesagt. Der Untersuchungsrichter hat aber etwas anderes aufschreiben lassen, weil er mich nicht verstand. Wie sollte er ein Lebensopfer verstehen?«
    »Sie geben doch wohl zu, daß es Irrsinn ist, was Sie uns jetzt vorgetragen haben.«
    »Nach meiner Denkweise ist es kein Irrsinn, vielleicht nach der Ihren!«
    »Wer hat Ihnen den Unsinn eingeschwatzt?«
    »Niemand. Ich habe solche Gedanken gefaßt, während ich zwischen den Gräbern saß.«
    »Ist das nicht anomal für einen Boy Ihres Alters, zwischen Gräbern zu sitzen? Sie waren auf den Friedhof gegangen, um mit den andern zusammen zu provozieren. Das ist der Kern Ihrer Aussage. Geben Sie die Wahrheit zu!«
    »Einspruch!« rief Leroy. »Das sind Suggestivfragen.«
    »Dem Einspruch ist stattgegeben«, sagte der Richter.
    Der Staatsanwalt knetete von neuem an dem Gedankenteig, aus dem er seine Fragen backen wollte.
    »Der Angeklagte hatte Ihnen erlaubt, auf den Friedhof zu gehen.«
    »Da gab es nichts zu erlauben; es war unser Recht. Ich war täglich dort.«
    »Begriffen Sie die gespannte Situation überhaupt nicht? Die Männer standen sich, die Gewehre in der Hand, gegenüber.«
    »Darum wollte ich mit den Toten sprechen.«
    Der Staatsanwalt

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