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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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sich, um mit Mahan zusammen zurückzugehen.
    Aus einiger Entfernung war das Geräusch eines zweiten Wagens zu hören, eines außerordentlich schnell fahrenden Wagens, der Motor summte.
    Mit der Schnelligkeit eines flüchtenden Wildes wandte sich Patricia zu der Straße zurück und warf sich vor die Räder. Der Wagen wurde voll gebremst, die Reifen schrien; das Fahrzeug geriet aus der Bahn, ehe es stand.
    Mahan, der schon bei Patricias schneller Wendung reagiert hatte und sie noch hatte fassen wollen, sprang herzu.
    Das Rückgrat des Mädchens war gebrochen, der Brustkorb zerquetscht. Blut lief über die Straße.
    Der Fahrer hatte den Wagen zurückgebracht, war ausgestiegen und stand mit Mahan zusammen bei der Toten.
    »Sie ist vor den Wagen gesprungen«, sagte er.
    »Ich weiß.«
    Der junge Mann wies seine Papiere vor. »Notieren Sie bitte. Ich muß weiter.«
    Er reichte Mahan Papier und Kugelschreiber, und Hugh schrieb alles auf, Name, Adresse, Autonummer. Er schrieb absichtlich langsam, um abzuwarten, daß jemand herbeikäme.
    Die Kinder standen unbeweglich auf dem Vorplatz der Schule. Endlich lief der blasse Lehrer zu Hugh.
    »Mister Cargill«, bat Mahan, »rufen Sie sofort die Polizei an und verständigen Sie den Rektor. Der Fahrer hier wird solange warten, auch wenn er es eilig hat.«
    Cargill eilte zur Schule zurück und befahl dabei allen Kindern, sofort in das Schulhaus zu gehen. Auch Hanska und die Zwillinge mußten gehorchen.
    In diesem Augenblick, in dem Mahan und der Fremde allein waren, wollte dieser überraschend wieder in den Wagen einsteigen. Mahan packte ihn, aber der Fremde zog den kleinen Ärmelrevolver und schoß. Mahans Griff wurde durch den Schuß, der den Arm getroffen hatte, gelockert. Der Fremde riß sich los, sprang in den Wagen zurück und startete mit Vollgas. Der Motor heulte. Als Rektor Snider entsetzt herbeieilte, war der Jaguar schon wieder verschwunden.
    Zur gleichen Zeit wie Snider waren Ball und Warrior zur Stelle; Cargill war mit ihnen zurückgekommen.
    »Stehen Sie nicht herum, sondern sperren Sie sofort ab«, ordnete der Rektor an. Er sprach heiser, wie abgewürgt. Warrior und Mahan stellten sich auf die Straße, um etwa herankommende Fahrzeuge von der Toten und von den Spuren abzuhalten.
    Patricia lag noch da, mit dem Gesicht zur Erde, die Arme ausgebreitet. Das Blut hatte sich verlaufen und trocknete. Es konnte lange dauern, bis Polizei kam. Die 3. Tagesschule war weit entfernt von Agentursiedlung und Polizeistation. Man hatte sie an eine der wenigen Stellen gebaut, an der Wasser außerhalb der Agentursiedlung leicht zu erreichen war.
    Zwei Haus- und Küchenarbeiter brachten Bretter und bauten eine behelfsmäßige Absperrung, setzten auch eine Warnfahne.
    »Ich habe heute nachmittag keinen Unterricht, ich halte Wache«, bestimmte Ball. »Warrior und Cargill, begeben Sie sich sofort zu Ihren Schülern; der Unterricht läuft. Sobald die Polizei kommt, wird das Unglück geklärt. Und Sie, Mahan, gehen ins Krankenzimmer. Miss Hay muß jemanden finden, der Sie sofort ins Hospital fährt.«
    »Es ist unwesentlich«, sagte Hugh mit einem abwertenden Blick auf seinen angesengten durchbluteten Hemdsärmel. »Notverband, dann werde ich den Unterricht bei meinen Beginnern fortsetzen. Heute abend kommt der Arzt sowieso hierher.« Er ging ins Schulhaus.
    Snider blieb bei Ball stehen. Bis jetzt hatte er kein weiteres Wort herausgebracht, aber es arbeitete in ihm.
    Als der Nachmittagsunterricht schon beendet war, hatte sich noch immer kein Polizist gezeigt. Die Tagesschüler wurden in Gruppen zu den Schulbussen geführt, so daß sich keines der Kinder der Unglücksstelle nähern konnte, und die Busse fuhren die Kinder nach Hause. Der Sport für die Internatsschüler fiel aus, sie hatten in ihren Zimmern zu bleiben. Als der Vorplatz leer war, ließ Snider diejenigen Lehrer, Erzieher und Angestellten, die etwas gesehen hatten oder gesehen zu haben oder zu wissen glaubten, an Ort und Stelle rufen, auch seine Sekretärin zum Protokoll. »Cargill, was hat sich abgespielt?«
    »Patricia Bighorn ging unerlaubterweise zur Straße. Mahan ging ihr nach und holte sie weg. Plötzlich machte sie kehrt und warf sich vor einen heranbrausenden Wagen.«
    »Cargill, wissen Sie, was Sie sagen? Das wäre Selbstmord gewesen. Dafür fehlt Motiv. Patricia war eine gute Schülerin.«
    »Es war Selbstmord, Mister Snider.«
    »Ich halte es für einen Unglücksfall. Wer hatte die Aufsicht? Sie und Mahan.

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